Nach der Amokfahrt im südösterreichischen Graz mit drei Toten und 34 Verletzten steht die Stadt unter Schock. "Graz trauert", war am Sonntag auf einer Anzeigetafel auf einem zentralen Platz zu lesen. An den Unglücksstellen wurden Kerzen, Blumen und Stofftiere niedergelegt. Der 26-jährige Amokfahrer war zunächst nicht vernehmungsfähig. Aufgrund seines psychischen Zustands habe er noch nicht befragt werden können, teilte die Polizei mit. Selbst Fragen einer behandelnden Ärztin habe er nicht beantworten können.
Trauerwache im Stadtzentrum
Mehrere tausend Menschen versammelten sich am Samstagabend zu einer Trauerwache im Stadtzentrum. Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner sagte am Sonntag, es sei "einfach unfassbar, was hier passiert ist". Eine solche Tat sei "nicht entschuldbar", sagte die Ministerin bei einem Besuch in der Stadt. "Die Wunde wird schwer heilen, es braucht Zeit", sagte sie.
Auch Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer und Bundeskanzler Werner Faymann zeigten sich bestürzt. Faymann sprach von einer "unfassbaren Amokfahrt" und erklärte, sein Mitgefühl und seine Gedanken seien "in diesen schweren Stunden bei den Opfern und deren Familien".
Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer sprach von "psychischen Problemen" bei dem Amokfahrer. Landespolizeidirektor Josef Klamminger schloss einen extremistischen Hintergrund definitiv aus und sprach von einer Einzeltat.
Schwarzenegger entsetzt über Amokfahrt
Auch der Schauspieler und frühere US-Gouverneur Arnold Schwarzenegger zeigte sich entsetzt. "Was gestern in Graz passiert ist, ist unsäglich traurig, weil Menschen ihr Leben verloren haben oder verletzt wurden", sagte er am Sonntag.
"Wir müssen alle zusammenarbeiten, um psychische Krankheiten besser zu erkennen. Ich denke, eine solche Tat kann niemand begehen, der gesund ist", sagte Schwarzenegger. Diese Probleme zu lösen, sei keine politische Aufgabe, betonte er: "Wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen." Dies gelte für die USA wie für den Rest der Welt, meinte der 67-Jährige: "Wir müssen zusammenarbeiten, um unnötige Gewalt zu reduzieren, egal ob es sich um Schießereien handelt oder um Tötungen von Menschen mit einem Auto oder einem Messer."

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Täter überfuhr auch seine Frau - Koma
Der offenbar psychisch gestörte Täter war am Samstag nach Zeugenaussagen mit einem Geländewagen mit mehr als hundert Stundenkilometern durch die belebte Herrengasse, eine Geschäftsstraße im Zentrum von Graz, gerast. Zwischenzeitlich verließ er kurzzeitig sein Fahrzeug und verletzte ein Paar mit einem Messer, bevor er seine Amokfahrt fortsetzte, wie Ermittlungsleiter Kurt Kemeter sagte. Bei dem 26-Jährigen wurden nach der Tat keine Spuren von Alkohol oder Drogen festgestellt, so Kemeter.
Zu den Toten zählen nach Behördenangaben ein vier Jahre alter Junge, eine 24-jährige Frau und ein 28-jähriger Mann. Letzterer hatte der österreichischen Nachrichtenagentur APA zufolge erst vor zwei Wochen geheiratet. Seine junge Frau zählt demnach zu den Verletzten und liegt im Koma. Laut APA schwebten am Sonntag insgesamt noch drei Erwachsene in Lebensgefahr. Zudem befanden sich noch zwei Kinder auf der Intensivstation, deren Zustand aber als stabil eingestuft wurde.