Kritik an Inhalt und Besetzung Muslim-Vereine ziehen Ausstieg aus Islamkonferenz in Betracht

Die Deutsche Islamkonferenz (DIK) könnte am Ausstieg der vier eingeladenen muslimischen Verbände scheitern. An diesem Freitag wollen der Zentralrat der Muslime, der aus der Berliner Konferenz ausgeschlossene Islamrat, die Türkisch-Islamische Union Ditib und der Verein der Islamischen Kulturzentren erneut in Köln ihr gemeinsames Vorgehen beraten.

Der Verbleib der großen muslimischen Organisationen in der Deutschen Islamkonferenz ist zweifelhaft geworden. An diesem Freitag wollen der Zentralrat der Muslime, der aus der Berliner Konferenz ausgeschlossene Islamrat, die Türkisch-Islamische Union Ditib und der Verein der Islamischen Kulturzentren erneut in Köln ihr gemeinsames Vorgehen beraten - und entscheiden. Das sagte der Vorsitzende der Zentralrats, Ayyub Axel Köhler, der dpa am Donnerstag in Köln. "Es wird sehr sorgfältig und verantwortungsvoll diskutiert werden, ich möchte dem Ergebnis nicht vorgreifen."

Es gebe aber massive Kritik an der vom Innenministerium gestarteten Konferenz, auch mit Blick auf Inhalte und Besetzung, betonte Köhler. Sollten die islamischen Dachorganisationen sich für einen Ausstieg entscheiden, wäre das wohl das Ende des Dialogforums zwischen Bundesregierung und Repräsentanten der Muslime. Es war 2006 gestartet worden, um die Integration der rund vier Millionen in Deutschland lebenden Muslime zu verbessern.

Innenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte den Islamrat jüngst ausgeschlossen - wegen schwerer Vorwürfe und staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen gegen dessen Mitglied Milli Görüs. Der Islamrat wird von dieser islamistischen Gruppe dominiert, die der Verfassungsschutz beobachtet und gegen deren führende Mitglieder derzeit zahlreiche Verfahren laufen.

"Die Entscheidung, ob wir weiter an der Konferenz teilnehmen oder nicht, hängt nicht allein vom Ausschluss des Islamrats ab, sondern ist mit vielen anderen zentralen Fragen verbunden", sagte Köhler. "Die bisher noch als Vereine organisierten Muslime müssen den Status einer Religionsgemeinschaft erhalten, das ist ein Kernproblem, das wir lösen müssen." Sonst ist es nach Auffassung des Zentralrats- Vorsitzenden nicht möglich, auf gleicher Augenhöhe über Themen wie muslimischen Religionsunterricht an Schulen zu verhandeln.

Auch bei der Zusammensetzung der Berliner Konferenz sehen die bisher beteiligten islamischen Verbände Probleme, wie Köhler betonte: "Warum muss man da Islamkritiker reinbringen, das führt nicht wirklich weiter." Bei der Islamkonferenz gehe es um die Zukunft des Islam in Deutschland, dennoch seien keine konkreten Ergebnisse geplant - trotz vieler drängender Probleme wie Islamfeindlichkeit, drohender Spaltung der Gesellschaft und Diskriminierung von Muslimen.

In der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe) betonte der Verband der Islamischen Kulturzentren, ein Ausstieg aus der Islamkonferenz werde von den Organisationen ernsthaft erwogen. Köhler wollte keine Prognose geben, kritisierte aber, von den vereinbarten Konferenz-Punkten sei bisher praktisch nichts umgesetzt worden. Das inhaltliche Konzept gehöre auf den Prüfstand. Die Teilnahme an der Islamkonferenz sei für die muslimischen Verbände zudem bisher sehr kräftezehrend gewesen. "Das hat unsere Ressourcen total beansprucht."

Bereits am vergangenen Freitag waren Vertreter von Islamrat, Zentralrat, Ditib und Kulturzentren in Köln zu Beratungen zusammengekommen. Am Montag hatten einige ihrer Vertreter zudem in Berlin mit hochrangigen Beamten des Innenministeriums gesprochen.

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