Ansteckungsweg unklar Renitente Coronavirus-Patientin in den USA verweigert tagelang Test

Das Davis Medical Center, in dem die Patientin betreut wurde
Das Davis Medical Center, in dem die Patientin betreut wurde
© Justin Sullivan / Getty Images / AFP
Eine unter Coronavirus-Verdacht stehende Patientin in den USA hat sich tagelang geweigert, einen Test zu machen. Erst nach "starkem Druck" ließ sie sich überreden. Das Ergebnis: Sie ist infiziert – und hat vermutlich mehrere Menschen angesteckt.

Eine der Coronavirus-Patientinnen in den USA hat tagelang einen Virus-Test verweigert. Erst nach fünf Tagen habe die Frau, bei der der Infektionsweg bislang unklar ist, einer Untersuchung zugestimmt, teilte der Abgeordnete Ami Bera am Donnerstag im US-Kongress mit.

Wie Bera bei einer Kongressanhörung sagte, war die Frau am Mittwoch vergangener Woche ins Davis Medical Center der Universität von Kalifornien eingeliefert und an ein Beatmungsgerät angeschlossen worden. Noch am selben Tag hätten die Ärzte die Patientin darum gebeten, eine Probe für einen Coronavirus-Test bei den Gesundheitsbehörden einreichen zu dürfen. Die Frau habe dies aber abgelehnt, weil sie nicht in eines der betroffenen Länder gereist war.

Patientin ließ sich erst nach "starkem Druck" zu Coronavirus-Test überreden

Der Test sei dann erst am Sonntag erfolgt, nachdem sich der Zustand der Frau deutlich verschlechtert habe, berichtete Bera. Die Ärzte mussten den Test demnach mit "Nachdruck" einfordern und "starken Druck" auf die Frau ausüben. 

Das positive Testergebnis lag nach Angaben des Abgeordneten erst nach drei Tagen vor. Am Mittwoch hatte die US-Gesundheitsbehörde CDC den Fall dann bekannt gegeben. Es handelt sich demnach um den ersten Coronavirus-Fall in den USA, bei dem der Ansteckungsweg bislang nicht geklärt werden konnte. Die Erkrankte hatte keine bekannten Auslandsreisen unternommen und auch keinen Kontakt zu anderen bekannten Infizierten gehabt.

Bera ist Arzt und hat früher selbst in dem Universitätskrankenhaus in Kalifornien gearbeitet. Er wurde nach eigenen Angaben von früheren Kollegen über den Fall informiert.    

Mitarbeiter sollen Quarantäne-Patienten ohne Schutzkleidung behandelt haben

Für Aufsehen sorgten zudem Enthüllungen über die Versorgung von Quarantäne-Patienten auf zwei Luftwaffenstützpunkten in Kalifornien: Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden, die die Patienten versorgten, arbeiteten demnach ohne ordnungsgemäße Schutzkleidung und wurden vorab nicht geschult.

Prof. Dr. med. Johannes Knobloch
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Wie mehrere US-Medien, darunter die "Washington Post" und die "New York Times" unter Berufung auf eine interne Beschwerde eines ranghohen Beamten aus dem Gesundheitsministerium berichteten, arbeiteten Ende Januar und Anfang Februar knapp 30 Behördenmitarbeiter auf den beiden Stützpunkten, die keine geeignete Schutzkleidung trugen und vorher keine Schulung bekommen hatten.    

Bei einem der beiden Luftwaffenstützpunkte handelt es sich um die Luftwaffenbasis Travis in Solano County, woher auch die Patientin in dem Universitätskrankenhaus stammt. Nach Angaben von Gouverneur Gavin Newsom stehen in Kalifornien mittlerweile 8400 Menschen wegen einer möglichen Coronavirus-Infektion unter Beobachtung.

In den USA wurden bislang 61 Coronavirus-Fälle gemeldet, 46 der Patienten hatten sich im Ausland infiziert. Sie wurden aus China zurückgeholt oder waren an Bord des in Japan unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes "Diamond Princess" und mussten nach ihrer Rückkehr zwei Wochen in Quarantäne verbringen.  

US-Präsident Donald Trump sieht in der neuartigen Infektionskrankheit keine Gefahr für die Amerikaner. Auch denke er nicht, dass eine Ausbreitung in den USA unvermeidlich sei. Und selbst wenn: "Was immer auch passiert, wir sind vollständig vorbereitet", so Trump, der die Verantwortung für den Kampf gegen die Lungenkrankheit an Vizepräsident Mike Pence übertrug.

AFP
mik

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