Gesundheit Tollwut-Patientin gestorben

Erstmals ist in Deutschland ein Mensch nach einer Organtransplantation an Tollwut gestorben. Der Zustand von zwei anderen erkrankten Patienten ist kritisch. Staatsanwälte prüfen nun, ob sie Ermittlungen aufnehmen werden.

In der Medizinischen Hochschule in Hannover (MHH) starb am Samstagabend eine Frau, der eine mit dem tödlichen Virus infizierte Lunge verpflanzt worden war. Das teilte die MHH am Sonntag mit. Die Klinik hatte zuletzt mit einer neuartigen Therapie aus den USA versucht, das Leben der Frau zu retten. Auch der Zustand zweier Patienten in Marburg und Hannoversch Münden ist weiter kritisch. Beide hatten von derselben Spenderin Organe erhalten.

Jährlich bis zu 50.000 Tollwut-Tote

Der Patientin aus Hannover war Anfang Januar die Lunge einer Spenderin eingepflanzt worden, die sich vermutlich in Indien mit Tollwut angesteckt hatte und im Dezember gestorben war. Insgesamt hatten sechs Menschen Organe der infizierten jungen Frau bekommen. Bei zwei Patienten in Marburg und Hannoversch Münden brach die Erkrankung ebenfalls bereits aus.

Die Organspenderin wurde nach Medienberichten vom Sonntag schon in mehreren Krankenhäusern mit tollwuttypischen Symptomen wie heftigen Kopfschmerzen und Angstzuständen behandelt, bevor sie in der Universitätsklinik Mainz starb. Die Mainzer Staatsanwaltschaft prüft zurzeit, ob sie Ermittlungen aufnimmt. Behördensprecher Klaus Puderbach sagte, man habe eine Stellungnahme der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) angefordert und werde dann entscheiden. Es gebe noch keine Tendenz. Puderbach widersprach damit einer Meldung des Magazins "Focus", das ihn mit der Aussage zitiert hatte, die Staatsanwaltschaft werde "mit hoher Wahrscheinlichkeit" Ermittlungen aufnehmen.

Die DSO hatte bisher betont, die Frau habe keine Tollwut-Symptome gezeigt. Alle ihre Organe seien vor der Transplantation auf Bakterien, Viren oder Tumore untersucht worden. Tollwut wird von Tieren auf Menschen übertragen, in der Regel durch einen Biss. Ist die Krankheit bereits ausgebrochen, endet sie fast immer tödlich. Bevor die ersten Symptome auftauchen, kann man sich aber noch erfolgreich impfen lassen.

Die junge Frau in Hannover war zwei Tage lang mit einer neuartigen Therapie aus den USA behandelt worden. Mit dem Verfahren hatten US- Ärzte im vergangenen Jahr ein 15 Jahre altes Mädchen mit einer Tollwuterkrankung retten können. Allerdings hatte diese im Gegensatz zu der jetzt gestorbenen Frau keine Organspende empfangen. Axel Haverich von der MHH sagte dem Norddeutschen Rundfunk: "Die amerikanische Patientin hatte keine Organtransplantation. Die Voraussetzungen waren dort anders."

DPA · Reuters
DPA/Reuters

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