Anzeige
Anzeige

Asthma bronchiale bei Kindern Wenn den Kleinen die Luft wegbleibt

Allergologen erkennen Asthma oft an dem pfeifenden Geräusch, das beim Ausatmen aus der Lunge ihrer Patienten kommt. Bei Kindern ist eine Diagnose aber oft schwerer zu stellen als bei Erwachsenen.

Kinder haben besonders anfällige Atemwege. Ihre Bronchien sind enger als die der Erwachsenen, die Schleimhaut der Bronchien ist empfindlicher. Bei einer Entzündung verstopft der Schleim die Atemwege daher schneller, und die zusätzliche Verengung macht den Kleinen besonders zu schaffen.

Fast die Hälfte aller Kinder hat bis zum sechsten Lebensjahr eine so genannte obstruktive Bronchitis durchgemacht. Obstruktiv bedeutet, dass die Atemwege dauerhaft verengt sind - dadurch entstehen die typischen Geräusche. Eltern fragen sich oft besorgt, ob dies womöglich ein Vorbote für Asthma ist. Das muss es nicht sein - kann es aber, vor allem, wenn es bereits Allergien in der Familie gibt, etwa Heuschnupfen oder Neurodermitis. In so einem Fall erhöht sich auch das Risiko, dass das Kind an Asthma erkrankt.

Allergien und chronische Entzündungen als Wegbereiter

Asthma bronchiale ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen, bei Kindern sogar die häufigste: Etwa jedes zehnte Kind ist betroffen. Meist entwickelt sich Asthma im Vorschulalter. Dem ging oft eine chronische Entzündung voraus, die zur Verengung der Atemwege führte. Auslöser einer chronischen Entzündung wiederum sind bei Kindern häufig andere Allergien. Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen mit Asthma reagiert auf Auslöser wie Hausstaubmilben, Allergene von Katzen und Hunden sowie Pollen. Körperliche Anstrengung und Infektionen mit Viren und Bakterien verschlechtern die Symptome außerdem.

Asthma lässt sich zwar gut behandeln, ist aber nicht heilbar. Die schlechtesten Aussichten haben jene Kinder, die unter weiteren Allergien oder Neurodermitis leiden und die Tabakrauch ausgesetzt sind sowie jene, bei denen die Symptome in frühester Kindheit anfangen und sehr schwer sind.

Symptome

Bei Asthma bronchiale verschleimen die überempfindlichen Bronchien der Kinder. Sie schwellen zu und die Muskulatur in den Bronchien verkrampft.

Bei Kindern zeigt sich die Erkrankung das erste Mal häufig durch:

  • Kurzatmigkeit oder plötzliche Atemnot
  • Ein pfeifendes Geräusch beim Ausatmen
  • Erschwerte Ausatmung
  • Anhaltender Husten, nachts oder bei Anstrengung
  • Engegefühl oder Stechen in der Brust

Im akuten Fall kann ein Asthmaanfall für den Betroffenen sehr dramatisch sein, vor allem, wenn er akut kaum noch Luft bekommt. Damit sich Gesunde davon ein Bild machen können: Es ist vergleichbar mit dem Versuch, längere Zeit nur durch einen Strohhalm zu atmen, bei zugehaltener Nase.

Akute Auslöser können zum Beispiel sein:

Kontrollierbarkeit der Erkrankung

Anders als früher, als Asthmatiker noch je nach Schwere und Häufigkeit der Anfälle in eine von vier Krankheitsstufen - von leicht bis schwer - eingeordnet wurden, gibt es seit einigen Jahren eine neue Einteilung. Diese orientiert sich daran, wie gut bestimmte Symptome klinisch unter Kontrolle gebracht werden. Dafür wurden Kriterien festgelegt, etwa ob und wie oft der Patient tagsüber und nachts Beschwerden hat, inwiefern er in seinen Aktivitäten eingeschränkt ist, wie oft er eine Notfallbehandlung braucht. Dafür sind entsprechende Grenzen festgelegt, und je nachdem, wie viele Kriterien erfüllt sind, sprechen Ärzte von "kontrolliertem", "teilweise kontrolliertem" oder "nicht kontrolliertem" Asthma. Diese Einteilung berücksichtigt, dass der Schweregrad einer Erkrankung auch davon abhängt, wie gut ein Patient auf eine Behandlung anspricht - und nicht nur, wie schwer die Symptome sind.

Für Eltern wichtig zu wissen: Bei Kindern wird Asthma bronchiale häufig übersehen - unter anderem, weil sie schwerer zu untersuchen sind oder weil kleine Kinder andere Krankheiten mit ähnlichen Symptomen haben können. Wenn Ihr Kind häufig an Bronchitis erkrankt und danach über eine längere Zeit auffällig atmet, sollten Sie dies vom Kinderarzt abklären lassen.

Diagnose

Wie bei Erwachsenen ist auch bei Kindern entscheidend, die Krankheit möglichst früh zu erkennen und zu behandeln. Das verhindert Komplikationen und Spätfolgen, etwa Wachstumsverzögerungen. Allerdings dauert es oft länger als bei Erwachsenen, bis die Diagnose steht. Manche Messverfahren, bei denen der Patient aktiv mitmachen soll, etwa indem er in einen Schlauch hinein pustet, kann der Arzt bei kleinen Kindern nicht einsetzen. Einfache Lungenfunktionstests eignen sich erst ab einem Alter von vier bis fünf Jahren. Es gibt aber auch Kliniken, die sich auf die Lungenfunktionsprüfung bei Säuglingen spezialisiert haben.

Umso wichtiger sind daher das Gespräch mit den Eltern und die körperliche Untersuchung. Der Arzt erkundigt sich zunächst nach der Kranken- und Familiengeschichte. Er sucht nach möglichen Auslösern und fragt, wann sich die Symptome verschlimmern, ob das Kind Tabakrauch ausgesetzt ist oder womöglich selber raucht, wenn es schon älter ist. Dann hört und klopft er die Lunge ab und achtet dabei besonders auf ungewöhnliche Atemgeräusche.

Allgemeine Allergietests

Um herauszufinden, ob das Kind allergisch auf Hausstaubmilben, Haustiere, Pollen oder Schimmelpilze reagiert, kann der Arzt einen Pricktest oder einen Bluttest durchführen. Meist werden diese Verfahren ab dem zweiten Lebensjahr eingesetzt. Bei einem Großteil der Kinder mit Asthma spielen allergische Auslöser eine Rolle für die Entstehung der Krankheit.

Therapie

Für die Behandlung haben Experten einen sogenannten Stufenplan entwickelt, der sich nach der Kontrollierbarkeit des Asthmas richtet. Dabei unterscheiden Ärzte zwischen drei Graden (vgl. Symptome):

  • Kontrolliertes Asthma
  • Teilweise kontrolliertes Asthma
  • Unkontrolliertes Asthma

Einen Schwerpunkt bildet die medikamentöse Therapie, mit der die Ärzte versuchen, das Asthma unter Kontrolle zu bekommen oder weiter zu kontrollieren. Dafür wurden fünf Therapiestufen festgelegt. Sie ermöglichen eine schrittweise Anpassung an die unterschiedlich schwere Symptomatik, von leichtem, gelegentlichem bis sehr schwerem Asthma:

  • Stufe 1: Bei akuten Beschwerden bekommt das Kind ein schnell wirksames Beta-2-Sympathomimetikum zum Inhalieren. Alternativ oder zusätzlich wird auch Ipratropiumbromid zum Inhalieren empfohlen. Diese Mittel gelten auch als Bedarfsmedikament für alle anderen Stufen. Akut-Medikamente erweitern bei einem Anfall mit Atemnot die Bronchien und erleichtern die Luftzufuhr.
  • Stufe 2: Das Mittel der Wahl ist ein niedrig dosiertes Kortison zur langfristigen Einnahme. Alternativ verschreiben Ärzte auch einen sogenannten Leukotrienrezeptorantagonisten (LTRA, Montelukast). Diese Medikamente lindern die chronische Entzündung in den Bronchien und sollen auch dann eingenommen werden, wenn zwischen den Asthmaanfällen keine schweren Symptome zu bemerken sind.
  • Stufe 3: Der Arzt hat zwei Möglichkeiten. Entweder er verschreibt ein Kortison zum Inhalieren in mittlerer Dosierung als alleinige Therapie. Oder er entscheidet sich für ein niedrig- bis mitteldosiertes Kortison und kombiniert das mit Montelukast oder einem langwirksamen Beta-2-Sympathomimetikum.
  • Stufe 4: In schwereren Fällen verschreiben Ärzte hoch dosiertes Kortison zum Inhalieren als alleinige Therapie oder eine Kombination von mittel- bis hochdosiertem Kortison mit Montelukast und einem langwirksamen Beta-2-Sympathomimetikum.
  • Stufe 5: Hierbei handelt es sich um schweres allergisches Asthma. Zusätzlich zu den Medikamenten, die in Stufe 4 verabreicht werden, bekommt das Kind Kortisontabletten in der niedrigstmöglichen Dosierung. In begründeten Fällen kann der Arzt auch mit Omalizumab oder Retard-Theophyllin behandeln.

Theophyllin in Retard-Form (mit verzögerter Wirkung) wird zur Dauerbehandlung bei Kindern mit Asthma nur noch selten verwendet. Bereits bei geringer Überdosierung können bei diesem Mittel Nebenwirkungen wie Krampfanfälle oder Herzrhythmusstörungen eintreten.

Auslöser konsequent meiden

Ergänzend zu der Therapie mit Medikamenten gibt es nichtmedikamentöse Therapiemaßnahmen, die Eltern berücksichtigen sollten. Ein wichtiger Punkt ist, den Kontakt zu den auslösenden Allergenen zu vermeiden. Das können etwa Pollen, Tierhaare oder Hausstaubmilben sein. Darüber hinaus sollten Eltern in Gegenwart des Kindes prinzipiell nicht rauchen.

Je nach Auslöser ist es ratsam, dass Eltern zum Beispiel

  • auf Pollenflugvorhersagen achten und Ausflüge auf blühende Wiesen meiden,
  • keine Haustiere mit Fell oder Federn halten,
  • die Kindermatratze mit einem Spezialüberzug, einem sogenannten Encasing, beziehen und Staubfänger wie Gardinen und Teppiche aus dem Kinderzimmer entfernen, um vor Hausstaubmilben zu schützen.

Kindgerechtes Inhalieren

Ärzte empfehlen außerdem, die Kinder regelmäßig inhalieren zu lassen und dafür ein elektrisches Gerät zu benutzen. Damit können die Kleinen zum einen Kochsalzlösung einatmen, welche die Atemwege befeuchtet, oder Medikamente. Säuglinge und Kleinkinder benötigen ein Gerät mit Maske, damit sie die Mittel richtig einatmen. Eine Sitzung sollte etwa fünf bis zehn Minuten dauern und nicht kurz vor dem Schlafengehen durchgeführt werden, weil sich durch das Inhalieren der Schleim in den Bronchien löst und abgehustet werden muss.

Kinder unter fünf Jahren sollten für das Inhalieren ihrer Medikamente treibgasgetriebene Dosieraerosole mit sogenanntem Spacer benutzen, da sie nicht in der Lage sind, gleichzeitig auf das Spray zu drücken und den Wirkstoff einzuatmen. Spacer sind Inhalierhilfen. Die Eltern pumpen das Medikament aus der Sprayflasche erst in eine Vorschaltkammer, aus der das Baby oder Kleinkind über eine Maske oder Mundstück das Medikament einatmet. Der Erfolg der Therapie hängt von der korrekten und dauerhaften Anwendung der Sprays ab.

Spezifische Immuntherapie auch für Kinder

Für Kinder, deren Asthma durch Allergene ausgelöst wird, und die diese Auslöser nicht meiden können, etwa Pollen oder Hausstaubmilben, gibt es darüber hinaus die Möglichkeit einer spezifischen Immuntherapie, (subkutane Immuntherapie oder SCIT), auch Hyposensibilisierung genannt. Dabei wird der Körper schrittweise gegen das Allergen unempfindlich gemacht. In der Regel spritzt der Arzt mindestens drei Jahre lang in regelmäßigen Abständen die auslösenden Allergene in verdünnter Form unter die Haut am Oberarm.

Für dieses Verfahren sollten Kinder in der Regel mindestens fünf Jahre alt sein. Zuvor muss der Arzt klären, ob die auslösenden Allergene nicht gemieden werden können - etwa bei einer Allergie gegen ein Haustier, das eventuell abgegeben werden könnte.

Asthmaschulungen für Kinder und Eltern sind wichtig, damit die Betroffenen mehr Sicherheit und Selbständigkeit im Umgang mit der Erkrankung bekommen. Dort lernen die Kinder unter anderem, wie sie ihren eigenen Gesundheitszustand einschätzen, wie sie sich in Notfallsituationen verhalten und diese vermeiden, wie sie richtig mit den Medikamenten umgehen und wie sehr sie sich körperlich belasten dürfen.

Tipps

Einer der wichtigsten Schritte bei der Behandlung von Asthma ist es, das Kind möglichst wenig den auslösenden Allergenen auszusetzen.

Bei Heuschnupfen bedeutet das,

  • auf Pollenflugvorhersagen zu achten.
  • einen Allergiefilter ins Auto einzubauen und während der Fahrt die Fenster geschlossen zu halten.
  • den Urlaub im pollenarmen Hochgebirge, am Meer oder auf einer Insel zu verbringen - am besten zur Hauptflugzeit der Pollen.
  • nachts die Fenster geschlossen zu halten. Die ideale Zeit zum Lüften richtet sich nach dem Wohnort: In ländlichen Gebieten ist die Pollenkonzentration zwischen vier und sechs Uhr morgens am höchsten, lüften sollte man daher zwischen 19 und 24 Uhr. In der Stadt hingegen ist die Pollenkonzentration in den Morgenstunden zwischen sechs und acht Uhr am geringsten - die beste Zeit zum Lüften wäre also morgens.
  • abends die Haare zu waschen, um Pollen abzuspülen.
  • Kleidung nicht im Schlafzimmer liegen zu lassen.

Bei einer Hausstaubmilbenallergie empfehlen Experten,

  • die Matratze des Kindes mit einem speziellen, milbendichten Überzug, sogenannten Encasings zu beziehen.
  • keine kuscheligen Tierfelle ins Bett zu legen (etwa Lammfell).
  • die Wohnung gut zu lüften.
  • häufig Staub zu saugen. Wichtig dabei ist, dass der Staubsauger mit einem speziellen Feinstaubfilter (Hepa-Filter) ausgestattet ist.
  • Staubfänger im Kinderzimmer zu vermeiden, etwa Teppiche, Gardinen, Pflanzen und offene Regale.
  • möglichst alle Stofftiere zu entfernen. Ist das nicht möglich, sollten Eltern die Kuscheltiere regelmäßig bei mindestens 60 Grad waschen, um die Milben abzutöten, oder sie alternativ 12 Stunden in die Tiefkühltruhe legen und dann bei geringerer Temperatur waschen.

Bei einer Allergie gegen Schimmelpilze ist es ratsam,

  • Lebensmittel kühl und hygienisch zu lagern,
  • verschimmelte Nahrungsmittel vollständig zu entsorgen und nicht nur die gammelige Stelle abschneiden,
  • Topfpflanzen zu entfernen,
  • regelmäßig zu lüften, vor allem das Bad,
  • Schimmelecken in der Wohnung sofort zu sanieren.

Bei einer Allergie gegen Haustiere gilt es, das Tier woanders unterzubringen, so traurig es auch ist. Das Tier aus dem Kinderzimmer auszusperren und viel zu putzen, reicht nicht, da Haare, Schuppen und Speichel in der gesamten Wohnung verteilt sind. Selbst nachdem das Haustier abgeschafft wurde, ist das Kind oft noch über Monate den Allergenen in der Wohnung ausgesetzt.

Expertenrat

Die stern.de-Allergie-Experten beantworten Ihre Fragen:

Darf ein asthmatisches Kind Sport treiben?

Früher wurden Kinder mit Asthma vom Sportunterricht befreit. Heute weiß man: Körperliches Training verbessert die Lungenfunktion. Einige Dinge sollten Eltern, Kinder und Lehrer oder Trainer jedoch beachten:

  • Plötzliche Belastung vermeiden.
  • Aufwärmphase einhalten.
  • Die Kinder sollten jederzeit abbrechen dürfen, wenn die Anstrengung zu groß wird.
  • Keine Maximalbelastung.
  • Der Sport sollte weder in verstaubten Turnhallen noch zu Pollenflugzeiten im Freien stattfinden.
  • Das Kind sollte immer sein Akutspray dabei haben, falls es plötzlich unter Atemnot leiden sollte.

Welche Atemtechniken sollten Kinder mit Asthma beherrschen?

Bei einer Schulung von Eltern und Kindern bringen Spezialisten den betroffenen Kindern spezielle Atemtechniken bei, die sie anwenden können, wenn sie wegen des Asthmas plötzlich nur noch schwer Luft bekommen. Bei der "Lippenbremse" etwa atmet man langsam und ohne Druck aus, indem man die Lippen locker aufeinander liegen lässt. So fallen die Bronchien nicht so schnell zusammen, das Gefühl der Atemnot wird vermindert. Zudem gibt es bestimmte Körperhaltungen, die das Atmen erleichtern: Sie heißen "Kutschersitz" oder "Torwartstellung". So kommt die Atem-Hilfsmuskulatur zum Einsatz und vor allem die Schultermuskeln, die den Brustkorb beim Atmen aufzudehnen helfen. Diese Übungen sind wichtig, damit das Kind nicht in Panik verfällt, wenn es schlecht Luft bekommt.

Welche Nebenwirkungen haben Kortisonsprays zum Inhalieren?

Beim Inhalieren von Kortison ist nicht mit Auswirkungen auf den übrigen Organismus zu rechnen. Die Dosierung ist zu gering. Nach der Inhalation sollte Ihr Kind aber etwas essen oder trinken, die Zähne putzen oder den Mund ausspülen. So kann es einem Hefepilzbefall in Mund und Rachen oder einer Heiserkeit vorbeugen.

Anika Geisler, Sonja Helms

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel