In einem offenen Brief fordern rund 100 prominente Italiener das bekannte Wörterbuch "Treccani" auf, seinen Eintrag zum Begriff "Frau" zu überarbeiten. Der bisherige sei sexistisch. Der Brief erschien in der Zeitung "La Repubblica". Darin wird argumentiert, dass vor allem die Liste mit Synonymen zu "Frau" neu verfasst werden müsse. Dort stünden Wörter wie "puttana" oder "cagna", auf Deutsch "Hure" und "Schlampe". Solche Begriffe würden "frauenfeindliche Stereotype, die Frauen objektifizieren und sie als unterlegen darstellen" bestärken, steht in dem Brief.
Die Verantwortlichen von "Treccani" haben der BBC zufolge noch nicht auf den offenen Brief reagiert, hätten in der Vergangenheit allerdings ihre Enzyklopädie gegen ähnliche Kritik verteidigt.
Die Autorin des Briefes, Aktivistin Maria Beatrice Giovanardi, war auch an einer ähnlichen Kampagne gegen das Oxford English Dictionary (OED) beteiligt. Dort ging es um Begriffe wie "bint" oder "bird", auf Deutsch etwa: "Weibstück" und "Tussi". Diese fanden sich als Synonym zu "Frau" in dem britischen Wörterbuch. Nachdem eine entsprechende Petition zehntausende Unterschriften erhielt, aktualisierte Oxford University Press den Eintrag.
Aktivistin: 30 Begriffe für Prostituierte unter "Frau" auffindbar
In Italien sei das Problem ungleich größer, weil die Synonyme deutlich abwertender seien. Aktivistin Giovanardi zufolge gebe es im "Treccani"-Wörterbuch alleine 30 Begriffe für Prostituierte, die unter "Frau" gefunden würden. Suche man unter "Mann" hingegen finde man vor allem Synonyme wie "Geschäftsmann".
"Sprache formt Realität und beeinflusst die Art, wie Frauen gesehen und behandelt werden", heißt es in dem offenen Brief. "Zwar wird dies nicht den täglichen Sexismus beenden, aber es könnte zu einem korrekten Bild von Frauen und ihrer Rolle in unserer heutigen Gesellschaft beitragen."

"Treccani": Ein Wörterbuch siebt nicht aus
Laut der BBC hatte sich "Treccani" bereits im November per Blogpost zu der Kritik geäußert. Man wähle die Wörter des Lexikons nicht "auf Grundlage moralischer Wertvorstellungen oder Vorurteile" aus, hieß es damals demnach. "Wenn die Gesellschaft oder Kultur Negativität mit Worten ausdrücken, kann ein Wörterbuch sich nicht weigern, diese zu dokumentieren."
Quellen: Offener Brief in "La Repubblica" / BBC