Im Zuge der weiteren Vorwürfe gegen Polizisten des 1. Polizeireviers in Frankfurt wird konkret gegen eine Beamtin und einen Beamten ermittelt. Die Identitäten seien nach der Vernehmung einer Zeugin geklärt, sagte Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) am späten Dienstagabend im Innenausschuss des Landtags. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft unter anderem wegen Körperverletzung im Amt waren zunächst gegen unbekannt geführt worden. Ein weiteres Verfahren richtet sich gegen einen Staatsanwalt wegen des Verdachts der Strafvereitelung im Amt.
Die Vorwürfe waren Anfang Dezember durch eine Berichterstattung des Hessischen Rundfunks (hr) publik geworden. Eine Zeugin hatte demnach über verbale und körperliche Gewalt durch Polizeibeamte berichtet, die sie während einer Hospitanz gesehen hätte. Die angehende Juristin wandte sich laut hr-Bericht auch an ihren betreuenden Staatsanwalt, der demnach "selbst nicht gewusst habe, wie man damit umgehen solle".
Minister: Zeugenaussage muss auf Glaubwürdigkeit geprüft werden
Poseck betonte im Innenausschuss im Landtag in Wiesbaden, man müsse mit Verdachtslagen ausgewogen und fair umgehen. Die Zeugin habe die Vorwürfe zunächst anonym und auch erst eineinhalb Jahre nach den vermeintlichen Übergriffen erhoben. Daher müssten ihre Angaben sorgfältig auf Glaubwürdigkeit überprüft werden. Sie sei Anfang dieser Woche umfassend befragt worden. Die Ermittlungen befinden sich auf der Stufe eines Anfangsverdachts, sagte der Minister.
Nach Aussagen der Zeugin soll die Polizeibeamtin den Kopf eines gefesselten Festgenommenen gegen die Scheibe des Streifenwagens gedrückt haben, wie der Minister erläuterte. Zuvor soll der Festgenommene die Beamten beschimpft haben. Der Polizeibeamte soll laut Zeugenaussage auf der Fahrt ins Polizeirevier den Wagen mehrmals stark beschleunigt und dann abgebremst haben, wobei der nicht angeschnallte festgenommene Mann durch den Wagen geschleudert worden sei, wie der Minister ergänzte.
Erste Ermittlungen im Oktober begonnen
Bereits im Oktober waren Vorwürfe gegen mehrere andere Polizistinnen und Polizisten des 1. Polizeireviers öffentlich geworden. Im Fokus der Ermittlungen stehen fünf Polizeibeamtinnen und zwölf Polizeibeamte im Alter zwischen 24 und 56 Jahren, die im Streifendienst und in führenden Positionen eingesetzt waren. Sie sollen laut Staatsanwaltschaft im Zeitraum von Februar bis Ende April 2025 insgesamt sechs Männern während oder nach deren Festnahme "unberechtigt körperlichen Schaden" zugefügt oder "dies geduldet und die Taten nicht angezeigt" haben.