Masern Kleinkinder werden viel zu selten geimpft

In ganz Deutschland wird der Impfschutz gegen Masern bei Kleinkindern zu oft vernachlässigt. Besonders schlimm ist die Lage nach Recherchen des stern in Teilen Süddeutschlands - und in Berlin.

Kinder im Kita-Alter werden in Deutschland oft zu spät oder gar nicht gegen Masern geimpft. Im Bundesdurchschnitt bekommen nur 85,8 Prozent bis zu ihrem zweiten Geburtstag die schützende Spritze. Bei der wichtigen zweiten Impfung sacken die Quoten sogar noch stärker in den Keller: Nicht einmal zwei Drittel (62 Prozent) der Zweijährigen sind nach Recherchen des stern doppelt immunisiert.

Die Daten werden diese Woche im Versorgungsatlas des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung veröffentlicht. Sie zeigen erhebliche regionale Unterschiede: Viele Kreise und kreisfreie Städte in Nordrhein-Westfalen liegen selbst bei der Zweitimpfung noch über 70 Prozent. Bundesweiter Spitzenreiten ist der Rhein-Kreis Neuss mit 79,5 Prozent, dicht gefolgt vom Kreis Sonneberg in Thüringen. Auch das Land Schleswig-Holstein schneidet mit 65,6 Prozent überdurchschnittlich ab.

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Weniger als 40 Prozent mit zwei Impfungen

Demgegenüber klaffen vor allem im Süden der Republik große Impflücken: In den bayerischen Kreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, Rosenheim und Passau (Kreis) sind weniger als 40 Prozent der Kleinkinder zwei Mal geimpft. Auch Berlin und weite Teile Baden-Württembergs liegen deutlich unter Bundesdurchschnitt.

Auch wenn bekannt ist, dass viele Eltern ihre Kinder bis zur Einschulung irgendwann nachimpfen lassen, bleibt der Masernschutz bei Kindern in Deutschland lückenhaft. Ein Risiko gerade in Jahren mit massiven Masernausbrüchen, wie Deutschland sie gerade in München, Berlin oder Erftstadt bei Köln erlebt. Dort erkrankten vor allem ungeimpfte Jugendliche und Erwachsene. Durch sie kann das Virus aber auch in Kindergärten eingeschleppt werden.

Masern: Symptome und Gefahren

An Masern, einer hoch ansteckenden Infektionskrankheit, erkranken vor allem Kinder. Typisch für die Krankheit sind rote Hautflecken. Man fühlt sich schlapp, und im Extremfall können Masern Lungen- oder Hirnentzündungen auslösen.

Zwei Spritzen bis zum 23. Lebensmonat

Laut Weltgesundheitsorganisation sollten 95 Prozent der Bevölkerung in einem Land immunisiert sein, um die Masern erfolgreich zu bekämpfen. Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut empfiehlt, Kleinkinder bis spätestens zum 23. Lebensmonat zweimal zu impfen, da die erste Impfung bei bis zu fünf Prozent der Kinder nicht anschlägt.

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