Seit vier Jahren fordert eine ehrenamtliche Initiative von Forschern, Journalisten, Schauspielern und Studenten, dass die öffentlich-rechtlichen Sender mehr über den Klimawandel berichten. Doch trotz offenem Brief mit Tausenden prominenten Unterschriften an den Vorstand der ARD und extra produzierter Beispielfilme für eine Klimasendung, hat sich an der Berichterstattung bei den öffentlich-rechtlichen Sendern nichts geändert, moniert die Gruppe. Lediglich der Sender RTL hat sich die Idee abgeschaut und das "Klima Update" eingeführt.
Doch das reicht den Ehrenamtlichen nicht. Die Initiatoren sammeln nun Geld für einen Werbeplatz bei der ARD, um dort täglich eigens produzierte Klimabeiträge auszuspielen. "Wenn die ARD es nicht macht, machen wir es eben selbst“, sagte "Klima vor acht"-Sprecherin Friederike Mayer bei einer Pressekonferenz. Das Ziel sei aber weiterhin, dass der öffentlich-rechtliche Sender selbst ein Klimaformat entwickelt, produziert und zur Primetime ausspielt.
Für den Werbeplatz werden nach Berechnungen von "Klima vor acht" 250.000 Euro benötigt. 25.000 Euro wurden bereits vom Ökostromanbieter EWS Schönau und dem Lebensmittelhersteller Oatly bereitgestellt. Mit einer Werbekampagne wollen die Initiatoren weitere Privatunternehmen als Sponsoren gewinnen. Um Greenwashing zu verhindern, sollen Interessenten auf ihre Haltung zum Klimawandel überprüft werden. Konzerne wie Shell oder RWE würden demnach nicht als Unterstützer akzeptiert, weil sie nicht "die Werte von 'Klima vor acht' teilen", hieß es weiter.
ARD offenbar kein Fan von eigenem Klimaformat
Kommunikations- und Medienwissenschaftler Michael Brüggemann von der Universität Hamburg und Mitglied bei "Klima vor acht" sagte, dass der Klimawandel in den Tagesthemen weiterhin unterrepräsentiert sei – trotz Naturkatastrophen wie den Überschwemmungen in Spanien und Süddeutschland. In der Regel handele es sich um lose Erwähnungen ohne Einordnung und Erklärung. Doch Befragungen unter Bürgern hätten ergeben, dass sich die Menschen genau danach sehnen.
Während das allgemeine Interesse am Klimawandel und seinen Folgen ungebrochen hoch sei, steige die mediale Aufmerksamkeit aber nicht an. Gerade einmal knapp fünf Prozent der Sendeminuten bei der "Tagesschau" würden dem Klimawandel gewidmet, habe Brüggemann bei einer Datenanalyse herausgefunden. Damit bleibe der Klimawandel ein "klassisches Eisbären-Problem": "Räumlich und zeitlich zu weit weg."
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Städtetrip: Kopenhagen
Unterkommen: Die Guldsmeden-Hotels haben einen Plan für Nachhaltigkeits-Management erstellt, der im Netz frei einsehbar ist. Ein Blick darauf zeigt: Da hat sich jemand Gedanken gemacht. Denn neben dem Verwenden vorrangig regionaler Produkte mit einem Fleisch-Veggie-Verhältnis von 20 zu 80 Prozent, ist sogar von der Wasserversorgung (ausschließlich Leitungswasser) über die Servietten (100 Prozent recycelt) bis zur Klimaanlage (gibt es nicht) alles ökologisch durchdacht.
Kosten: Die von der Initiative "Green Globe" zertifizierten Hotels bieten Zimmer für jedes Budget. Sei es das Fünf-Sterne-Hideaway für #Urbanjungle-Fans oder die Budget-Variante mitten im quirligen Zentrum Kopenhagens.
Hinkommen: Mit dem guten, alten Flixbus kommt ihr in rund fünfeinhalb Stunden und ab 20 Euro von Hamburg in die dänische Hauptstadt. Der Preis für die Fähre ist inbegriffen. Wer lieber mit der Bahn fährt, kann auch den Direktzug von Hamburg nach Kopenhagen nehmen. Wer früh bucht, kann sich super günstige Tickets ergattern. Die Fahrt dauert etwas mehr als vier Stunden. Das Coole: Der Zug fährt auf die Fähre und dort kann man auch aussteigen.
Deshalb plädieren die Ehrenamtlichen für ein Format, das den Klimawandel und dessen Folgen anhand tagesaktueller Naturereignisse erklärt. Die Initiative "Klima vor acht" wurde im Sommer 2020 von Wissenschaftlern, Studenten und Journalisten gegründet. Sie fordern vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein Klimaformat zur besten Sendezeit. Die Idee: Die ARD-Sendung "Börse vor acht" kurz vor den 20-Uhr-Nachrichten gegen eine Sendung einzutauschen, die sich dem Klimawandel und dessen Folgen widmet. Dafür hat die Initiative sechs Beispielepisoden produziert.
Bisher habe das obere Management der ARD die Idee blockiert, sagte "Klima vor acht"-Sprecherin Mayer. Der Sender selbst äußerte sich auf Anfrage des stern im Laufe des Tages. "In der ARD – insbesondere im Ersten – widmen wir dem Thema Klimawandel und dessen Folgen bereits breiten Raum, auch zur Primetime", teilte ein Sprecherin im Namen der ARD-Programmdirektion mit und verwies auf die Formate "Wetter vor acht", "Wissen vor acht", den ARD-Thementag #UnsereErde sowie zahlreiche Dokumentationen und Talkshows, in denen der Klimawandel aufgegriffen werde.
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