Gewalt gegen Frauen Forderungen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen

Auch in diesem Jahr sollen am "Orange Day" angestrahlte Gebäude auf Gewalt an Frauen aufmerksam machen. (Archivbild) Foto: Hendr
Auch in diesem Jahr sollen am "Orange Day" angestrahlte Gebäude auf Gewalt an Frauen aufmerksam machen. (Archivbild) Foto
© Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa
Jedes Jahr werden am 25. November in aller Welt Gebäude orange angestrahlt. Der "Orange Day" soll auf Gewalt an Frauen aufmerksam machen. Was Organisationen in Sachsen planen.

Mit mehreren Aktionen machen Verbände und Gewerkschaften auch in Sachsen auf den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am kommenden Dienstag aufmerksam. "Jeder einzelne Fall von Gewalt an Frauen ist einer zu viel und muss ein Weckruf an uns alle sein. Gewalt gegen Frauen ist kein Randphänomen und auch keine Privatsache", sagte Daniela Kolbe, Vize-Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Sachsen. Statistisch sei jede dritte Frau in Deutschland in ihrem Leben mindestens Opfer von Gewalt.

Kolbe zufolge brauchen betroffene Frauen mehr Unterstützung und Sicherheit. "Noch immer klaffen aber Lücken in der Gesetzgebung, bei der Prävention, den Hilfestrukturen und deren Finanzierung. Auch die regionale Abdeckung ist mangelhaft." Ob Frauen Schutz und Hilfe bei häuslicher Gewalt finden oder nicht, dürfe aber nicht vom Wohnort abhängen. Beratung, Schutz und Unterstützung in Frauenhäusern müssten in allen Regionen gleichwertig gesichert und kostenfrei gewährleistet sein.

DGB fordert rasche Umsetzung des Gewalthilfegesetzes

Von dem seit Ende Februar geltenden Gewalthilfegesetz verspricht sich Kolbe deutliche Verbesserungen. Es müsse jetzt zügig und konsequent umgesetzt werden, betonte die DGB-Vize. Die Verantwortung der Bundesländer für die Sicherstellung von Hilfsangeboten gelte ab dem 1. Januar 2027, der individuelle Rechtsanspruch auf kostenfreien Schutz und Beratung für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder trete am 1. Januar 2032 in Kraft. 

Sachsen müsse bis Ende 2026 bei diesem Thema eine Bedarfsanalyse und eine Entwicklungsplanung vorlegen, so Kolbe. Dazu gehöre eine detaillierte Bestandsaufnahme und eine flächendeckende Bereitstellung von kostenfreien Hilfsangeboten. "Betroffene von Gewalt, die Hilfe suchen, dürfen nicht wegen fehlender Kapazitäten vertröstet oder abgewiesen werden. Es geht um akute Gefährdungen und die Sicherheit von Frauen und Kindern. Da akzeptieren wir keinen Verweis auf klamme Kassen oder Haushaltszwänge."

Landesfrauenrat verlangt verlässliche Finanzierung von Hilfe

Der Landesfrauenrat verlangte mit Blick auf den Tag gegen Gewalt an Frauen mehr Schutzplätze in Frauenhäusern und Schutzwohnungen, den Ausbau von Beratungsangeboten für Frauen, Mädchen und queere Personen, eine verlässliche Finanzierung der Hilfestrukturen sowie niedrigschwellige Zugänge für Betroffene in Stadt und Land. "Nur wenn Prävention, Schutz und Unterstützung ausreichend finanziert und strukturell verankert sind, kann Gewalt nachhaltig bekämpft werden", hieß es.

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In Leipzig ruft der DGB mit einem Bündnis am Dienstag zu einer Demonstration unter dem Titel "Täter sein hat System – Gewaltstrukturen durchbrechen" auf. In Dresden wollen die Gewerkschaften gemeinsam mit dem Landesfrauenrat und weiteren Organisationen eine Kundgebung auf dem Theaterplatz abhalten. Ihr Motto lautet: "Gegen Gewalt. Die Scham muss die Seite wechseln." In Plauen organisiert das Bündnis für Demokratie, Toleranz und Zivilcourage Vogtland zusammen mit dem Theater Plauen-Zwickau und anderen eine Aktion auf dem Postplatz. In Dresden ist zudem eine Aktionswoche geplant. 

Gewalt gegen Frauen nimmt auch in Deutschland zu

Seit mehr als drei Jahrzehnten steht der 25. November weltweit für den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Der Aktionstag – auch als "Orange Day" bekannt – macht mit orangefarben angestrahlten Gebäuden, vielfältigen Aktionen und öffentlichen Demonstrationen auf die anhaltend hohe Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam. Gewalt gegen Frauen nimmt auch in Deutschland zu: Häusliche und digitale Gewalt, Stalking, sexuelle Übergriffe und Femizide gehören zum Alltag. 

Aktuelle Zahlen aus dem Bundesinnenministerium belegen das. Demnach kamen im vergangenen Jahr 308 Frauen und Mädchen in Deutschland durch Gewalt ums Leben (32 weniger als 2023), 191 davon durch Partner, Ex-Partner oder andere Familienmitglieder. In allen anderen Bereichen gab es einen Anstieg: 53.451 Frauen wurden Opfer von Sexualstraftaten (plus 2,1 Prozent), 187.128 Frauen ein Opfer häuslicher Gewalt (plus 3,5 Prozent). Die Fälle von digitaler Gewalt wie Nötigung, Bedrohung oder Stalking nahmen um sechs Prozent zu und betrafen 18.224 Frauen. 593 Frauen wurden Opfer von Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung (plus 0,3 Prozent).

dpa

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