Der Körper ist das Kapital eines Athleten: Starke Muskeln treiben ihn an, stabile Knochen stützen ihn. Viele Stunden schwitzen Sportler, um Kraft und Ausdauer zu verbessern. Doch die Leistungsfähigkeit hängt nicht allein vom Training ab. Fitness beginnt bereits im Kopf, genauer egesagt im Mund: beim Zustand der Zähne.
Die Mundhöhle ist ein empfindlicher Bereich: Über entzündete Zähne und Wunden im Zahnfleisch können Bakterien leicht ins Blut gelangen und weiter in den Körper vordringen. Es besteht die Gefahr, dass sie dort Infektionen auslösen. Mediziner des Westdeutschen Herzzentrums Essen gehen davon aus, dass die Endokarditis, die Entzündung der Herzinnenwand, von solchen Erregern hervorgerufen werden kann. Wird sie nicht rechtzeitig erkannt, kann das Herz, besonders bei körperlicher Anstrengung, nicht mehr ausreichend pumpen. Im Laufe der Zeit entwickelt sich eine chronische Schwäche, im schlimmsten Fall endet die Krankheit tödlich.
In seiner Kolumne beantwortet Ingo Froboese, Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln, Fragen zur Fitness.
Der Einfall von Bakterien über Entzündungen in Zähnen und Zahnfleisch schwächt das Immunsystem dauerhaft und senkt die körperliche Belastbarkeit. Die Folge: Nach dem Training ist der Körper deutlich infektanfälliger und erholt sich langsamer. Außerdem können die Erreger Entzündungen an Bändern und Gelenken auslösen. Bei Läufern trifft es dabei meist die Achillessehne, bei Spielsportlern oft die Sehne im Leistenbereich.
Neben dem Zustand
von Zähnn und Zahnfleisch spielt auch die Position des Kiefers für Sportler eine Rolle. Weil unser Skelett symmetrisch aufgebaut ist und das Kiefergelenk im Zusammenspiel mit Muskeln und Nerven die Wirbelsäule beeinflusst, können Fehlstellungen des Gebisses Bewegungen stören, beispielsweise beim Laufen oder Turnen. Ebenso bringen Zahnlücken, zu hohe Füllungen oder Brücken mitunter die Statik des Menschen aus dem Gleichgewicht: Wenn der Zusammenbiss der Zähne nicht mehr passt, können sich die Wirbel vom Hals bis hinunter zum Steißbein verschieben. Manchmal reicht schon ein Fehlkontakt von einem Hundertstelmillimeter, um einen steifen Nacken oder sogar einen Beckenschiefstand auszulösen. Die Beispiele zeigen: Bei solchen Beschwerden sollte immer auch im Mund nach einer möglichen Ursache gefahndet werden.
Umgekehrt kann sich eine schlechte Stellung der Wirbelsäule auf das Gebiss auswirken. Muskelverhärtungen im Rücken, die unter anderem von überlasteten Bauch- und Rückenmuskeln hervorgerufen werden, sind eine mögliche Ursache für Verspannungen in Mund und Gesicht. Die Betroffenen knirschen dann mit den Zähnen, pressen ihre Zunge gegen Gaumen und Gebiss oder leiden unter Spannungskopfschmerzen. Stärken Sie in diesem Fall den Rumpf gezielt mit Krafttraining, und entspannen Sie sich regelmäßig. So können Sie Ihre Beschwerden lindern.