SUCHTBERICHT Drogencocktails auf dem Vormarsch

Der Trend zu riskanten Drogencocktails und exzessivem Rauschtrinken ist alarmierend. Dies geht aus dem aktuellen Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung hervor.

Die Bundesregierung sieht einen alarmierenden Trend vor allem bei Jugendlichen zu exzessivem Rauschtrinken und einem riskanten Mix von Drogen. Dies geht aus dem Drogen- und Suchtbericht 2002 hervor, den die Drogenbeauftragte Marion Caspers-Merk (SPD) heute in Berlin vorstellte. Danach sank 2001 zwar erstmals seit drei Jahren die Zahl der Drogentoten. Der Drogenkonsum verharrt jedoch auf hohem Niveau.

Volksdroge Alkohol und Nikotin

Bei den illegalen Drogen legen vor allem Ecstasy und Cannabis zu. Die gefährlichsten Volksdrogen bleiben jedoch Alkohol und Nikotin. Insgesamt starben im vergangenen Jahr 1835 Menschen am Konsum illegaler Drogen wie Heroin. Das waren 9,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Caspers-Merk wertete den Rückgang als Erfolg gezielter Hilfsangebote gerade für schwerabhängige Junkies. So gebe es mittlerweile 20 Fixerstuben.

Ecstasy auf dem Vormarsch

Anlass für Entwarnung sieht die Drogenbeauftragte aber nicht. Zwar nehme das Gesundheitsbewusstsein der Menschen insgesamt zu, doch der Drogenkonsum bleibe alarmierend hoch. Allein 120 000 bis 150 000 Menschen gelten als heroinsüchtig. Besorgt äußerte sich Caspers-Merk vor allem über die Partydroge Ecstasy. Die Zahl der polizeilich erstauffälligen Ecstasy-Konsumenten sei 2001 erneut um elf Prozent auf 6097 gestiegen.

Trend zu Drogen-Cocktails

Insgesamt nehmen den Angaben zufolge drei bis vier Prozent der Jugendlichen Ecstasy oder Amphetamine. Dabei tendierten gerade junge Menschen zu immer riskanteren Drogen-Cocktails. »Der Mischkonsum - besonders von Alkohol, Tabak, Cannabis und Ecstasy - nimmt zu.« Die Zahl der polizeilich erstauffälligen Konsumenten von Heroin und Kokain ging dagegen leicht und von LSD sogar stark zurück.

Spitzenreiter Cannabis

Spitzenreiter bei den illegalen Drogen bleibt Cannabis: Immerhin ein Viertel der 12- bis 25-jährigen hat schon mal Haschisch oder »Gras« probiert. Am meisten Tote fordern jedoch weiter die legalen Volksdrogen Alkohol und Tabak. Schätzungen zufolge sterben jedes Jahr 100 000 Menschen an den direkten oder indirekten Folgen ihrer Nikotinsucht und 40 000 an den Folgen des Alkoholmissbrauchs. »Die schädlichsten Suchtmittel sind Alkohol und Nikotin«, sagte Caspers-Merk.

Frauen griffen häufiger zum Glimmstängel

In Deutschland rauchen fast 17 Millionen Menschen zwischen 18 und 59 Jahren. Zwar steige die Zahl der Nie-Raucher. Doch vor allem junge Frauen griffen seit einigen Jahren wieder häufiger zum Glimmstängel. Rund 1,6 Millionen Menschen gelten als alkoholkrank, weitere 2,7 Millionen weisen riskantes Trinkverhalten auf.

»Es muss cool sein, nein zu sagen«

Caspers-Merk kündigte einen weiteren Ausbau der Prävention an. Ziel müsse sein, dass junge Menschen gar nicht erst süchtig werden. »Es muss cool sein, nein zu sagen«, sagte sie. Dabei müssten sich die Präventionsangebote besonders an die Risikogruppen richten. So lebten in Deutschland etwa 1,8 bis zwei Millionen Kinder in Familien, in denen mindestens ein Elternteil zum Beispiel alkoholkrank sei. Nach Studien würden bis zu 30 Prozent dieser Kinder später selbst suchtkrank.

Viele Drogentote unter jungen Aussiedlern

Als weitere Risikogruppen nannte Caspers-Merk die Party- und Techno-Szene sowie junge Aussiedler. So sei die Zahl der Drogentoten unter jungen Aussiedlern mit 142 überdurchschnittlich hoch. Grund seien »Turbokarrieren« mit einem Mix aus Heroin und Alkohol.

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