Umfrage Bundesbürger sehen Deutschland als Weltmacht

Die Deutschen blicken selbstbewusst in die Zukunft. Jeder zweite Bundesbürger hält sein Land für eine Weltmacht
Die Deutschen blicken selbstbewusst in die Zukunft. Jeder zweite Bundesbürger hält sein Land für eine Weltmacht
© Colourbox
Jeder zweite Deutsche hält sein Land für eine Weltmacht mit guten Chancen für künftige Führungsrollen. Weniger rosig sehen die Beteiligten der Umfrage die Zukunft der Vereinigten Staaten von Amerika: Ihr Ansehen und Einfluss werde sinken - zugunsten von China, Indien und Russland.

Das Ansehen der USA als Weltmacht wird nach einer Meinungsumfrage in neun Staaten bis 2020 dramatisch sinken. Fast gleichauf werde dann China liegen, teilte die Bertelsmann Stiftung am Mittwoch zu der repräsentativen Umfrage mit. Zwar führten die Vereinigten Staaten heute mit 81 Prozent der Nennungen als Weltmacht die Liste deutlich vor China (50 Prozent) an. Dieser Wert schmelze laut Erwartung der 9000 Befragten bis 2020 aber auf 61 Prozent ab. China werde sich demnach um 7 Prozentpunkte auf 57 Prozent verbessern. Der Studie zufolge liegen die Europäische Union und Japan derzeit mit 33 Prozent der Nennungen auf dem vierten Platz hinter Russland (37 Prozent).

Die Gallup International/TNS-Emnid-Studie im Auftrag der Stiftung befasst sich mit der Rolle und Funktion der Weltmächte. Befragt wurden 9000 Menschen in den fünf ständigen Mitgliedstaaten des UN- Sicherheitsrates (USA, China, Russland, Frankreich, Großbritannien), Brasilien als größte Industrienation Lateinamerikas, Indien sowie in den Exportnationen Japan und Deutschland.

Russland holt in der Machtfragen auf

Im Vergleich zu einer Vorgängerstudie von 2005 haben die USA in der Bewertung Boden gutgemacht: Damals sahen noch 57 Prozent der Befragten die USA im Jahr 2020 in der Führungsrolle, China kam auf 55 Prozent. Entscheidend für den Weltmachtstatus eines Landes sind aus der Sicht der Befragten wirtschaftliche Stärke, politische Stabilität sowie Bildung und Forschung. Die Bedeutung von Forschung hat im Vergleich zur Vorgängerstudie zugenommen - um 32 Prozentpunkte in Indien, um 15 Prozentpunkte in Frankreich und um 11 Prozentpunkte in Deutschland.

Vor allem Russland konnte in den vergangenen zwei Jahren seinen Ruf als Weltmacht stärken - das Land verbesserte sich im Vergleich zur Umfrage 2005 von Platz 6 auf Platz 3 gleich hinter China. Die internationale Stellung Deutschlands bewerten vor allem die Bundesbürger selbstbewusst; 49 Prozent halten die Bundesrepublik für eine Weltmacht, für 2020 erwarten dies noch 46 Prozent. Weltweit sehen nur 30 Prozent der Befragten Deutschland in der Rolle als Weltmacht, bis 2020 sinkt der Anteil auf 25 Prozent.

Die Befragten erwarteten für die künftige Weltordnung kein "harmonisches Gleichgewicht, das etwa von den Vereinten Nationen im Sinne einer Weltregierung gelenkt würde", sagte Josef Janning von der Bertelsmann Stiftung. Um 10 Prozentpunkte stark gewachsen sei das Bewusstsein für Bedrohungen wie Umweltzerstörung. Der Anteil derer, die den Klimawandel als globale Bedrohung wahrnehmen, sei in allen Ländern gestiegen, besonders stark aber in den USA (plus 22 Prozent), in China (plus 17 Prozent) und in Japan (plus 16 Prozent). Im Schnitt betrachteten 54 Prozent aller Menschen Umweltzerstörungen als größte Bedrohung.

DPA
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