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Nach EMA-Empfehlung Ist Novavax wirklich ein Totimpfstoff? Und ab wann ist das Mittel verfügbar?

Novavax
Der Impfstoff von Novavax steht in Europa kurz vor der Zulassung
© Tomislav Miletic / Picture Alliance
Viele Kritiker von mRNA- und Vektor-Impfstoffen haben auf das Präparat von Novavax gewartet, weil sie einen Totimpfstoff bevorzugen. Trifft die Bezeichnung auf das Präparat zu? Diese und weitere Fragen zu Novavax.

Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat am Montag nach einem beschleunigten Prüfverfahren den Corona-Impfstoff des US-Pharmaunternehmens Novavax zur Zulassung empfohlen. Das grüne Licht für das Präparat Nuvaxovid (NVX-CoV2373) erweitert das Spektrum der in der EU erhältlichen Corona-Vakzine.

Viele Skeptiker der bisherigen Impfstoffe setzen Hoffnungen in das neue Präparat. Gesundheitsminister Lauterbach warnte jedoch bereits bei Bild TV vor der Annahme, dass der neue Impfstoff "ein Game Changer wird". Studien zufolge seien die bereits millionenfach verabreichten Impfstoffe von Moderna und Biontech "eine ganze Spur sicherer".

Fragen und Antworten zu dem neuen Mittel:

Auf welcher Technologie basiert der Novavax-Impfstoff?

Das Mittel ist ein protein-basierter Impfstoff mit Virusantigen. Konkret verwendet Novavax für sein Vakzin das sogenannte Spike-Protein des Covid-19-Erregers Sars-CoV-2 und reproduziert dieses massenhaft in Insektenzellen. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung damit Antikörper gegen das Protein und kann so eine Covid-19-Erkrankung abwehren. Zudem enthält das Novavax-Vakzin Saponin als sogenanntes Adjuvans, das die Wirkung der Impfung verstärken soll.

Die Immunisierung mit dem Novavax-Impfstoff erfolgt mit zwei Dosen im Abstand von drei Wochen. Wie die bereits in der EU zugelassenen Corona-Impfstoffe wird das Mittel ins Muskelgewebe des Oberarms gespritzt.

Was spricht für den Einsatz des Novavax-Impfstoffs?

Bislang sind in der EU zum Schutz vor dem Coronavirus die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna sowie die Vektorimpfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson zugelassen. Mit dem Novavax-Impfstoff bekommen die Menschen in der EU einen anderen Typ von Corona-Impfstoff zur Auswahl. Dies könnte interessant sein für Menschen, die Vorbehalte gegen die bislang zugelassenen Vakzine haben oder bei denen medizinische Gründe gegen deren Einsatz sprechen.

Novavax hatte im Juni mitgeteilt, sein Corona-Vakzin habe eine Wirksamkeit von rund 90 Prozent. Es schütze auch vor Virusvarianten und zudem zu 100 Prozent vor "moderaten und schweren" Krankheitsverläufen. Wie gut genau das Mittel gegen die erst Ende November entdeckte Coronavirus-Variante Omikron schützt, ist allerdings unklar.

Anders als beispielsweise der Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer-Vakzin lässt sich das Novavax-Vakzin bei Kühlschranktemperatur lagern. Das erleichtert die Logistik und macht das Mittel auch für ärmere Länder interessant.

Ist das Novavax-Vakzin ein Totimpfstoff?

Das kommt auf die Definition an, denn der Begriff "Totimpfstoffe" wird auch von Experten uneinheitlich verwendet. Das Robert-Koch-Institut (RKI) etwa erklärt, da das Mittel von Novavax keine vermehrungsfähigen Viren enthalte, könne es "mit Totimpfstoffen gleichgesetzt werden". Diese breit gefasste Definition umfasst aber auch die mRNA- und Vektorimpfstoffe.

Das Bundesforschungsministerium fasst den Totimpfstoff-Begriff enger und zählt dazu solche Vakzine, die Bestandteile oder einzelne Moleküle des Erregers enthalten, also auch das Novavax-Vakzin.

Nach der noch engeren Definition, dass Totimpfstoffe das tatsächliche Virus oder zumindest Teile davon enthalten müssen, zählt das Novavax-Vakzin allerdings nicht zu dieser Gruppe. Schließlich enthält es keine abgetöteten Virusbestandteile, die direkt aus dem Coronavirus gewonnen werden, sondern gentechnisch hergestellte Virus-Proteine.

Kann der Novavax-Impfstoff nun bald eingesetzt werden?

Die EU-Kommission schloss Anfang August im Namen der Mitgliedstaaten mit Novavax einen Kaufvertrag über bis zu 100 Millionen Impfstoffdosen in diesem und im kommenden Jahr. Außerdem enthält der Vertrag eine Option auf 100 Millionen weitere Impfdosen in den Jahren 2021, 2022 und 2023. Das deutsche Gesundheitsministerium hat den Impfstoff für kommendes Jahr bereits eingeplant.

rös AFP

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