VG-Wort Pixel

Entkommen aus "Schwarzen Löchern" Stephen Hawkings Mutmach-Botschaft an Depressive

Stephen Hawkings Fachgebiet sind Schwarze Löcher. Physikalische, nicht psychologische. Doch in einer Rede in London zog der weltbekannte Physiker einen Vergleich, mit dem er Depressiven Mut machen will.

Als Autor von Ratgeber-Büchern ist Stephen Hawking eigentlich eher nicht bekannt. In einer Rede in London zog er dennoch einen Vergleich zwischen Schwarzen Löchern und einer Depression.

"Die Botschaft dieser Vorlesung ist, dass Schwarze Löcher gar nicht so schwarz sind, wie gedacht. Sie sind nicht, wie einst angenommen, Gefängnisse, aus denen es kein Entrinnen mehr gibt", sagte der weltbekannte Physiker in seiner Vorlesung, die er im Rahmen einer BBC-Reihe (beide Folgen werden noch ausgestrahlt) im Haus der Royal Institution in London abhielt. "Aus einem Schwarzen Loch lässt sich entkommen - entweder über den Weg zurück, möglicherweise sogar in ein anderes Universum. Wenn Sie sich also fühlen, als seien Sie in einem Schwarzen Loch gefangen: Geben Sie nicht auf - es gibt einen Weg heraus."

Mit dem aufmunternden Vergleich bezieht sich Hawking auf seine neue Sicht der Schwarzen Löcher. Der klassischen Sichtweise zufolge entkommt daraus nichts - nicht einmal Licht. Doch diese Vorstellung sei nicht mit der Quantentheorie vereinbar, postulierte Hawking bereits 2014 in einem Gespräch mit "Nature". Materie und Energie würde von den Gravitationsgiganten nur vorübergehend gefangen gehalten und dann möglicherweise wieder freigegeben, wenn auch in veränderter Form. Auch wenn Hawkings Neudefinition von Schwarzen Löchern unter Physikern diskutiert wird, der Vergleich mit Depressionen ist sinnvoll.

Depressionen sind gut behandelbar

Denn für die Erkrankung gilt: Sie ist in sehr vielen Fällen gut behandelbar, wie das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin in einem Flyer schreibt. Etwa mit Medikamenten oder psychotherapeutischen Verfahren, oft auch mit einer Kombination aus beidem. Niemand muss also die Energie aufbringen, alleine dem Schwarzen Loch zu entkommen. Hilfe ist vorhanden.

Hawkings eigener Weg ist ein Zeugnis davon, dass auch in schwierigen Situationen ein gelingendes Leben möglich ist, vielleicht nicht ideal, aber erfüllt. Der 74-Jährige leidet unter ALS (Amyotropher Lateralsklerose), einer chronischen Erkrankung des Nervensystems, bei der Muskulatur schwindet. Durch die Krankheit  ist Hawking auf einen Rollstuhl angewiesen, auch die Fähigkeit zu sprechen, hat er verloren. Er kommuniziert mit Hilfe eines Computers.

Im selben Vortrag meldete sich auch Hawkings Tochter Lucy zu Wort und hob die mentale Stärke ihres Vaters hervor: Er habe den bewundernswerten Wunsch weiterzumachen und die Fähigkeit, dafür all seine  Reserven und seine Energie zu mobilisieren. Aber nicht nur um zu überleben, sondern um Bücher zu schreiben, Vorträge zu halten und andere erkrankte Menschen zu inspirieren.

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

lea

Mehr zum Thema

Newsticker