Zwischen der Backsteinvilla von Christina Block im Hamburger Norden und dem dänischen Gråsten, in dem ihr Ex-Mann wohnt, liegen 178 Kilometer Straße. Eine kurze Distanz, nicht mal zwei Autostunden, wenn man zügig fährt. Doch blickt man auf den verbissenen Kampf, den die beiden um zwei ihrer vier gemeinsamen Kinder ausfechten, dann scheinen Welten zwischen Hamburg und Gråsten zu liegen. Zwischen den früheren Partnern. Und auch zwischen den lokalen Rechtsansichten.
In der Vergangenheit haben sich sowohl Christina Block, Tochter des "Block-House"-Gründers und Multimillionärs Eugen Block, als auch ihr Ex-Mann Stephan H. wiederholt und mit teils intimen Details in der Öffentlichkeit erklärt. Sie wirft ihm vor, ihr die beiden Kinder illegal entzogen und sie gezielt von ihr abgeschottet zu haben. Er rechtfertigt das mit dem angeblich notwendigen Schutz der Kinder, die nicht zurückgewollt hätten: Sie seien bei ihrer Mutter Gewalt ausgesetzt gewesen – was diese wiederum zurückweist.
Deutschland nimmt atemlos an diesem Drama teil
Spätestens seit der vergangenen Woche nimmt Deutschland atemlos an diesem Drama teil. Der Sorgerechtsstreit ist zu einem Entführungsthriller eskaliert. "Kidnapper schlagen Vater nieder, rasen mit Kindern davon", titelte etwa die "Bild", "Die Kinder hatten schon Alarmknöpfe", schrieb die "Zeit". Die dänische Polizei habe die beiden aus Sorge um deren Wohl mit Notfallknöpfen ausgestattet. Das klingt paranoid. Aber die Angst war offenbar begründet.
In der Silvesternacht, um 0.17 Uhr, rangen acht maskierte Männer Stephan H. auf der Straße wenige Hundert Meter entfernt von seinem Haus nieder. Sie zogen ihm die Jacke über den Kopf und stopften ihm die Kapuze in den Mund. H. hatte sich mit Klara, 13, und Theodor, 10, das Feuerwerk angesehen. Nun zerrte das Überfallkommando die Kinder in zwei Autos und raste Richtung Grenze. Später fanden Beamte die beiden Mietwagen am Hamburger Flughafen, zwei Männer mit israelischem Pass hatten sie dort offenbar ausgeliehen.
Die Kinder tauchten bald bei ihrer Mutter in Hamburg auf. Das erste Mal seit Jahren konnte Christina Block sie in die Arme schließen. Doch nur Tage später entschied ein Hamburger Gericht, dass Christina Block Klara und Theodor sofort an den Vater übergeben müsse. Noch am selben Abend brachte ein Anwalt Blocks die Kinder zu einer Polizeistation, Kapuzen und Regenschirme schützten sie vor Blicken und Kameras. Die beiden sollen beim Abschied von der Mutter geweint haben, heißt es. Nun sind sie wieder bei ihrem Vater in Gråsten (deutsch: Gravenstein).
Es ist der vorerst letzte Akt dieses Dramas, einer Geschichte voller Wut und Verzweiflung. Wie konnte es so weit kommen?