Bildungsgewerkschaften warnen vor Unterrichtsausfällen oder sogar Schulschließungen, falls in einer möglichen neuen Corona-Welle viele Lehrerinnen und Lehrer erkranken. Der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Montag:
"Wenn der Schutz und damit die Gesundheit der Lehrkräfte nicht hinreichend beachtet wird, werden die Schulschließungen vor dem Hintergrund des bereits ohnehin schon dramatischen Personalmangels, bei entsprechendem Krankenstand von ganz allein kommen", bemängelte Beckmann.
Ähnliches befürchtet die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern. "Sollte es wieder zu deutlich mehr Krankheitsfällen bei den Beschäftigten an Schulen und Kitas kommen, wird es wegen des ohnehin herrschenden Lehrkräftemangels zu noch mehr Unterrichtsausfall kommen", sagte Finnern dem RND. Krankheitsbedingte Lücken wären nicht mehr zu kompensieren.
VBE-Vorsitzender: Infektionsschutzgesetz bleibe hinter Erwartungen zurück
Dass Schulen und Kitas offen bleiben könnten, müsse oberste Priorität haben, warnte Beckmann. "Besonders aus diesem Grund schauen wir mit Sorge auf den Umstand, dass das Infektionsschutzgesetz deutlich hinter unseren Erwartungen zurückbleibt."
Das Infektionsschutzgesetz gilt ab dem 1. Oktober und sieht vor, dass die Länder an Schulen und Kitas Corona-Tests vorschreiben können. Ab Klasse fünf sind auch Maskenpflichten in Schulen möglich, soweit dies "zur Aufrechterhaltung eines geregelten Präsenz-Unterrichtsbetriebs erforderlich ist". Schulschließungen soll es als Corona-Schutzmaßnahme nicht mehr geben.
Dass das Gesetz keine temporäre Maskenpflicht bei steigenden Infektionszahlen vorschreibt, stößt beim VBE-Vorsitzenden Beckmann auf Unverständnis: "Hiermit wurde eine sehr effektive Maßnahme, um Unterricht in Präsenz zu ermöglichen und trotzdem relativ sicher vor einer Infektion zu sein, kategorisch ausgeschlossen."