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"Wir und Corona" "Der Mensch braucht das Gefühl, dass es hinter dem Horizont weitergeht"

Das Virus wirbelt unser Leben durcheinander. Was sollen wir tun? Und vor allem: Wie halten wir zusammen? Im stern-Podcast "Wir und Corona" sprechen wir über diese Herausforderungen. Heute mit der Bischöfin Kirsten Fehrs.

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Die Corona-Krise sorgt offenbar dafür, dass Menschen ein besonders großes Bedürfnis nach Orientierung haben – und auch bei den Kirchen verstärkt Halt suchen: Gottesdienst-Übertragungen boomen, ob im Fernsehen oder im Internet – und auch auf die Seelsorge per Telefon gibt es einen regelrechten Run. In Frankreich, aber auch im Saarland läuten täglich Kirchenglocken – nicht, um zum Gottesdienst zu rufen, sondern als Appell ans Zusammenhalten.

Wie kümmern sich die Kirchen jetzt, wo Nähe, Gemeinschaft, manchmal auch Gemeinde so gefragt ist wie lange nicht mehr – und gleichzeitig so gefährlich? Wie funktioniert das in der Sterbehilfe, wo das Berühren so wichtig ist? Wie funktioniert das aber auch bei Beerdigungen, die zum Teil nur noch unter dem freien Himmel stattfinden dürfen? Von welchen Sorgen erzählen Menschen in dieser Krise am Telefon? Und wie geht das jetzt, Zuversicht auszustrahlen, Hoffnung? Welche Bedeutung hat vor allem jetzt, kurz vor Ostern, die Osterbotschaft von Kreuzigung, Tod und Auferstehung in der Corona-Krise? Darüber spricht Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche, in "Wir und Corona", dem täglichen Podcast von stern und RTL.

Fehrs hält wenig davon, das Virus – die Krankheit – wie es im Mittelalter oft geschehen ist, als eine Strafe Gottes darzustellen. Sie begreift die Situation eher als "Prüfung". "Im Moment wird alles auf den Prüfstand gestellt", sagt Fehrs. "Die Krise ist eine Art von Stresstest, in dem wir all unsere Lebensbezüge noch einmal neu überprüfen und auch noch einmal neu nachdenklich werden, was wir da eigentlich so unbewusst tagtäglich tun." Über Ostern, das christliche Fest, das an die Kreuzigung und Wiederauferstehung Jesus erinnert, sagt Fehrs: "Es gibt einen Sieg des Lebens über den Tod und eben auch einen Sieg der Hoffnung über die Angst. Das ist, so symbolisch verdichtet, eine Beschreibung unserer jetzigen Situation in dieser Corona-Krise. Der Mensch braucht das Gefühl – unabhängig davon, ob und wie tief religiös er ist – dass es hinter dem Horizont weitergeht."

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