In Ligurien, wo sich das Land wie eine Sichel an die italienische Riviera schmiegt, wo sich Fischerörtchen und Fischerörtchen um die Vorherrschaft auf den Postkarten rangelt und das azurblaue Meer im Sommer über massenweise Touristenfüße schwappt, liegt Airole. Fast. Nach Airole, ein kleines Dörfchen im Hinterland, verirren sich wenige Urlauber. 450 Menschen wohnen hier, ein Drittel davon ist aus dem Ausland zugezogen, so wie das deutsche Ehepaar Thomas Hartke und Irene Horbrand. Das Paar, er ehemals Steinmetz und sie Ex-Pelzdesignerin, backen die beste Pizza im Ort.
Es war im Urlaub, beinahe 50 Jahre ist es her, als sich die beiden verliebten – in Italien, in Airole. Immer und immer wieder kamen sie an den Ort zurück, bis sie einfach blieben. Inzwischen hat sich das Ehepaar einen Namen vor Ort gemacht, erst als Barbetreiber, inzwischen als Pizzabäcker. Ausgerechnet als Pizzabäcker, wo doch Pizza in Italien so ein unantastbares, heiliges Essen ist, wie Hartke "CNN Travel" erzählt. Die größte Herausforderung sei es daher auch gewesen, eine Pizza hinzubekommen, die auch die Einheimischen akzeptieren. Angst es zu versuchen, hätten sie aber nie gehabt.
Pizza im Oktoberfest-Stil
Irene Horbrand war es, die sich der Aufgabe angenommen hat. Sie belegte einen Crashkurs im Pizzamachen bei einem Neapolitaner in Deutschland, krempelte die Ärmel hoch und legte los. Mit Erfolg. Bereits am Eröffnungstag habe sie von den Gästen attestiert bekommen, dass sie "echte italienische Pizza backe, dünn und knusprig", sagt sie. "Pizza ist amore. Wir essen zuerst mit den Augen, dann erst mit dem Mund."
Gerade einmal zehn Tische für 50 Gäste gibt es im A Teira. Die Pizzen backt ausschließlich Irene Horbrand, bis zu 60 Stück am Abend, den Service übernimmt ihr Mann. In den warmen Monaten ist das Restaurant meist ausgebucht, auch Einheimische sind unter den Gästen. Ein Wunder eigentlich. Denn die Italiener sind mit ihren Pizzen eigen und Horbrands Beläge erinnern mitunter mehr an Oktoberfest als an Dolce Vita. So lässt es sich die Münchnerin nicht nehmen, ihren Backwerken auch einen bayrischen Twist zu geben – mit Sauerkraut, Kalbshaxe und Würstchen.
Die Mittsechziger haben sich mit ihren deutsch-italienischen Pizzen zu den lokalen Pizzabäckern Numero uno hochgebacken. Viel Konkurrenz haben sie in Airole nicht. Nur zwei weitere Restaurants gibt es im Ort, nur eines serviert ebenfalls Pizza – allerdings ausschließlich in den Sommermonaten und auf die Hand zum Mitnehmen.