Das Unterhaus in London hat britischen Wissenschaftlern neue Möglichkeiten in der Stammzellenforschung ermöglicht. Künftig dürfen sie auch aus Erbgut des Menschen und tierischen Eizellen sogenannte Misch-Embryonen herstellen. Nach einer langen, hitzigen Debatte stimmte die Kammer mit 336 zu 176 Stimmen gegen einen Antrag, eine solche Produktion generell zu verbieten. Damit unterstreicht Großbritannien seinen Ruf als eines der weltweit liberalsten Länder in der Stammzellenforschung.
Wissenschaftler erhoffen sich durch die Schaffung menschlich-tierischer Embryonen neue Erkenntnisse im Kampf gegen bislang unheilbare Krankheiten. Kritiker ziehen dies allerdings in Zweifel und verurteilen diese Form der Stammzellenforschung als monströs und pervers. Sie fürchten, solche Embryos könnten letztlich zu gezielten genetischen Modifikationen und "Designer-Babys" führen. Die katholische Kirche sprach von einer gefährlichen "Frankenstein-Wissenschaft". In Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich ist Forschern die Schaffung menschlich-tierischer Embryonen verboten.
Premierminister Gordon Brown hatte sich vor der Abstimmung für die Verwendung dieser Embryonen ausgesprochen. Er forderte die Parlamentarier auf, für ihre Herstellung zu stimmen, um so möglicherweise Millionen Menschen mit unheilbaren Krankheiten das Leben zu retten. Wissenschaftlern zufolge sollen die Embryos nicht älter als 14 Tage alt werden dürfen und den Mangel an menschlichen Embryos bei der Stammzellenforschung ausgleichen. Solche Maßnahmen einzuführen "schulden wir uns selbst und künftigen Generationen", schrieb Premierminister Brown in der Zeitung "The Observer". Die Abgeordnete Ann Widdecombe von den oppositionellen Konservativen sagte dagegen im Sender GMTV, es gebe keinerlei Beweise dafür, dass eine Nutzung von Hybrid-Embryos tatsächlich Millionen Menschen retten werde.