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Trinkverhalten von Jugendlichen Alkohol-Werbung verführt zu Rauschtrinken

Schadet es Kindern und Jugendlichen, wenn sie TV-Werbung sehen, in denen Alkohol angepriesen wird? Ja, sind sich Kieler Forscher einig: Je mehr solcher Spots die 1500 befragten Jugendlichen sahen, desto eher neigten sie zum gefährlichen Rauschtrinken.

Einer macht's vor, alle machen's nach: einst geriet Zigarettenwerbung deswegen in die Kritik und wurde daraufhin verboten. Doch die Werbung für alkoholische Getränke ist nicht minder harmlos, wie Kieler Wissenschaftler in einer Studie belegt haben. Alkoholwerbung im Fernsehen verführt Kinder und Jugendliche demnach zum Rauschtrinken.

Das häufige Sehen von TV-Werbespots erhöhe das Risiko des sogenannten Komasaufens bis zu vier Mal, so die DAK-Gesundheit. In Kooperation mit der Krankenkasse hatte das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) zwischen 2008 und 2011 etwa 1500 Schüler im Alter von zwölf bis 16 Jahren aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Brandenburg befragt. Zu Studienbeginn hatten alle Befragten noch nie fünf oder mehr alkoholische Getränke bei einer Gelegenheit getrunken. Fünf Gläser gelten unter Fachleuten als Rauschtrinken.

Den Probanden wurden Werbespots gezeigt, im Schnitt hatten die Jugendlichen 60 bis 70 Prozent der Alkohol-Werbung schon einmal gesehen. 6,2 Prozent unter jenen, die am wenigsten Werbung mit Alkohol sahen, hatten mehr als fünf Rauscherlebnisse in dem Befragungszeitraum.  Mehr als fünf Rauscherlebnisse binnen 30 Monate gilt laut den Forschern als häufiges Rauschtrinken. Bei den Teilnehmern, die am häufigsten TV-Spots für Bier, Wein und Schnaps gesehen hatten, betranken sich 24 Prozent öfter als fünf mal rauschhaft. Also viermal so oft.

Die Langzeituntersuchung bestätigt nach Angaben der DAK-Gesundheit, dass ein riskanter Alkoholkonsum ein verbreitetes Phänomen in Deutschland ist. Die Hälfte der teilnehmenden Schüler habe über ein erstmaliges Rauschtrinken - also mindestens fünf alkoholische Getränke bei einer Gelegenheit - innerhalb von 30 Monaten berichtet. Elf Prozent der Mädchen und 18 Prozent der Jungen gaben an, sie hätten mehr als fünf Erfahrungen mit derartig massivem Alkoholkonsum gemacht.

Für ein Verbot von Alkoholwerbung

"Unsere Studie zeigt, dass Alkoholwerbung von Jugendlichen nicht nur wahrgenommen wird", erklärte der Suchtexperte der DAK-Gesundheit, Ralf Kremer. "Die Werbung kann vielmehr als unabhängiger Risikofaktor für die Initiierung des häufigen Rauschtrinkens im Jugendalter angesehen werden." Die Krankenkasse und das IFT-Nord, die seit sechs Jahren auch eine gemeinsame Anti-Alkohol-Kampagne betreiben, plädierten für Werbeverbote und die Erziehung der Kinder zu einem kritischen Umgang mit den Werbespots.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hatte erst im Juni eine Studie vorgestellt, wonach der Alkoholmissbrauch bei jungen Leuten deutlich zurückgeht. Demnach betrinkt sich fast jeder achte Jugendliche in Deutschland mindestens einmal im Monat. Im Jahr 2014 waren es 12,9 Prozent - der mit Abstand niedrigste Wert der vergangenen zehn Jahre.

mh DPA

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