Gefährlich früh Jeden Tag sterben weltweit mehr als 3000 Frühchen

Weltweit werden rund 15 Millionen Kinder jährlich zu früh geboren, 1,1 Millionen Babys sterben daran. In Deutschland gibt es mehr Frühgeburten als in anderen Industrieländern.

Die ersten Wochen nach einer Frühgeburt sind für die meisten Eltern nur schwer zu ertragen: Wird es das Kleine schaffen, bleibt es am Leben? Jedes Jahr gibt es etwa 15 Millionen Kinder auf der Erde, die vor der 38. Schwangerschaftswoche - und damit zu früh - geboren werden. Jährlich 1,1 Millionen Kinder sterben daran, das sind mehr als 3000 Frühchen am Tag. "Damit sind Frühgeburten die zweithäufigste Todesursache für Säuglinge nach Lungenentzündungen", sagte Joy Lawn. Die südafrikanische Epidemiologin ist eine der Hauptautorinnen eines Berichts über Frühgeburten, an dem über hundert Wissenschaftler aus der ganzen Welt beteiligt waren. Es ist der erste Report dieser Art.

Die höchste Quote an Frühgeburten hat demnach mit 18,1 Prozent Malawi in Südostafrika, die niedrigste Weißrussland mit 4,1 Prozent. Die USA liegen mit 12 Prozent auf Rang 131. In Deutschland werden der Statistik zufolge 9,2 Prozent aller Kinder zu früh geboren, das sind mehr als 60.000 Babys im Jahr. Die Bundesrepublik kommt international auf Rang 79 und ist damit schlechter als viele Nachbarstaaten - sogar schlechter als Albanien oder Suriname. Gemeinsam sei fast allen der 65 genauer untersuchten Staaten, dass die Zahlen steigen, berichtet Lawn.

Mehr als jedes zehnte Neugeborene komme zu früh auf die Welt, betont die Epidemiologin. Die Gründe für die Frühgeburten sind vielfältig: Wohlstandskrankheiten wie Übergewicht, Bluthochdruck sowie Rauchen und späte Mutterschaften in den Industriestaaten. Mangel an Hygiene, fehlender Schutz vor Infektionen und schlechtes medizinisches Wissen in den weniger entwickelten Ländern.

Überlebenschance hängt vom Geburtsland ab

Gerade in den Entwicklungsländern bestehe Handlungsbedarf, sagt Lawn. 75 Prozent der sterbenden Kinder könnten durch einfachste Dinge überleben. Etwa indem Müttern gezeigt werde, wie sie ihre Kinder so auf der Brust tragen, dass diese schön warm bleiben. Eine Spritze, die Müttern vor der Geburt bekommen und die nur einen Dollar kostet, könne Lungenprobleme von Frühgeborenen bekämpfen.

"Was mit Kindern passiert, die zu früh zur Welt kommen, hängt im hohen Maße davon ab, wo sie geboren werden", sagt die Südafrikanerin. Kinder, die länger als 25 Wochen im Mutterleib waren, haben in den entwickelten Ländern eine fünfzigprozentige Chance zu überleben. "Kinder, die in Afrika oder Südasien nur acht Wochen zu früh kommen, haben ein viel größeres Risiko zu sterben", betont Joy Lawn.

DPA
Von Michael Donhauser, DPA

PRODUKTE & TIPPS