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"STERN nachgefragt" Spezial Bunte Bilder und braune Hetze: Wie rechte Netzwerke auf Instagram Nachwuchs ködern

Blonder Säugling mit Plüsch-Wolf, Holzschwert und dem Neonazi-Symbol "Schwarze Sonne"
Blonder Säugling mit Plüsch-Wolf, Holzschwert und dem Neonazi-Symbol "Schwarze Sonne":  Mit solchen scheinbar harmlosen Motiven ködern Rechtsextreme Likes und neue Follower auf Instagram.
© CORRECTIV
Nacktheit wird konsequent zensiert, Nazi-Symbolik und rechte Propaganda nicht. Mit dem Datenprojekt "Kein Filter für Rechts" hat ein Team des Recherchezentrums "Correctiv" nachgewiesen, wie weit verzweigt und wirkmächtig Rechtsextreme in den sozialen Medien agieren. Fazit: Der Algorithmus ist auf dem rechten Auge ziemlich blind.

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Auf den ersten Blick wirkt das Bild des blonden Säuglings in der Wiege harmlos. Wer würde so ein süßes Foto nicht liken? Erst bei näherem Hinsehen wird klar: Das scheinbar harmlose Baby-Bild ist ein Vehikel für rechte Propaganda. Erkennbar an Plüschwolf, Holzschwert - und vor allem an der "Schwarzen Sonne", die der Fotograf oder die Fotografin neben dem Kinderkopf platziert hat: eines der gängigsten Neonazi-Symbole, zusammengesetzt aus mehreren übereinandergelegten Hakenkreuzen.

Elf Monate lang war dieses Bild frei zugänglich auf dem Instagram-Kanal "deutsche.weltanschauung" zu sehen, garniert mit Hashtags wie #volk, #geburt, #kampf oder #wirwollenleben. Die Social-Media-Plattform schritt erst ein, als Till Eckert und seine Kolleg*innen vom Recherchezentrum "Correctiv" sie auf den rechten Content aufmerksam machten. Nur eines von zahlreichen Beispielen dafür, wie rechte Netzwerke die Foto-Plattform nutzen, um ihr Weltbild zu verbreiten, Geld zu verdienen oder Nachwuchs zu rekrutieren.

Im Sog der Verschwörungsmythen

Till Eckert arbeitet als Faktenchecker beim Recherchezentrum "CORRECTIV" in Berlin.
Till Eckert arbeitet als Faktenchecker beim Recherchezentrum "CORRECTIV" in Berlin.
© CORRECTIV

In dieser Spezial Ausgabe von "STERN nachgefragt" berichtet Eckert von der aufwändigen Recherche, an deren Ende das Datenprojekt #keinfilterfürrechts stand, das in den Kategorien "Investigation" und "Geschichte des Jahres" am Nannen Preis Wettbewerb 2021 teilnimmt. "Es fällt schwer, sich dem Sog aus Verschwörungsmythen und angeblichen Wahrheiten zu entziehen", die Rechtsextreme über Instagram-Kanäle mit oftmals Zehntausenden Followern verbreiten, sagt Eckert. Und: "Man kann modernen Rechtsextremismus nicht verstehen, ohne das Internet zu verstehen."

Die zum Nannen Preis eingereichte Veröffentlichung "Kein Filter für rechts" finden Sie hier.

Der Nannen Preis 2021

Qualitätsjournalismus – wie wird der heutzutage eigentlich gemacht? Wie kommt ein Thema auf? Welche Quellen nutzen Reporterinnen und Reporter für ihre Recherche? Welche Möglichkeiten bieten neue und traditionelle Medien? Welche Rolle spielt die Presse für eine lebendige, demokratische Gesellschaft? Um diese und andere Fragen zum modernen Journalismus kreist unsere neue Serie zum Wettbewerb um den Nannen Preis 2021, den der stern und das Verlagshaus Gruner + Jahr ausrichten. Im Laufe der kommenden Wochen werden wir im Rahmen des Podcasts "STERN nachgefragt" und auf stern.de eine Reihe journalistischer Arbeiten aus dem aktuellen Wettbewerb um die renommierteste Auszeichnung für deutschsprachigen Journalismus näher beleuchten.

Die Auswahl der Arbeiten, auf die wir im Rahmen dieser Serie eingehen, ist gänzlich unabhängig von der Arbeit der Jurys, die in geheimen Beratungen die Preisträgerinnen und Preisträger küren. Hier geht es nicht um die Frage: Welche Arbeit macht das Rennen? Sondern darum, Sie, unser Publikum, teilhaben zu lassen an der beeindruckenden Vielfalt journalistischer Kreativität, die sich in den Einreichungen zum Nannen Preis 2021 zeigt.
Weitere Teile unserer Serie zu Arbeiten aus dem aktuellen Wettbewerb und andere interessante Artikel rund um den Nannen Preis finden sie hier.
Ihr Nannen Preis Team

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