Drogenkriminalität Entsorgung nach Drogenfund in Nauen fast abgeschlossen

In der Halle haben Ermittler ein Drogenlabor ausgehoben. Foto: Michael Ukas/dpa
In der Halle haben Ermittler ein Drogenlabor ausgehoben. Foto
© Michael Ukas/dpa
400 Kilo Rauschgift im Millionenwert und eine Drogenküche wie aus US-Serien: Eine Woche dauerten die Entsorgungsarbeiten von Tonnen von Chemikalien.

Eine Woche nach der Entdeckung des riesigen Drogenlabors im Ort Nauen in Brandenburg westlich von Berlin nähern sich die Entsorgungsarbeiten dem Ende. Man wolle mit der Entsorgung der Tonnen von Chemikalien und Bergen von Müll aus den Hallen im Industriegebiet am Mittwoch fertig werden, sagte der Sprecher der Zollfahndung Berlin-Brandenburg, Christian Lanninger. 

In großen Wannen seien die flüssigen Chemikalien in dieser Art von Drogenküche, wie man sie etwa aus US-Serien und Spielfilmen kennt, von den Drogenmixern zusammengerührt worden. Nach vier bis fünf Tagen bildeten sich aus den Grundstoffen Kristalle, die dann abgeschöpft, getrocknet und zermahlen worden wären. 

Beliebte Partydrogen

Zunächst habe man davon 100 Kilogramm Drogenpulver gefunden. Weitere 300 Kilogramm seien aus immer mehr entdeckten Wannen abgeschöpft worden. Mit dicken Schutzanzügen, Masken und Gummihandschuhen hätten Zollfahnder, Feuerwehrleute und Chemiker gearbeitet, um sich nicht zu gefährden. 

Die erzeugte Droge ist eine in der Partyszene beliebte Substanz mit der Bezeichnung 3-CMC und 4-CMC. Chemisch handelt es sich um die Stoffe Clophedron (3-Chlormethcathinon) und Clephedron (4-Chlormethcathinon). Sie gehören zu den sogenannten synthetischen psychoaktiven Drogen, und letztlich zur Gruppe der Amphetamine. Sie sollen aufputschend, angstlösend und enthemmend wirken.

Hohe Gefahr durch Überdosen, Vergiftungen und von Hirnschäden

Laut Experten machen sie schnell abhängig, es gibt eine hohe Gefahr durch Überdosen und Vergiftungen sowie von Hirnschäden, Herz-Kreislauf-Problemen und Durchblutungsproblemen. Über genaue Wirkmechanismen, Giftigkeit und mögliche Langzeitfolgen sei bis heute nicht viel bekannt, heißt es auf einer Schweizer Drogenanalyse-Website, wo es schon jahrelange Erfahrungen mit der Beratung der Konsumenten durch die konkrete Analyse von Chemikalien (sogenanntes Drug-Checking) gibt. 

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Lanninger von der Zollfahndung verwies zusätzlich auf die massiven Verunreinigungen bei der Herstellung zwischen Müll und Chemikalienresten. "Mir tut der Konsument leid, der dieses Zeug verkauft bekommt."

Verkaufspreis von vier Millionen Euro

Die Zollfahndung wolle nun mit Hilfe von Chemikern feststellen, wie viel Rauschgift dort aus den gefundenen Chemikalien hergestellt wurde. Allein die beschlagnahmten 400 Kilogramm entsprechen bei einem Verkaufspreis von 12 bis 15 Euro pro Gramm einem Wert von mehr als vier Millionen Euro im illegalen Handel. 

Zwei verdächtige Männer - 41 und 50 Jahre alt - sitzen in Untersuchungshaft. Sie wohnten in Räumen neben den Hallen mit den Drogen, sollen das Labor am Stadtrand von Nauen, rund 40 Kilometer von Berlin entfernt, laut den Fahndern aber nicht allein betrieben haben. In den Wohnräumen wurden 200.000 Euro in bar gefunden. Die Zollfahndung hatte am vergangenen Mittwoch nach einem Hinweis zugeschlagen.

Nach Komplizen und Hinterleuten werde weiter gefahndet. Die Zollfahndung ist für den Fall zuständig, weil die Stoffe aus dem Ausland kamen und es einen direkten Grenzbezug gebe, so der Sprecher. Im Gegensatz zu den Polizeibehörden der Bundesländer könne auch bundesweit ermittelt werden.

dpa