"Wir bekommen die beiden großen Gas-Grills nicht". Die Botschaft in der Whatsapp-Gruppe beendet den spätsommerlichen Grillabend zwölf Stunden bevor er überhaupt angefangen hatte. Eingekauft war bereits. Im Kühlschrank warteten insgesamt sieben Kilo Entrecôte, 40 frische Bratwürste und 60 gefüllte Riesen-Champions auf 20 hungrige Freizeit-Piloten. Jedes Jahr übt der Hamburger Aero Club HAC auf dem Flugplatz Uelzen nahe Lüneburg das Schleppen von Segelflugzeugen mit Propellermaschinen. Am ersten Abend, so will es die Tradition, wird gegrillt. Diesmal nicht. Jedenfalls fast nicht. Nur ein Grill steht zur Verfügung: ein Traveler des US-Herstellers Weber. Gemacht ist er für solche Mengen sicher nicht, doch Menschen und Dinge wachsen ja bekanntlich an ihren Herausforderungen.
Der Traveler ist ein mobiler Gasgrill, den man wie einen Koffertrolley am Handgriff hinter sich herziehen kann. Einen Auf- und Abbau im eigentlichen Sinne gibt es nicht: Den roten Hebel unter dem Handgriff drücken und den Griff dann nach oben ziehen. Unter dem hydraulisch aufsteigenden Grill fährt ein sehr stabiles X-Bein aus. Fertig. Der Deckel entsperrt sich automatisch. Abbauen ist sogar ein echter Hingucker: Roten Hebel nach vorziehen und drücken, der Grill faltet sich durch die Hydraulikstäbe sanft gedämpft elegant selbst zusammen. Reisefertig passt er in jeden größeren Kofferraum oder in öffentliche Verkehrsmittel, denn der Traveler steht wie ein Trolley auch platzsparend senkrecht sicher.
Zündung drücken und "pfump", der Gasgrill brennt

Auf der linken Seite unter der kleinen Ablage versteckt sich das Ventil für die Gaszufuhr. Weber sieht hier den Einsatz von Flüssigpropangas in Schraub-Kartuschen vor. Die kleinen Behälter mit 445 Gramm Inhalt sind perfekt für die schnelle Grillwurst oder den Burger im Grünen, aber für die Herausforderung des Abends dürfte eine kaum ausreichen. Wir kaufen zwei. Preis für das Weber-Original: rund zehn Euro, Einwegbehälter. Geldbeutel und Umweltgewissen stöhnen leise auf.
Die Kartusche ist schnell eingeschraubt, nun noch das Hauptventil öffnen, den Regler auf "Zünden" eindrehen und per Taster den Funken auslösen. Mit einem "Pfump" schließt sich der Ring aus blauen Flämmchen unter dem schweren gusseisernen Rost. Bei aller Zuneigung zur Mobilität, die Liebe zum schweren Eisen für ein gutes Branding ist bei Webers scheints größer. Sehr gut. Die Temperatur unter dem Deckel klettert zügig auf erfreuliche 260 Grad Celsius. Damit lässt sich arbeiten. Die ersten Gäste kommen.
Essen mit Flugshow

Das frisch geschärfte Messer zerteilt die beiden Stränge Entrecôte in drei Finger breite Scheiben. Trotz seiner kompakten Maße finden acht Stücke locker Platz auf dem Grillrost. Die gefüllten Champions und die Backkartoffeln müssen dem Backofen in der Flugplatzküche anvertraut werden. Sie vorzugaren war keine Option. Auf dem platten Land fallen die Temperaturen Anfang September schnell, sobald der Horizont die Sonne schneidet. Einmal vom Grill genommen bleibt da nichts lange warm., selbst große Backkartoffeln nicht.
Schon beim ersten Wenden zeichnet sich ein sattes Branding ab, nach dem zweiten Wenden werden die Stücke gestapelt, um für den kleinen Topf mit Butter, frischem Thymian und Rosmarin Platz zu schaffen. Alsbald brutzeln die Kräuter, ihr Duft vermischt sich mit den Röstaromen des Fleisches. Die Meute wird unruhig. Erste Fütterung.
Ein Essen mit überraschendem Showprogramm: Der am Platz beheimatete Great Lakes 2T-1A-Doppeldecker präsentierte vor goldener Lichtkulisse Loopings, Fassrollen und tiefe Überflüge mit Messerkurven. Der perfekte Männergrillabend möchte man meinen, stimmt aber nicht: Ein Drittel der Piloten sind Frauen. Der Segelflugsport ist ein "melting pot" der Geschlechter und Generationen von 15 bis 75.
Dem Gasgrill geht der Stoff nach schon einer Stunde aus

Schlag auf Schlag wandert das Roastbeef auf den Grill, bis der tapfere Traveler nach einer guten Stunde die Temperatur nicht mehr hält. Nach 70 Minuten waren 200 Grad auf der Rundskala abzulesen, zehn Minuten später verkündet das Thermometer im Deckel nur noch 150 Grad. Zum Garen wäre das ok, zum Grillen reicht es nicht.
Nach dem Wechsel der Kartusche geht es mit höheren Temperaturen weiter, doch leer ist der erste Behälter hörbar nicht. Das ist ärgerlich. Vollständig leere Kartuschen können in die gelbe Tonne, ist noch was drin, müssen sie auf dem Recyclinghof als Sondermüll abgegeben werden. Grillen mit Kartusche und Fliegen haben etwas gemeinsam: Es ist beides recht teuer.
Der Traveler ist ein hochwertiger Grill, mit dem scharf angeröstet aber auch unter dem soliden Deckel gegart werden kann. Die Klappfunktion macht ihn auch zum idealen Grill für kleine Balkone oder Terrassen. Zusammengeklappt und in senkrechter Position ist der Traveler lediglich 150 cm hoch, 50 cm breit und 30 cm tief. Wer ihn stationär verwendet, sollte sich allerdings für rund 55 Euro einen Adapter für eine fünf Kilo Gasflasche zulegen. Die Kosten werden sich schnell amortisieren. Der Weber Traveler wird ab 380 Euro angeboten, für Weber-Verhältnisse, die Verarbeitungsqualität und vor allem dem Einsatzzweck ein fairer Preis.

22 Uhr, die Gäste sind satt und zufrieden, während der Grillmeister sich an die Reinigung seines Arbeitsgerätes macht. Die fällt erfreulich einfach aus. Der zweiteilige Rost passt zum Abwaschen selbst in kleine Küchenspülen, die untere Grillwanne ist gut zugänglich und der Auffangbehälter für das Fett ist mit einem Handgriff entnommen. Rost wieder rein, Deckel zu, Kartusche ab und den roten Hebel betätigt, sanft legt sich der Traveler zusammen. Die Menge an Fleisch und Würstchen hat der kleine Mobilgrill zügig auf den Punkt gegart und mit ansprechenden Branding versehen. Mission erfüllt.
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