Dana Zzyym hat als erster Mensch in den USA einen Reisepass erhalten, in dem eine neutrale Geschlechtsbezeichnung steht. Anstelle eines "M" für "male" (männlich) oder "F" für "female" (weiblich) haben die Behörden in dem Dokument ein "X" eingetragen. Und sie gehen davon aus, dass sie diese Option im nächsten Jahr auf breiterer Basis anbieten können, wie das US-Außenministerium am Mittwoch (Ortszeit) mitteilte.
Für ZZyym ist das ein großer Erfolg: Das 63 Jahre alte ehemalige Mitglied der US-Navy, das sich auch für andere für intersexuelle Menschen einsetzt, befand sich seit 2015 in einem Rechtsstreit mit dem Ministerium, weil es im Passantrag nicht lügen und sich für männlich oder weiblich entscheiden wollte.
Dana Zzyym sieht Meilenstein für Intersexuelle
Es sei aufregend, endlich den Pass zu bekommen, sagte Zzyym der Nachrichtenagentur Associated Press (AP). Aber das Ziel sei nicht, die Welt zu bereisen, sondern der nächsten Generation von intersexuellen Menschen zu helfen, als vollwertige Bürger mit Rechten anerkannt zu werden. "Ich bin kein Problem. Ich bin ein menschliches Wesen. Darum geht es."
Zzyym bevorzugt laut AP eine geschlechtsneutrale Anrede und sieht in dem juristischen Erfolg einen Meilenstein. "Es ist, als ob wir sagen: Hier sind wir und wir sind gekommen, um zu bleiben", erzählte Zzyym der Nachrichtenagentur Reuters. "Ihr könnt uns nicht mehr aufhalten. Ihr könnt unsere Existenz nicht mehr leugnen. Ihr könnt nicht sagen, dass wir nicht existieren, wissen Sie? [...] Wir waren schon immer da, aber jetzt können wir es legal sagen."

Zzyym wurde mit uneindeutigen körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren, wuchs aber als Junge auf und erhielt mehrere Operationen, die jedoch nicht zu einem vollständig männlichen Erscheinungsbild führten, wie AP unter Berufung auf Gerichtsunterlagen berichtet. In der Marine diente Zzyym als Mann, identifizierte sich aber später, während der Arbeit und des Studiums an der Colorado State University, als intersexuell. Die Verweigerung eines geschlechtsneutralen Reisepasses durch das Außenministerium hinderte Zzyym demnach daran, an zwei Treffen der Organisation Intersex International teilzunehmen.
"Mehr Würde und Respekt"
Die Option für ein drittes Geschlecht im Pass bieten bereits mehr als ein Dutzend Länder an, darunter Deutschland, Kanada, Australien und Indien. Die Entscheidung der USA, sich diesen Ländern anzuschließen, ermögliche es den Menschen, als ihr authentisches Selbst zu reisen und gebe ihnen dabei möglicherweise mehr Sicherheit, erklärte Mary Emily O'Hara von GLAAD, der weltweit größten Organisation zur Förderung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Queers (LGBTQ), gegenüber AP. "Intersexuelle, nicht-binäre und Transgender-Menschen brauchen Identitätsdokumente, die genau widerspiegeln, wer wir sind, und nicht übereinstimmende Dokumente können zu Problemen bei der Sicherheit und Sichtbarkeit führen."
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Die US-Sonderbeauftragte für LGBTQ-Rechte, Jessica Stern, sagte der Nachrichtenagentur, die Entscheidung bringe die Regierungsdokumente in Einklang mit der "gelebten Realität", dass es ein breiteres Spektrum an menschlichen Geschlechtsmerkmalen gebe, als es in den beiden bisherigen Bezeichnungen zum Ausdruck komme. "Wenn eine Person Identitätsdokumente erhält, die ihre wahre Identität widerspiegeln, lebt sie mit mehr Würde und Respekt."
Das US-Außenministerium hatte bereits im Juni erklärt, dass es sich auf die Einführung eines dritten Geschlechtsmerkmals für nicht-binäre, intersexuelle und geschlechtsuntypische Menschen zubewege, dies aber aufgrund der erforderlichen Aktualisierungen seiner Computersysteme Zeit in Anspruch nehmen werde. Darüber hinaus stehe noch das Okay des Office of Management and Budget aus, das alle Regierungsformulare genehmige. Das Ministerium erlaubt es den Antragstellenden nach AP-Angaben nun auch, ihr Geschlecht selbst auszuwählen, sodass sie keine ärztliche Bescheinigung mehr vorlegen müssen, wenn ihr Geschlecht nicht mit dem in ihren anderen Ausweisdokumenten übereinstimmt.
Quellen: Associated Press, Reuters