Corona-Pandemie "Wir brauchen dringend Personal": Der verzweifelte Aufruf der norditalienischen Ärzte

Gemälde des Künstlers Franco Rivolli an einer Außenmauer des Giovanni XXIII-Krankenhauses
Mit einem riesigen Gemälde des Künstlers Franco Rivolli an einer Außenmauer des Giovanni XXIII-Krankenhauses in Begamo bedanken sich die Italiener bei den unzähligen Ärzten und Krankenschwestern, die derzeit gegen das Coronavirus kämpfen.
© Piero Cruciatti / AFP
Die Situation in den italienischen Krankenhäusern spitzt sich dramatisch zu: Immer mehr mit Corona infizierte Menschen müssen behandelt werden. Einige Ärzte sterben selbst an den Folgen der Krankheit. Mediziner und Behörden schlagen Alarm.

Italiens Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps: Weil immer mehr Patienten an Covid-19 erkranken, sind die Kapazitätsgrenzen der Krankenhäuser vor allem in Norditalien an vielen Orten schon längst überschritten. 

Nun sorgt ein Appell eines Arztes in Bergamo für große Bestürzung. In einer Videobotschaft auf Englisch schildert er die dramatische Situation. Es fehle an Personal, Medikamenten, Betten und Geräten.

Der Appell des Arztes: "Bitte helfen Sie uns"

"Wir brauchen dringend Krankenschwestern und Ärzte, wir brauchen Beatmungsgeräte und persönliche Schutzausrüstung." Mit eindringlichen Worten wendet sich Stefano Fagiuoli, Professor am Giovanni XXIII-Krankenhaus in Bergamo über Facebook an die Öffentlichkeit. "Unsere Mitarbeiter, Ärzte und Krankenschwestern arbeiten Tag und Nacht, unzählige Stunden, um diese unglaubliche Situation zu bekämpfen", so Fagiuoli.

Das Krankenhaus, in dem der Professor arbeitet, zählt zu den Kliniken, die am härtesten unter den Auswirkungen der Corona-Krise leiden.

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Niemand wisse, wie lange die Pandemie noch dauere, sagt Fagiuoli weiter. Er habe deshalb zwei große Bitten. "Die erste geht an die Bevölkerung: Bitte bleiben Sie zu Hause." Damit spricht der Arzt die vielen Italiener an, die trotz Ausgangssperre und Quarantäne-Auflagen immer noch Freunde treffen und somit zur Ausbreitung des Virus beitragen.

"Die zweite Botschaft geht an alle, die uns helfen möchten. [...] Die Organisation 'Cesvi' hat eine Spendenaktion auf der Plattform 'Gofundme' ins Leben gerufen. Wenn Sie uns also helfen können, bitte helfen Sie uns." Das gesammelte Geld würde gebraucht, um Schutzausrüstung und Gerätschaften zu besorgen, so der Arzt. "Und wenn sie im Gesundheitswesen arbeiten: Sie können sich uns wirklich gerne anschließen, um das Virus zu bekämpfen."

Italien sucht händeringend nach Ärzten

Unterdessen wurde bekannt, dass inzwischen schon zehn italienische Ärzte selbst an den Folgen des Coronavirus gestorben sind. Drei neue Todesfälle kamen erst gestern dazu: je ein Arzt aus Crema, Cremona und Bergamo.

Auch der Gouverneur der Lombardei, Attilio Fontana, schlägt Alarm: "Wir brauchen Ärzte. Ich hatte gehofft, dass es nach den Aufrufen an die pensionierten Ärzte und Studenten mehr Resonanz  gegeben hätte – stattdessen gab es keine." 

Es sei essenziell, weitere Ansteckungen zu verhindern, so Fontana weiter. "Es sind zu viele." Er appellierte daher ebenfalls an seine Landsleute: "Bleiben Sie zuhause." 

Rechts liegt die Zeitung "L'Eco di Bergamo", rechts schaut ein gebräunter Mann mit grauen Haaren und blauem T-Shirt
© Screenshot/privat
Zehn Seiten statt anderthalb: Italiener blättert durch Todesanzeigen vor und während Corona

Erst am Mittwoch waren 80 Berichte über Verstöße gegen die Ausgangssperre bei der Staatsanwaltschaft Mailand eingegangen. Die Ermittler geben an, dass es sich dabei um "Verbrechen" handelt, die auch als solche bestraft werden sollten.

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