Münsters Studenten auf dem Weg zu Vorzeige-Skihasen
Wenn irgendwo auf den schneeweißen Pisten von Champerix ein junger Mensch mit Badekappe oder mongolischer Fellmütze leicht geduckt versucht, möglichst unauffällig einen ganzen Skitag so schmerzfrei wie möglich vorbeiziehen zu lassen, dann ist dies mit großer Wahrscheinlichkeit ein Student aus Münster. Sein Schmerz rührt in diesem Falle nicht etwa von einem gewöhnlichen Muskel- oder sonst irgendeinem Kater, sondern von dem Schamgefühl, das seit dem letzten Abendessen immer wieder eine unerträgliche Hitze in seinen Kopf steigen lässt. Er ist für vierundzwanzig Stunden Träger des »Hoeneß-Preises«, der von dem Münsterschen Ski-Team des Hochschulsports ( HSP) nach jedem Abendessen verliehen wird und sich dadurch auszeichnet, dass sich sein Träger etwas besonders Peinliches geleistet haben muss und an diese Tatsache noch eine ganze Weile erinnert werden soll. Wer den Schaden hat...
Seit zwei Jahren begleitet Felix Wörner, Sportstudent aus Münster, studentische Gruppen, die mit dem HSP der Uni Münster in Richtung Alpen starten um dort die Ski- und Winterfreuden zu genießen. Felix ist dafür zuständig, dass aus mitteldeutschen bergfremden Westfalen sportlich aktive Vorzeige-Skihasen werden, die nach einer Woche Hochleistungssport im Schnee leicht gebräunt mit weißen rhesusäffchenähnlichen Rändern um die Augen und möglichst ohne schlimmere Blessuren ins Münsterland zurückkehren. Dort können sie sich dann mit vollem Elan in das neue Semester stürzen und mit den neuen Bekannt- oder Freundschaften in Erinnerungen schwelgen. Eine dieser Erinnerungen ist für sie sicher die Hoeneß-Verleihung, die immer wieder zur allgemeinen Belustigung führt und von den Alteingesessenen mittlerweile als traditionell angesehen wird.
Der HSP, eine Organisation der Uni Münster, stellt die Rahmenbedingungen für die zehn bis zwölf Wochenskikurse, die jedes Jahr in den Wintersemesterferien stattfinden, bucht die Hütten und organisiert den Bustransfer. Alles weitere planen die Gruppenleiter, die selbst Studenten an der Uni sind, und einmal im Jahr nach den Richtlinien des DSV zu professionellen Skilehrern ausgebildet werden. Eingekauft wird zu Hause, die Hütten sind Selbstversorgerhütten und motivieren die Studenten, in Teams kreativ kulinarische Köstlichkeiten zu zaubern, naja - Hauptsache man wird satt. Beim Skifahren werden die Studenten gemäß ihres Könnens in drei Gruppen eingeteilt und betreut. Man kann schnell neue Leute kennen lernen und wenn nicht beim Skifahren, dann aber bestimmt beim Nackttanzen im Schnee, oder auf einer Hawaii-Party im Bikini. Ein gewisses Knistern bleibt auf keinen Fall aus und wenn es nur das des Kaminfeuers ist. (ck)