Christine Bernsen, 37 "Ich weiß, dass ich geliebt werde - so wie ich bin"

Diagnose: Januar 2002, bösartiger Tumor rechts. Behandlung: Januar 2002 Chemotherapie in vier Zyklen; April 2002 Tumorentfernung mit beidseitiger Brustverkleinerung; Mai/Juli 2002 38 Bestrahlungen; seit Herbst 2002 manifestes Lymphphödem der kompletten rechten Seite (Arm und Thorax).

"Früher hatte ich Körbchengröße C bis D, das war fast ein bisschen zu viel. Heute habe ich Doppel-A, weil bei der Operation aus jeder Brust 600 Gramm entfernt wurden. Ich finde meine Brüste heute schön. Aber: Wenn mein Mann meinen Busen anfasst, tut es weh, und meine Brustwarzen reagieren zwar auf die Berührung, aber ich fühle es nicht. Mein Mann ist aber feinfühlig genug, um damit richtig umzugehen. Ich muss ihm natürlich sagen, wenn mir eine Berührung wehtut, sonst kann er nichts ändern – aber es fällt mir nicht immer leicht, das in die entsprechende Stimmung hinein zu tun.

Zu erreichen über:

www.arbeitskreis-brustkrebs.de
Buchtipp: Karoline Erdmann - "Ich tanze mit der Angst, ich tanze mit der Freude"; Herder-Spektrum Taschenbücher; 9,90 Euro

Vor der Diagnose waren wir sehr glücklich und erfüllt in unserer jungen Ehe gewesen, auch sexuell. Durch den Krebs gab es einen großen Bruch; wir haben auch über Trennung gesprochen. Die körperliche Distanz war für mich ein Problem - neben der Angst zu sterben und der Sorge um unseren kleinen Sohn und die Zukunft als solche. Während der Chemo-Zeit lag ich schreiend im Bett, weil ich trotz aller Medikamente die Schmerzen nicht aushalten konnte.

Manche Gerüche waren nicht auszuhalten, ich hatte immer diesen metallischen Geschmack im Mund, war haarlos und ausgetrocknet am ganzen Körper. Auch für meinen Mann war es kaum zu ertragen, mich so daliegen zu sehen und nichts tun zu können. Und beide wussten wir: Da ist einfach kein Platz für Sex. Nur Zärtlichkeiten konnte ich manchmal zulassen, mein Mann war bereit, sich anzupassen.

Als es mir besser ging, stand Sex jedoch wieder zur Diskussion. Er findet jetzt seltener statt als früher, worunter mein Mann leidet. Auch der Sex selbst hat sich verändert, nicht zuletzt aufgrund meiner körperlichen Einschränkung durch das Lymphödem. Die Stimulation dauert bei mir heute länger, und manchmal endet es so, dass mein Mann nach der Befriedigung sagt: "Jetzt hattest du nichts davon." Aber ich bin kein Teenie mehr - dann war es eben heute mal nur für ihn, das regt mich nicht auf.

Für die meisten Frauen, so glaube ich, ist Sex sowieso anders definiert, eben weniger ausschlaggebend für das Wohlbefinden. Trotzdem möchte ich nicht ganz darauf verzichten. Und wenn mein Mann mich mal wieder ironisch-zärtlich "mein Busenwunder" nennt, weiß ich, dass ich geliebt werde - so wie ich bin."

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