Zu wenig deutsche Frauen lassen sich regelmäßig vom Gynäkologen untersuchen Kondome schützen - nicht nur vor HIV oder Syphilis, sondern auch vor Krebs. Genauer gesagt: vor Gebärmutterhalskrebs. Dessen Hauptursache sind nämlich "Humane Papillomaviren" (HPV), die beim Sex übertragen werden. Der Zusammenhang zwischen HPV-Infektionen und der Entstehung des so genannten Zervixkarzinoms wurde bereits vor zwei Jahrzehnten von dem deutschen Virologen Harald zur Hausen entdeckt.
Hierzulande erkranken jedes Jahr rund 7000 Frauen an dem bösartigen Tumor, 2000 sterben daran. Zwar hat seit 1982 jede Deutsche ab dem 20. Lebensjahr Anrecht auf eine jährliche Früherkennungsuntersuchung beim Gynäkologen. Doch ein Großteil nimmt das Angebot nicht wahr. So ergaben Umfragen, dass 1997 nur zwischen 30 und 50 Prozent der westdeutschen Frauen den so genannten Pap-Test - benannt nach dem Erfinder Papanicolaou - durchführen ließen. Dabei nimmt der Arzt durch die Scheide einen Abstrich vom Gebärmutterhals und lässt die Zellen unter dem Mikroskop auf bösartige Veränderungen untersuchen.
Einige Experten fordern, dass bei Frauen ab 35 Jahren zusätzlich der Nachweis von HPV zum Vorsorgeprogramm gehören sollte. Doch bislang müssen Patientinnen den rund 50 Euro teuren Virus-Nachweis selbst bezahlen. Bei einem negativen Ergebnis kann für längere Zeit Entwarnung gegeben werden. Ein positives Ergebnis heißt keineswegs automatisch "Krebs". Denn: Infektionen mit HPV sind bei jungen Frauen recht häufig und bleiben, bei intaktem Immunsystem, meist folgenlos und verschwinden von allein wieder. Bestimmte HPV-Typen jedoch gelten als gefährlich: zum Beispiel HPV-16 und HPV-18. Bleibt eine Infektion mit ihnen über mehrere Jahre bestehen, kann sich daraus ein Tumor entwickeln.
US-Wissenschaftlern gelang im Kampf gegen die Gefahr unlängst ein echter Durchbruch. Sie wiesen im vergangenen Jahr nach, dass mittels einer Schutzimpfung gegen HPV-16 Gebärmutterhalskrebs nahezu sicher abgewehrt werden kann. Nach insgesamt drei Impfspritzen produzierten die Immunsysteme der Probandinnen ausreichend Antikörper, um die Schleimhäute gegen chronische HPV-Infektionen und bösartige Veränderungen zu immunisieren. Merck, der Hersteller des Impfstoffs, will ihn frühestens im Jahre 2006 vermarkten. Derzeit testet das Unternehmen an über 5000 Frauen bereits eine Weiterentwicklung, einen noch potenteren Vierfach-Impfstoff.
Anika Geisler