Butterkekse statt Baguette, Bier statt argentinischem Rotwein, Sekt statt Champagner – wer am vergangenen Wochenende im Edeka-Markt in der Hamburger Hafencity einkaufen wollte, stand widererwartend nicht vor üppig gefüllten Regalen und Auslagen, sondern wurde von gähnender Leere empfangen. Kleine Pappschilder mit Aufschriften wie "Dieses Regale zeigt: Wir wären ärmer ohne Vielfalt" oder "So leer wären unsere Regale ohne Ausländer" zieren die verwaisten Regalfluchten wo sich sonst Tomaten, Oliven oder Kaffee stapeln. Die Botschaft ist klar: Ohne Ausländer sähe das Angebot in den Supermarktregalen ziemlich mau aus. Videos und Bilder, sie auf Twitter oder Facebook kursieren, zeigen, was übrig bleibt, wenn Deutschlands Grenzen für Importe geschlossen würden.
Wie die "Hamburger Morgenpost" vermutet, stünden hinter den leeren Regalen Dreharbeiten für einen Edeka-Werbefilm. Am Samstag habe nämlich ein Kamerateam in dem Markt in der Hafencity gefilmt und die Leere sowie die Reaktion der Kunden aufgenommen. Beim Verlassen des Ladens seien die Kunden dann darüber informiert worden, dass sie gefilmt worden seien und um ihr Einverständnis für eine Veröffentlichung gebeten worden.
Und die Aktion ist nicht nur aufwendig, sondern wird auch nicht billig gewesen sein. Schließlich fehlen nicht nur die Einnahmen. Hinzu kommt, dass die Waren nicht nur ausgeräumt, sondern auch zwischengelagert und später wieder in die Regale gestellt werden müssen. Das alles kostet.
Edeka-Konzernzentrale bestätigt Aufnahmen
Die Hamburger Konzernzentrale bestätigte dem stern heute die Aufnahmen, wollte sich aber weiterhin nicht näher zum Hintergrund, deren genauen Inhalten und dem Veröffentlichungszeitpunkt äußern. Man freue sich über die vielen positiven Reaktionen auf die Aktion. Auch die Hamburger Werbeagentur "Jung von Matt", die bereits mit Edeka-Spots wie "#Heimkommen" , "#Zeitschenken" oder zuletzt zur Grillsaison "#HerrenDesFeuers" virale Erfolge feierte, wollte sich zu der Aktion nicht äußern.
Edeka ist dafür bekannt, mit ihrer Werbung direkt in den Alltag der Menschen zu dringen, wie im Fall des Comedian Andre Kramer, der während des G20-Gipfels in Hamburg mit einem Schild mit der Aufschrift "Ich bin Anwohner und gehe nur kurz zu Edeka. Danke" zwischen schwer gepanzerten Einsatzkräften fotografiert wurde. Das Unternehmen bot an, Kramer die Lebensmittel auch nach Hause zu bringen. Schon damals lag die Frage nahe, ob es sich dabei nicht um eine ausgeklügelte Werbeaktion handeln würde.