In den letzten 25 Jahren ist die Arbeitslosenquote unter Akademikern kontinuierlich angestiegen – und eine Besserung ist nicht in Sicht: 2001 standen knapp fünf Prozent aller Absolventen auf der Strasse.
Anders als bei jeder anderen Gruppe Arbeitssuchender gestaltet sich für Akademiker die Jobsuche als extrem schwierig. Die Arbeitsämter sind häufig damit überfordert, die Absolventen auf die richtigen Jobs zu vermitteln. Zu unklar sind Bezeichnungen, "Sinn und Unsinn" der Studiengänge und der "Wert" der Arbeitskraft. Direkte Bewerbungen bei Unternehmen vermitteln zwar dem Bewerber das Gefühl, etwas getan zu haben, dennoch sind auch diese Bemühungen eher selten von Erfolg gekrönt. Firmen, die Stellen ausschreiben, werden regelrecht überflutet von Bewerbungen. Die Personalchefs haben dann die Qual der zu großen Auswahl. Nicht selten bekommen Bewerber weder ein Feedback noch erhalten sie ihre Unterlagen zurück. Und auf Nachfragen der Bewerber wird zum Teil unfreundlich reagiert. Was bleibt, ist ein fahler Nachgeschmack und das Gefühl, es wieder einmal nicht geschafft zu haben.
Das hat auch Kay Nöthen erlebt. Der 29-Jährige studierte Politische Wissenschaften in Bonn und sammelte erste Berufserfahrung in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Nun sucht er seit über einem Jahr einen Job. Nöthen stellt fest, dass sich vor allem die Struktur in den Unternehmen geändert hat: "Hat man früher noch Junior-Consultants eingestellt, so sucht man nun für diese Positionen Volontäre oder besser noch – Praktikanten." Und noch etwas hat sich entscheidend geändert: "Die Behandlung von arbeitssuchenden, hochqualifizierten Akademikern lässt sich kritisieren. Der Arbeitgebermarkt ist hart und rauh – und manchmal auch einfach unfair und unverschämt", so Nöthen.
Text-Kriterien
- Word-Format
 - Schriftart Courier
 - Schriftgröße 10
 - Mindestens drei Seiten
 - Geschrieben wird in neuer Rechtschreibung
 - Einhaltung stilistischer Merkmale
 - Kürzung und Veränderung geschieht
 nur in Absprache mit den Autoren
Jammern gilt nicht
Zusammen mit anderen Betroffenen will er jetzt ein Buch über die Situation auf dem Akademiker-Arbeitsmarkt schreiben. Das soll aber keinesfalls ein trauriger Abgesang auf die schlechte Lage werden: "Wir haben trotz dieser schweren Zeit den Humor nicht verloren und wollen nun Geschichten erzählen, die uns passiert sind. Diese sind witzig, frech oder einfach nur unglaublich: Die unverschämteste Absage, das skurrile Bewerbungsgespräch, Ärger mit der Erstattung von Fahrtkosten", erklärt der angehende Autor sein Projekt mit dem Arbeitstitel "Hilfe, ich bin Akademiker!".
Und was der PR-Experte mit seinem Buch bezwecken will, weiß er ganz genau: "Wir richten uns in erster Linie an Leidensgenossen, denen wir den Rücken stärken und ihnen zeigen wollen, dass sie nicht allein sind. Wir richten uns aber auch an Arbeitgeber und Institutionen, denen wir so den Spiegel vorhalten können. Dabei werden keine Rachegedanken oder niederen Instinkte bedient, denn auf die Nennung der Namen von Arbeitgebern werden wir verzichten."
Kontakt
Weitere Informationen und Fragen beantwortet Kay Nöthen per Mail oder auf www.noethen.org
Ran an die Tasten!
Um das Ganze zu realisieren, braucht Nöthen noch Unterstützung: "Ich suche noch arbeitslose Akademiker oder solche, die es mal waren und eine gute Geschichte zu erzählen haben. Das Buch soll ein Gemeinschaftsprojekt werden, jeder wird über alle Schritte bis zur Veröffentlichung voll informiert", erklärt der 29-jährige. Es gibt auch schon ein paar Verlage, die sich für "Hilfe, ich bin Akademiker!" interessieren. Die wollen aber erst einmal ein Konzept und Textbeispiele sehen. Darum gilt: "Es wird erst einmal gesammelt. Wie schnell das gehen wird, ist leider nicht zu sagen, das hängt von der Anzahl der Interessierten ab. Sollte dann ein adäquates „Werk“ fertig sein, geht der konzeptionelle Vorschlag an die Verlage." Sein Appell an alle Interessierten lautet: Ran an die Tasten! Schreibt Euren Erlebnisbericht!"