Erstmals hat sich innerhalb Europas ein Mensch mit der Lungenkrankheit SARS angesteckt. Der britische Geschäftsmann wird Medienberichten zufolge auf der Intensivstation eines Londoner Krankenhauses behandelt und war in jüngerer Zeit nicht im Ausland. Das Gesundheitsministerium in London bestätigte am Montag auf Anfrage, dass es sich um den ersten SARS-Fall handele, bei dem sich ein Mensch in Großbritannien angesteckt habe. Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht in der Entdeckung allerdings keinen Anlass zur Sorge.
"Es ist sogar ein gutes Zeichen, denn es beweist, dass solche Fälle sehr früh entdeckt werden", sagte WHO-Experte Dick Thompson in Genf. Dadurch verringere sich auch die Gefahr der weiteren Verbreitung. Wichtig sei, dass sich SARS nicht in Krankenhäusern ausbreite. In Asien, wo die Krankheit vermutlich ihren Ursprung hat, hat sich überdurchschnittlich viel Klinikpersonal angesteckt.
Chinas Führung bezeichnete die Verbreitung der gefährlichen Lungenkrankheit im Land unterdessen erstmals als "ernst". Zwar sei SARS in einigen Gebieten inzwischen unter Kontrolle, sagte Ministerpräsident Wen Jiabao der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. "Die Situation als Ganzes bleibt aber ernst." China meldete 106 neue SARS-Fälle, die meisten davon im Norden des Landes. Insgesamt sind damit 1418 Menschen in China (ohne Hongkong) am Schweren Akuten Atemwegssyndrom erkrankt. Die Zahl der Toten stieg um 6 auf 64.
Weltweit registrierte die Weltgesundheitsorganisation WHO bis zum Samstagabend 2960 SARS-Fälle und 119 Tote. Bis auf den jüngsten britischen Fall handelte es sich bei allen europäischen SARS-Fällen nach den WHO-Daten um so genannte importierte Erkrankungen, bei denen sich die Patienten außerhalb Europas infiziert hatten. Ansteckungen mit SARS wurden laut WHO zuvor nur in China einschließlich Hongkong sowie in Taiwan, Singapur, Vietnam, Kanada und den USA registriert.