Nun ist es offiziell: Der Bund hat den lange diskutierten "günstigen Erhaltungszustand" des Wolfes in Deutschland offiziell festgestellt und an die EU gemeldet. In der Folge könnte es künftig mehr Möglichkeiten geben, Wölfe zu schießen, die Weidetiere reißen. In Mecklenburg-Vorpommern, wo die Zahl der Rudel binnen eines Jahres um ein Drittel auf jetzt 28 gestiegen ist, reagierte Agrarminister Till Backhaus (SPD) erfreut.
Jetzt müsse der Bund rasch das Bundesjagdgesetz sowie das Bundesnaturschutzgesetz ändern. "MV hat darauf in mehreren Umweltministerkonferenzen immer wieder hingewiesen und es ist bedauerlich, dass wir da nicht schon erheblich weiter sind."
"Wir haben den Wolf in MV bereits ins Jagdrecht übernommen. Was fehlt, ist der rechtliche Rahmen, den der Bund vorgeben muss, damit auffällige Wölfe in Zukunft rechtssicher entnommen werden können", so Backhaus weiter. Er erwarte, dass der Bund bis zur kommenden Weidesaison Klarheit schaffe. "Etwas Anderes wäre den Tierhaltern nicht zu vermitteln." Im Jahr 2024 sind offiziellen Angaben zufolge in MV bei 94 Wolfsangriffen 384 Weidetiere getötet worden - ein Rekordwert.
Zahl der Rudel in MV um ein Drittel gestiegen
In Mecklenburg-Vorpommern leben dem Minister zufolge mittlerweile 28 Rudel - neun mehr als ein Jahr zuvor - sowie fünf Paare und ein territorialer Einzelwolf. In 24 der 28 Rudel gab es zwischen Mai 2024 und April 2025 Junge - 93 Welpen sind den Angaben zufolge bestätigt. Rechne man die Rudel hinzu, die sich aus anderen Bundesländern kommend zeitweise in MV aufhielten, seien im Nordosten sogar 37 Rudel aktiv. "Damit sind Konflikte weiterhin programmiert, auf die wir reagieren müssen."
Die Bundesregierung ist in einem neuen Bericht an die EU zu dem Ergebnis gekommen, dass sich der Wolf in großen Teilen Deutschlands wieder ausbreitet. "Der Wolf hat sich in zahlreichen Gebieten Deutschlands gut entwickelt und ist wieder zu einem festen Teil unserer heimischen Natur geworden", erklärte Umweltminister Carsten Schneider (SPD). "Zugleich werden die Länder ab jetzt Probleme, die es vor Ort gibt, leichter lösen können."
Einstufung ist wichtiges Kriterium
In dem Bericht an die EU wird der "Erhaltungszustand" des Wolfes als "günstig" eingestuft. Das galt bisher nur in der biogeografische Region "atlantisch", die den Nordwesten Deutschlands umfasst. Nun gilt es auch in der "kontinentalen" Region, die fast den gesamten Rest der Republik ausmacht. Keine Angaben gibt es bisher für die Alpenregion.

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Die Einstufung des Erhaltungszustands gilt als eines von mehreren Kriterien, die entscheidend dafür sind, ob und in welchem Umfang Jagd auf den Wolf gemacht werden darf - denn es handelt sich dabei um eine geschützte Art. Landwirte machen sich seit Jahren für den Abschuss von Wölfen stark, um ihre Schafe und Rinder vor dem Raubtier zu schützen.
Jagdrecht soll angepasst werden
Nun stehe schwarz auf weiß, "dass der Wolf in Deutschland nicht mehr vom Aussterben bedroht ist", betonte der Umweltpolitiker der Unionsfraktion, Mark Helfrich. Er kündigte an, der Wolf werde nun zeitnah in das Jagdrecht aufgenommen. Auch das Umweltministerium kündigte an, die Regelungen im Bundesjagd- und Bundesnaturschutzgesetz zum Wolf würden angepasst.
"Jetzt gilt es, gemeinsam zügig zu einer Einigung zu kommen", betonte Landwirtschaftsminister Alois Rainer. Der CSU-Politiker rechnet nach früheren Angaben mit rund 2.500 Wölfen in Deutschland.