Der Energiekonzern Eon überraschte mit einem unerwartet guten Umsatz- und Gewinnzahlen. Allein der Halbjahresumsatz stieg um 31 Prozent auf 36,9 Milliarden Euro. Der Gewinn klettere um 13 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro, deutlich mehr, als von Analysten erwartet. Profitiert hat der Konzern dabei sowohl vom gestiegenen Strom- und Gasverkauf, als auch von Preiserhöhungen. Die blühen den Eon-Kunden jetzt wieder.
Im Gespräch sind sechs Prozent mehr
Zwar hatte Eon Thüringen Anfang August den Strompreis für seine rund 700.000 Kunden öffentlichkeitswirksam um vier bis fünf Prozent gesenkt, rudert jetzt aber zurück. Zum 1. Januar 2007 sollen die Strompreise - und das vermutlich für die meisten Verbraucher - wieder nach oben gehen. Über die genaue Höhe gibt es bisher nur Spekulationen, in unbbestätigten Medienberichten wird aber von sechs Prozent gesprochen. So hat auch Eon Bayern schon einen entsprechenden Antrag beim bayerischen Wirtschaftsministerium gestellt, RWE zieht am 15. August nach, ebenso die Mannheimer Stadtwerke MVV. Von Tariferhöhungen bei Eon und RWE wären bundesweit mehrere Millionen Haushalte betroffen.
Strompreis und Netzentgelte
Erst kürzlich verpflichtete die Bundesnetzagentur einige Stromkonzerne, die Netzgebühren zu senken - allerdings geht es dabei nur um das Hochspannungsnetz. Einen Bescheid für die sogenannte Verteilnetzebene, die näher zum Verbraucher liegt und einen höheren Anteil am Strompreis ausmacht, gibt es noch nicht. Die Netzentgelte machen rund 30 Prozent des Strompreises aus. Eine Erhöhung muss von den regionalen Gesellschaften der Konzerne bei den Bundesländern beantragt werden.
Damit wollen die Stromkonzerne offenbar verordnete Einnahmeausfälle auf die Endverbraucher abwälzen. Erst im Juli hatte Mathias Kurth, Chef der Bundesnetzagenturm den Energieriesen in einer ersten Runde niedrigere Preise bei den Durchleitungsgebühren verordnet. RWE und die Energie Baden-Württemberg (EnBW), mussten neun beziehungsweise acht Prozent, die vor allem in Nord- und Ostdeutschland vertretene Vattenfall gar Abstriche in Höhe von 18 Prozent an ihren beantragten Netzentgelten vornehmen. Diese Gebühren sind eine Art Miete, die Stadtwerke oder Anbieter ohne eigene Netze den großen Stromanbietern zahlen müssen. Die Kosten werden auf den Verbraucher umgelegt und haben am Endkundenpreis einen Anteil von rund einem Drittel.
Länder wollen streng prüfen
Die Regulierer der Netzagentur hofften, dass sich die Senkung der Netzkosten auf den Endkundenpreis durchschlägt - machten aber die Rechnung ohne das Profitdenken der Konzerne. Obwohl bereits im vergangenen Jahr die Wirtschaftsministerien der Länder Nordrhein-Westfalen und Hessens Strompreiserhöhungen kategorisch abgelehnt haben, nehmen die Stromriesen einen neuen Anlauf. Da eine Strompreiserhöhung aber von den regionalen Gesellschaften der Konzerne bei den Bundesländer beantragt werden muss, dürften sie künftig mit stärkerem Gegenwind rechnen. So kündigte der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) an: "Sofern keine außergewöhnlichen Ereignisse eintreten, werden wir keine weitere Strompreiserhöhungen genehmigen."
Außergewöhnlich sind derzeit aber fast nur die Gewinne der Konzerne: Auch RWE Energy hat im ersten Halbjahr 2006 das Betriebsergebnis steigern können: um satte 19 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. "Die Kostenkürzungen der Bundesnetzagentur stellen einen erheblichen Eingriff in das Netzgeschäft dar", sagte Vorstandschef Harry Roels bei der Präsentation der Halbjahres-Zahlen in Essen. Für das zweite Halbjahr rechnet das Unternehmen deshalb mit einem schwächeren Unternehmensergebnis.
Kunden bleibt nur der Wechsel
So begründen sowohl Eon als auch RWE die Anhebung mit gestiegenen Beschaffungs- und Brennstoffkosten. Laut Martin Schreiber, Sprecher von Eon Thüringen, waren "am vergangenen Freitag die Preise an der Strombörse Leipzig 40 Prozent höher, als ein Jahr zuvor." Auch die geplante Mehrwertsteuererhöhung soll auf die Stromtarife durchschlagen. Wollen Stromkunden also kommenden Preiserhöhungen entkommen, bleibt ihnen wohl nur eines: Der Wechsel zu einem günstigeren Anbieter.