Erneut haben Umweltschützer gegen die umstrittene Suche nach Erdgas im oberbayerischen Reichling nahe dem Ammersee protestiert. Zehn Aktivisten von Greenpeace brachten den Angaben nach auf einer Wiese neben dem Bohrgelände ein 60 Meter langes Banner mit der Aufschrift "Gas stoppen" an.
"Die Zeit von klimaschädlichem Erdgas ist abgelaufen. Die Erderhitzung kann nur noch aufgehalten werden, wenn wir nun schnell und konsequent das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas beenden", sagte Saskia Reinbeck von Greenpeace Bayern. Sie forderte zum wiederholten Mal Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger auf, "das Irrsinns-Projekt" zu stoppen und die Konzession nicht zu verlängern.
Bohrung läuft seit dem 8. August
Seit dem 8. August läuft auf dem abgesperrten Gelände im Landkreis Landsberg am Lech eine Erkundungsbohrung - aktuell hat sie bereits eine Tiefe von rund 3.000 Metern erreicht. Ziel ist eine Tiefe von ungefähr 3.400 Metern, wie das "Energieprojekt Lech Kinsau 1 GmbH" mitteilte. Für die Erkundung war ein etwa 40 Meter hoher Bohrturm errichtet worden.
Die Probebohrung hatte zunächst einen verfüllten Zugang zu der vermuteten Gasspeicherstätte offengelegt. Bereits in den 1980er Jahren war in Reichling nach Gas gesucht worden, damals wurde das Projekt aber wegen mangelnder Lukrativität wieder ad acta gelegt. Im Zuge der steigenden Energiepreise seit Ausbruch des Ukraine-Krieges setzte dann aber eine Neubewertung ein.
Sollte die Probebohrung erfolgreich verlaufen, wird im Anschluss die Gasförderung starten. Die "Energieprojekt Lech Kinsau 1 GmbH" ist zu 80 Prozent im Besitz der MRH Mineralöl-Rohstoff-Handel GmbH mit Sitz in Düsseldorf und wird zu 20 Prozent von der Genexco GmbH gehalten. Das Unternehmen plant eine Förderung von Erdgas über zehn bis 15 Jahre. In mehr als 3.000 Metern Tiefe wird eine Gasmenge von 400 bis 500 Millionen Kubikmetern vermutet, diese könnte den Gasbedarf von 10.000 bis 15.000 Haushalten decken.
Umstrittenes Projekt rief viele Proteste und Demos hervor
Umweltschützer und Anwohner hatten seit Bekanntwerden der Gasförderpläne einen massiven Protest gegen das Projekt auf die Beine gestellt. Immer wieder fanden Demonstrationen statt, Aktivisten drangen auch immer wieder auf das Gelände ein und besetzten etwa den Bohrturm. Seither hat die Polizei ihre Präsenz rund um das Bohrgelände massiv erhöht. Die Anwohner fürchten um ihre Trinkwasserversorgung, da die Quelle des Ortes nicht weit entfernt liegt. Die Region sorgt sich zudem vor negativen Auswirkungen auf Immobilienpreise und den Wirtschaftsfaktor Tourismus. Das Unternehmen hatte seinerseits immer betont, es bestehe keine Gefahr für die Umwelt.