Gloria-Sophie Burkandt Tochter von Markus Söder: "Die Politik wäre auch für mich reizvoll. Ich habe sie im Blut"

  • von Christoph Wöhrle
Portrait von Gloria-Sophie Burkandt
Gloria-Sophie Burkandt, 24, in ihrem New Yorker Apartment
© Peter Lueders / stern
Gloria-Sophie Burkandt lebt seit zwei Monaten in New York, wo sie modelt und Schauspiel studiert. Im stern-Gespräch spricht die Tochter von Markus Söder über ihren Vater, das Modelleben und ihre eigenen Ambitionen, in die Politik einzusteigen.

Was sagt Markus Söder zur Karriere seiner Tochter?  
Dem war es vor allem wichtig, dass ich eine ordentliche Ausbildung habe. Ich habe mein duales Studium in Business Management mit einem Master abgeschlossen. Mein Vater liebt Filme und das mit dem Modeln sieht er auch gelassen. Er möchte, dass ich meinen Weg gehe und glücklich bin. 

Wie dürfen wir uns diesen Weg vorstellen? 
Ich stehe jeden Tag um sechs Uhr auf, mache meinen Sport. Dann bin ich an einer der härtesten Schauspielschulen hier in New York, den ganzen Tag. Den Namen möchte ich nicht nennen. Nach dem Unterricht gehen wir Schülerinnen und Schüler meist noch was essen. Als Model bin ich in der Agentur Elite, die haben mich angesprochen und damit finanziere ich mir das teure Leben in New York. Außerdem sehe ich mich als Influencerin – verkaufe aber keine Produkte auf Insta, sondern teile Gedanken und Erlebnisse, möchte junge Leute inspirieren. 

"Ich hab ein liberales Herz": Gloria-Sophie Burkandt über ihre politische Einstellung
Seit etwa zwei Monaten wohnt Gloria Sophie Burkandt in New York. Warum sie die Stadt so liebt und ob sie sich selbst als konservativ bezeichnen würde, verrät die 24-Jährige im Interview.
"Ich hab ein liberales Herz": Gloria-Sophie Burkandt über ihre politischen Einstellungen ihre und ihr Leben in New York

Müssen Politiker gute Schauspieler sein? 
Sie müssen wandelbar sein, die Welt verändert sich gerade so rasant. Deshalb ist mir jeder Politiker lieber, der auch mal seine Meinung ändert, als die vielen Starrköpfe. Seinem Weltbild muss man aber treu bleiben. 

Ihr Vater hatte einen Gastauftritt in "Dahoam is dahoam". Wer schauspielert besser – er oder Sie? 
Na, das ist hoffentlich offensichtlich. Aber er hat das gut gemacht. 

Überhaupt schlüpft er gerne in andere Rollen, war zu Karneval schon Punk, Shrek und Drag Queen.  
Das fand ich immer gut. Er ist so entspannt und locker. Die meisten Politiker schauen nicht so lebensfroh auf die Welt. 

Manchmal muss ein Politiker auch die Wahrheit zurückhalten, sogar lügen. 
Lügen hoffentlich nicht, mein Vater lügt nicht. Ich weiß, dass er das Beste für die Gesellschaft will. Bei allem, was einen in der Politik kaputt machen kann, muss er vielleicht manchmal eine Information für sich behalten, bis er das Problem genau verstanden hat. 

"Ich hatte null Selbstbewusstsein"

Erkennen Sie bei Ihrem Vater, wenn er ins Schwimmen gerät? 
Ich merke, wenn es ihm nicht gut geht, wenn ich ihn im Fernsehen sehe. Ein Paar Augenringe gehören in diesem Business dazu. Aber er hat vor nichts Angst.  

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

Wollen Sie nichts mehr vom stern verpassen?

Persönlich, kompetent und unterhaltsam: Chefredakteur Gregor Peter Schmitz sendet Ihnen jeden Mittwoch in einem kostenlosen Newsletter die wichtigsten Inhalte aus der stern-Redaktion und ordnet ein, worüber Deutschland spricht. Hier geht es zur Registrierung.

In der Corona-Zeit erlebten viele Ihren Vater als sehr wahrhaftig. Es hieß sogar, er könne Kanzler. 
Er ist mega stark und stabil gewesen. Er kämpft, immer – und das ist in diesen Zeiten so wichtig. Da ist derzeit so eine revolutionäre Luft um uns. Wenn er Kanzler würde, wäre das gut fürs Land. Ich sehe es als seine Aufgabe an, unser Land zu retten. 

Familien von Politikern kommen immer zu kurz. 
Mein Vater war nicht bei jeder Ballett-Aufführung oder jedem Tennis-Match von mir. Aber wenn es Probleme gab, war er da. Und eigentlich mag ich es gar nicht, wenn man sich in mein Leben einmischt. Ich war schon immer eher eigenständig, wollte mir meinen Kleidungsstil und meine Freunde zum Beispiel selbst aussuchen. Ich hatte schon als Kind ADHS und mit dieser Voraussetzung spürst du alle Dinge mehr als andere. Daher brauchte ich eine lange Leine. 

Ein Kindheitsfoto von Gloria-Sophie mit ihrem Papa Markus Söder
Dieses süße Kinderfoto mit ihrem Papa postete Gloria auf ihrem Instagram-Account
© ddp Images

Wie verkrafteten Sie die Trennung Ihrer Eltern? Ihre Mutter war seit Ihrer Geburt alleinerziehend.  
Ich bin so groß geworden, hätte mir gewünscht, dass meine Eltern zusammen sind. Aber es war eben nicht so.  

In Deutschland hatten Sie ein Leben mit einer brutalen Öffentlichkeit. 
Damit lebst du als Politikerkind einfach. Nicht schön war, dass ich in der Corona-Zeit Drohungen bekam von irgendwelchen frustrierten Menschen. 

Sie haben auch Mobbing erlebt. Und sprechen offen über Ihre Magersucht. 
Ich war das hässliche Entlein und hatte null Selbstbewusstsein. Die Krankheit schlich sich an, ganz langsam, anfangs aß ich nur weniger, dann gar nicht mehr. Aus dieser Krise bin ich nur herausgekommen, indem ich selbst in Aktion trat. Was willst du im Leben? Soll es das gewesen sein? Deshalb ging ich an die Öffentlichkeit, damit andere auch sehen: Sie sind nicht allein damit. Man muss immer an seiner Persönlichkeit arbeiten. Heute schaue ich auch mit Genugtuung auf meine Schulzeit. Ich habe für mein Ich damals viel erreicht. Das ist am wichtigsten für mich. 

Wie gehen Sie heute mit dem Thema Essen und den fragwürdigen Ansprüchen an Models um?  
Ich bin kein mageres Model und diese Branche verändert sich gerade sehr. Keiner sagt zu mir: Du musst abnehmen. Die Menschen wollen glückliche, lebendige Menschen auf den Fotos sehen. 

Eigentlich müsste man dieses System doch boykottieren. 
Nein, ich will ja auch für andere Vorbild sein – sowohl als Model als auch als Schauspielerin. 

"Er war immer da und hat sich extrem viele Sorgen gemacht"

War Ihr Vater in Ihrer schwersten Zeit für Sie da? 
Er war immer da und hat sich extrem viele Sorgen gemacht. Wir haben uns gesehen, Nachrichten geschrieben, telefoniert. Er wusste ja, wie wichtig mir das Essen ist. Gib mir was zu essen und ich bin glücklich. Heute esse ich gesund, in New York stehe ich total auf Poke Bowl mit Tofu und Gemüse. Aber ich vermisse die bayerischen Butterbrezeln.  

Politiker Markus Söder mit seiner Tochter im Arm
Die Söders bei der Verleihung des Bayerischen Filmpreises im Juni 2023
© W. Breiteneicher/ Schneider Press

Bayern ist CSU-Land. Sie waren bis 2022 in der Jungen Union, dann traten Sie aus. Warum? 
Ich glaube, eine Schauspielerin sollte sich politisch zurückhalten. Aber ich mache mir viele Gedanken über Themen wie Kriege, Flüchtlingskrise und Klimawandel.  

Ihr Vater ist Mitglied in einer Burschenschaft. Er bewunderte Franz Josef Strauß. Stoiber hat ihn gefördert. Kam er Ihnen nie aus der Zeit gefallen vor? 
Ich finde Traditionen wichtig. Die Zukunft ist weiterentwickelte Tradition. Wir brauchen unsere Bräuche.  

Sie scheinen überhaupt nicht gegen Ihren Vater zu rebellieren. Horst Seehofer, mit dem Ihr Vater ja im Clinch lag, hat eine Tochter, die in die FDP eingetreten ist. Sie fand die CSU "zu rückwärtsgewandt". 
Ich stehe hinter der Grundhaltung meines Vaters. Gleichzeitig stehe ich für eine andere Generation mit eigenen Themen.  

Immerhin war er der erste Nicht-Katholik an der Parteispitze. Sind Sie selbst christlich? 
Ich ging auf eine katholische Mädchenschule. Bei uns war die Religion wichtig, auch seitens der Familie meiner Mutter. Ich gehe auch heute noch in die Kirche und bete. Mit meinem Vater habe ich nie zusammen gebetet. Ich finde auch, dass das etwas sehr Intimes ist. Das mache ich nicht mit jemand anderem. 

Sie leben jetzt in den USA. Welche Rolle spielt Heimat für Sie?  
Ich bin stolz, dass ich aus Deutschland komme. Hier in den Staaten ist unser Heimatland sehr gut angesehen, vor allem, weil es so sicher ist. 

Der Heimatbegriff wird in Deutschland mittlerweile auch von der AfD besetzt. Müssen wir uns darauf einstellen, dass die Union irgendwann doch mit den Rechten paktiert? 
Laut meinem Vater: niemals! Den Heimatbegriff dürfen wir uns von denen nicht nehmen lassen. Die AfD ist so gefährlich wie unberechenbar.  

Aber auch Ihr Vater gilt oft als populistisch. Er schlug vor, dass an bayerischen Schulen regelmäßig die deutsche Nationalhymne gesungen werden sollte. Er war vehement für ein Kopftuchverbot. Er sprach von "Asyltourismus" und forderte Grenzzäune zu Österreich. Wie denken Sie über solche Dinge? 
Wenn man sich Konservative in anderen Ländern anschaut, ist mein Vater eine Softversion. Ich stimme mit ihm überein, dass ein Land harte Regeln braucht, um zu funktionieren. Was Migration und Flüchtlinge angeht: Wir brauchen Zuzug und Gastarbeiter. Aber kontrolliert. Unkontrolliert führt das zu Chaos und Drama. Wenn sich deutsche Staatsbürger in ihrem eigenen Land nicht mehr sicher fühlen, müssen Politiker das ernst nehmen und handeln. Mein Vater hat immer in die Zukunft gedacht, nicht nur in Legislaturperioden. Viele sagen heute: Er hatte mit allem Recht, was er schon früher in der Migrationsdebatte von sich gegeben hat.

 

Es gibt verstärkten Antisemitismus in Deutschland. 
Das ist gefährlich und beunruhigend.  

Und bringt uns zum Fall Aiwanger. War es richtig, wie sich Ihr Vater verhielt? 
Er hat es für fair gehalten, Aiwanger nicht zu entlassen. Ich habe aber nicht alle Hintergrundinfos dazu.  

Anderes Beispiel: An der Atomenergie festhalten zu wollen ist nicht gerade zeitgemäß. 
Dazu sage ich nur: Ich liebe die Natur. Ich brauche sie für meine innere Stabilität. Ich möchte, dass sie besser geschützt wird. Ein Auto habe ich ganz bewusst nicht, fahre nur Metro und ab und an mal E-Scooter. 

"Genau hinschauen bei der Partnerwahl"

Wie wollen Sie selbst mal leben?  
Ich möchte eine große Familie. Kinder sind ein Geschenk Gottes. Arbeit und Familie sollten sich die Partner dann aber auf Augenhöhe aufteilen. Da gilt: Genau hinschauen bei der Partnerwahl. 

Und stellen Sie sich Markus Söder als Schwiegervater vor? 
Ziemlich cool, er sieht seinen Schwiegersohn als Kumpel, geht mit ihm schwimmen, ins Kino und ins Fußballstadion. Er hat auch schon zu mir gesagt, dass er sich endlich mal Enkel wünscht. Ich habe hier in New York einen Freund und bin sehr verliebt. Wir kennen uns schon etwas. 

Wer wird der nächste Kanzler in Deutschland? 
Deutschland braucht jetzt einen starken Mann. Scholz ist ein guter Kanzler, aber nicht in dieser Zeit. Wir stecken in einem Sumpf aus Krisen. So viel Wut und Hass. Das Land muss komplett umstrukturiert werden. Friedrich Merz finde ich auch gut, aber er hat keine Regierungserfahrung. Mein Vater ist dagegen seit Jahren an der Front. Ich glaube, als Duo Merz-Söder wären die beiden gut. 

Olaf Scholz gilt als extrem trocken. 
Mein Vater kommt in einen Raum und die Menschen drehen sich um. Er hat Charme, eine Aura. So ist Scholz nicht. Mein Vater hat so ein Vater-Gen. So wie er mein Vater ist, könnte er ein Vater für die Deutschen sein.  

Was sind Ihre eigenen Ziele? Model sein für immer geht ja nicht. 
Ich bin erst 24. Erstmal baue ich mir hier eine Karriere auf. Das erste Ziel ist, dass ich einen amerikanischen Akzent auf mein Englisch kriege. Ich will eine gute Schauspielerin werden, vielleicht später mal selbst Filme produzieren. Aber langfristig wäre die Politik auch für mich reizvoll. Ich habe sie im Blut. Aber ich trete bestimmt nicht in Konkurrenz zu meinem Vater. Jetzt soll er erstmal machen. 

Mehr zum Thema