Deutschland steht die bisher heißeste Woche des Jahres bevor - womöglich könnte sogar der Hitzerekord für den Monat Juni geknackt werden. Der steht aktuell noch bei 38,2 Grad, die 1947 in Frankfurt gemessen wurden. Die Experten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sind jedenfalls ziemlich sicher, dass diese Marke geknackt wird. So klettern die Temperaturen bereits am Montag auf bis zu 34 Grad, lediglich an den Küsten bleibt es mit 25 Grad kühler. Dienstag sind laut DWD je nach Region mit bis zu 39 Grad zu rechnen, am Mittwoch könnten dann mancherorts gar 40 Grad erreicht werden.
Derartige Temperaturen lassen viele Schüler auf Hitzefrei hoffen, was heutzutage jedoch so gut wie gar nicht mehr ausgesprochen wird. Galt früher fast überall noch die einfache Regel, dass der Unterricht zum Mittag beendet wird, wenn das Thermometer morgens um zehn Uhr schon 25 Grad im Schatten anzeigt, so ist die Situation heute eine deutlich kompliziertere, weil es keine einheitliche Regelung für alle Bundesländer gibt. Die kann es auch gar nicht mehr geben, denn unterschiedliche Schulformen haben unterschiedliche Verpflichtungen und Voraussetzungen.
Bundesländer handhaben das Thema Hitzefrei unterschiedlich
Besucht ein Kind beispielsweise eine verlässliche Grundschule oder eine Ganztagsschule, sieht es mit dem Hitzefrei ziemlich schwierig aus. Während an anderen Schulen die Entscheidung, ob die Kinder gehen dürfen, bei der Schulleitung liegt, garantieren diese Schulen den Eltern, dass die Kinder bis zu bestimmten Uhrzeit betreut sind. Das heißt: Es kann bei hohen Temperaturen zwar der Unterricht ausfallen, das bedeutet aber nicht, dass die Schüler sich auf direktem Weg ins Freibad begeben dürfen. Es findet stattdessen nach der "wärmebedingten Beendigung des Unterrichts" ein dem Wetter angemessenes Alternativangebot in der Schule statt.
Manche Bundesländer haben Empfehlungen herausgegeben, die der Schulleitung die Entscheidung über Hitzefrei oder nicht erleichtern sollen. Nachfolgend einige Beispiele:
- In NRW beispielsweise gilt eine Raumtemperatur von 27 Grad als Richtwert für Hitzefrei. Liegt die Temperatur unter 25 Grad, ist eine vorzeitige Beendigung des Unterrichts unzulässig.
- In Bremen müssen im Schulgebäude mindestens 25 Grad herrschen, damit die Schulleitung ein Hitzefrei aussprechen kann.
- In Mecklenburg-Vorpommern kann der Unterricht demnach verkürzt werden, wenn Wärme und Luftfeuchtigkeit "nicht mehr zumutbar" erscheinen. Ein Ausfall von Stunden soll nur notfalls bestimmt werden.
- In Sachsen-Anhalt kann der Unterricht früher beendet werden, wenn im Klassenraum schon um elf Uhr morgens 26 Grad oder mehr erreicht werden.
Hitzefrei gilt nicht für Oberstufenschüler
Manchmal allerdings ist auch die Beschaffenheit der Schule entscheidend. Handelt es sich etwa um ein dickwandiges Gebäude unter Bäumen, kann das Klima in den Klassen trotz hoher Außentemperaturen kühl bleiben. Sitzen die Kinder aber etwa mitten in der Großstadt in mobilen Containern auf dem asphaltierten Schulhof, steigt die Hitze in den Räumen sehr stark an.
Immer Pech haben in der Regel Schüler in der Oberstufe und der Berufsschule. Ihnen wird zugetraut, sich auch bei höheren Temperaturen noch konzentrieren zu können. Während bei der Durchsage des Schuldirektors über die Lautsprecher aus allen anderen Räumen Jubel ertönt, bleibt es in der Sekundarstufe II ruhig. Nur wenn Kreislaufbeschwerden oder ein Hitzestau drohen, ist auch hier eine Unterrichtsbefreiung möglich. Erteilt die Schulleitung dem Hitzefrei dennoch eine Absage, bleibt immerhin noch die Möglichkeit, den Lehrer zu überzeugen, dass ein Wechsel nach draußen extrem sinnvoll wäre.
Schüler in Brandenburg und Berlin müssen sich mit dem Thema Hitzefrei in diesen ohnehin nicht mehr beschäftigen: Seit vergangenen Donnerstag sind in beiden Bundesländern nämlich schon Sommerferien.