Homöopathen denken in Kategorien, die mit dem Wortschatz der akademischen Medizin nicht vollständig beschrieben werden können. Deshalb hat sich im Laufe der Zeit in ihren Kreisen ein weitgehend eigenständiges System von Begriffen herausgebildet.
Ähnlichkeitsprinzip
Ein homöopathisches Mittel muss beim Gesunden Symptome hervorrufen, die denen einer Krankheit ähneln - und wird dann gegen diese eingesetzt. Beispiele: Allium cepa, die Küchenzwiebel, wird verordnet bei Schnupfen und Tränen in den Augen; Coffea arabica, der Kaffeestrauch, bei Schlaflosigkeit
Arzneimittelbild mit Arzneimittelprüfung
Bei jedem homöopathischen Mittel wird geprüft, wie es auf den gesunden Organismus wirkt. Durch diese "Arzneimittelprüfung" entsteht das "Arzneimittelbild", das im Umkehrschluss anzeigen soll, gegen welche Beschwerden ein Mittel aus homöopathischer Sicht hilft. Vgl. auch > Ähnlichkeitsprinzip
Darreichungsformen
Häufig verwendet werden "Globuli", mit flüssigen Potenzen beträufelte Zuckerkügelchen. Flüssigkeiten mit mehr oder weniger Wirkstoff nennt man Dilutionen. Und auch in Tablettenform kann man Homöopathika kaufen
Einzelmittel
Zu Zeiten Hahnemanns setzte die Medizin die wildesten Mixturen ein, obwohl die Ärzte meist weder die Wirkung der einzelnen Mittel kannten noch die des Gemisches. Das kritisierte Hahnemann und forderte deswegen den Einsatz nur eines Medikaments. Die so genannten klassischen Homöopathen halten sich noch immer an dieses Prinzip: Von ihnen wird ein Patient in der Regel nur ein Mittel bekommen, in Ausnahmen auch einmal ein zweites. Vgl. auch > Komplexmittel
Erstverschlimmerung
Anfangs bemerkte Hahnemann an manchen seiner Patienten nach der Verabreichung von Arzneien Vergiftungserscheinungen, die so genannte verschlimmernde Erstwirkung. Er reduzierte daraufhin die Dosis und ersann dabei das Prinzip der > Potenzierung. Heutzutage interpretieren die meisten Homöopathen die Erstverschlimmerung als ein positives Zeichen, zeige sie doch, dass das ausgesuchte Mittel das richtige sei und wirke
Hahnemann, Samuel
Dr. med. habil.; Begründer der Homöopathie: geboren 1755 in Meißen, studierte Medizin von 1775 bis 1779. Sein Gelehrten-leben wird in zwei Phasen eingeteilt: die kritisch-naturwissenschaftliche Frühphase von 1796 bis 1821 und die Spätphase von 1821 bis zu seinem Tod 1843 in Paris, in der er die Homöopathie in ihrer klassischen Ausrichtung betrieb
Homöopathie
Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt "ähnliches Leiden". (homoin = ähnlich, pathos = Leiden)
Komplexmittel
Mischungen von verschiedenen (meist zwischen drei und acht) Einzelmitteln mit oft unterschiedlichen Potenzen. Es gibt homogene Komplexe, die gegen das Gleiche wirken sollen (z. B. Schnupfen), sowie heterogene, bei denen die enthaltenen Substanzen eine unterschiedliche Wirkrichtung haben, und heterologe Komplexmittel. Letztere beinhalten auch "schulmedizinische" Arzneien. Von Komplexmitteln erhoffen sich die Therapeuten, die Trefferwahrscheinlichkeit erhöhen zu können. Klassische Homöopathen lehnen die Komplexe oft als Schrotschussmethode ab
Miasma
Hahnemann bezeichnete so drei "Urkrankheiten", auf die alle nicht-akuten Leiden zurückzuführen seien: die Psora, entstanden aus der Krätze, die Sykose (aus der Gonorrhö, dem Tripper) und die Syphilis (aus der Lues, ebenfalls eine Geschlechtskrankheit). Später kamen weitere wichtige Miasmen hinzu, etwa die Tuberkulinie und das Krebsmiasma. Die Miasmen sind für viele Homöopathen noch heute ein wichtiger Aspekt in der Krankengeschichte
Nosoden
Homöopathische Mittel, die aus krankhaft veränderten Körperbestandteilen und Stoffwechselprodukten von Mensch und Tier hergestellt werden. Oder aus Bestandteilen von Mikroorganismen, etwa Viren, die aber nicht mehr infektiös sind. Beispiele: Psorinum aus dem Inhalt von Krätzebläschen oder Carcinosinum aus Brustkrebsmaterial
Organon der rationellen Heilkunde
Das Hauptwerk Hahnemanns, die Bibel der Homöopathie. In diesem Buch gibt Hahnemann an, wie das richtige Arzneimittel gefunden wird, wie die Substanzen herzustellen sind und wie man sie wirkungsvoll einsetzt. Erschienen 1810
Polychreste
Substanzen, bei denen in der > Arzneimittelprüfung besonders viele Symptome beobachtet wurden. Von Pulsatilla pratensis, der Wiesenküchenschelle, hat Hahnemann 1046 Symptome an sich selbst beschrieben, an anderen folgten 117 weitere
Potenzierung
Beschreibt die Entwicklung der Arzneikraft durch Verschütteln, also Verdünnen. Je höher die Potenz, desto geringer die Konzentration des Wirkstoffs. Geht oft so weit, dass kein einziges Atom des Wirkstoffs mehr enthalten sein kann (ab D24 sehr wahrscheinlich). Schon Hahnemann war klar, dass hohe Potenzen nicht mehr nach den Gesetzen der Physik wirken können
Repertorium
Ist ein Nachschlagewerk für Therapeuten, in dem den verschiedensten Symptomen Arzneimittel zugeordnet sind. Gebräuchlich ist etwa das Repertorium von James Tyler Kent von 1877. Bei der Repertorisation werden den charakteristischen Symptomen des Patienten die passendsten Arzneimittel zugeordnet. Aus dieser Auswahl an Substanzen wird wiederum mit Hilfe so genannter Wertigkeiten das spezifische Homöopathikum ausgewählt. Viele Therapeuten wenden inzwischen zusätzlich zu den Büchern Computerprogramme an, um das geeignetste Mittel zu finden
Trägerstoffe
Die Substanzen, auf oder in denen die Arzneien gelöst sind. Meist Milchzucker oder Alkohol. Und nicht zuletzt Wasser