Lenin-Monument Weiter Kritik an Denkmalschutz für Schweriner Lenin-Denkmal

Der Denkmalschutz-Status für die monumentale Lenin-Statue in Schwerin bleibt umstritten. (Archivbild) Foto: Jens Büttner/dpa
Der Denkmalschutz-Status für die monumentale Lenin-Statue in Schwerin bleibt umstritten. (Archivbild) Foto
© Jens Büttner/dpa
Opferverbände, Historiker und Vertreter von Gedenkstätten kritisieren, dass der Schweriner Bronze-Lenin zum Denkmal erklärt wird. Unter einem offenen Brief stehen auch prominente Namen.

Die Entscheidung, das Schweriner Lenin-Monument unter Denkmalschutz zu stellen, stößt auf Kritik von prominenter Seite. Die Autorin Grit Poppe ("Weggesperrt") und der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk ("Freiheitsschock") unterschrieben einen offenen Brief, in dem ein anderer Umgang mit der 3,50 Meter hohen Bronzeplastik aus dem Jahr 1985 gefordert wird.

Begründer von totalitärem System

Lenin sei der Begründer eines totalitären Systems gewesen, das auf Gewalt, Unterdrückung und der systematischen Vernichtung politischer Gegner beruht habe, heißt es in dem Schreiben, das unter anderem an Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) und den Landtag gerichtet ist und der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

"Unter seiner Führung begann das, was Millionen Menschen in Europa das Leben kostete: der Rote Terror, die Entrechtung ganzer Völker, die Unterdrückung von Meinungsfreiheit, Religion und Selbstbestimmung." Unterschrieben haben unter anderem Vertreter von Opferverbänden und von Gedenkstätten, darunter der Leiter der Dokumentationsstelle Dresden/Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Bert Pampel.

Vorschlag: Lenin mit Pflanzen überwuchern lassen

"Wir wollen Geschichte nicht entsorgen", heißt es. "Daher regen wir an, die Lenin-Statue zu entfremden, mit Pflanzen überwuchern zu lassen oder mit entsprechenden Hinweistafeln im Innenhof des ehemaligen KGB-Gefängnisses am Demmlerplatz in Schwerin aufzustellen."

Bei der Denkmalbewertung durch die obere Denkmalbehörde Mecklenburg-Vorpommerns, das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, sei die Opferperspektive zu wenig berücksichtigt worden. Allein in Schwerin seien im Zeitraum 1950 bis 1953 von einem sowjetischen Militärtribunal mehr als 100 Todesurteile verhängt worden. 

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Denkmalamt: Hoher historischer Zeugniswert

Das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege spricht in seiner Begründung für den Denkmalschutz von einem hohen historischen Zeugniswert der Lenin-Statue. "Es besitzt damit ein nationales Alleinstellungsmerkmal als Dokument für die Geschichte der DDR." 

Auch Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) sieht die Unterschutzstellung des umstrittenen Denkmals positiv. "Infolge der Dezimierung politischer Kunst aus DDR-Zeiten im Schweriner Stadtraum stellt das Lenin-Standbild auch ein wichtiges kulturelles und politisches Zeugnis der jüngeren deutschen Vergangenheit dar", sagte er. "Nur wenn es erhalten wird, besteht auch weiterhin die Chance zur konstruktiven Auseinandersetzung mit unserer jüngeren Geschichte."

dpa