Welt-Meningitis-Tag Diese neun Fakten über eine Meningokokken-Infektion müssen Sie kennen

Mann fasst sich an den Kopf
Bei einer Meningitis kann es schnell zu starken Kopfschmerzen kommen.
© Getty Images
Die ganze Welt spricht – zu Recht – über Covid-19. Trotzdem darf die Aufmerksamkeit für andere schwerwiegende Infektionen nicht abbrechen. Am 24.04. ist Welt-Meningitis-Tag.

Eine Meninigokokkenerkrankung ist selten, führt aber in  2/3 der Fälle zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) und in 1/3 aller Fälle zu einer Blutvergiftung (Sepsis). Und genau das macht sie so gefährlich. Schon häufiger haben wir über schwerwiegende Infektionen mit Meningokokken berichtet, die nicht selten sehr schnell zum Tod führen. Laut Robert-Koch-Institut versterben 10 Prozent aller Patienten an einer Meninogokken-Erkrankung.

Bakterielle Infektionen sind neben Viren die häufigsten Auslöser von Hirnhautentzündungen und Sepsis. Als Erreger gelten meist Meningokokken und Pneumokokken, die den Nasen-Rachen-Raum besiedeln, jedoch meist keine Beschwerden verursachen. Das Deutsche Grüne Kreuz nimmt an, dass rund zehn Prozent aller Europaer Meningokokken mit sich tragen, ohne zu erkranken. Dennoch können Sie die Inefktion weitergeben. Genau das macht die Infektion mit Meningokokken so gefährlich. Gerade Babys und Kleinkinder sind gefährdet, denn ihr Immunsystem ist noch nicht so ausgereift.

Wir haben mit Reise- und Tropenmedizinerin Dr. med. Melanie Schneider über neun wichtige Fragen zur Meningokokken-Infektion gesprochen.

1. Meningitis erkennen:  Was sind die wichtigsten Symptome?

Eine Hirnhautentzündung (Meningitis) kann durch verschiedene Erreger wie Viren, Pilze oder Bakterien verursacht werden - zum Beispiel auch durch Meningokokken.

Bei einer Meningokokken-Erkrankung kann es zu plötzlich auftretenden unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Schwindel und schwerstem Krankheitsgefühl kommen. Bei einer Hirnhautentzündung kommen Erbrechen und Nackensteifigkeit hinzu. Weiterhin können Symptome wie Reizbarkeit, Schläfrigkeit sowie Krampfanfälle oder Hirnnervenlähmungen auftreten. Bei septischen Verläufen kommt es zu Hauteinblutungen, Blutdruckabfall und zum Organversagen. Bei Verdacht auf eine Meningokokken-Erkrankung sollte sofort ein Arzt oder ein Krankenhaus aufgesucht werden! Mehr Infos finden Sie hier.

2. Gibt es einen Unterschied zwischen einer Meningitis bei Kindern und Erwachsenen? Wie äußert sich dieser?

Bei Säuglingen und Kleinkindern kann sich neben den möglichen Symptomen wie Fieber, Erbrechen, Krämpfen, Reizbarkeit oder Schläfrigkeit eine vorgewölbte oder harte Fontanelle (Spalte zwischen den Schädelplatten) zeigen. Eine Nackensteifigkeit kann dagegen fehlen und die Symptome können generell undeutlicher sein als bei Erwachsenen. Gleichzeitig haben jedoch Säuglinge und Kleinkinder leider das höchste Risiko an Meningokokken zu erkranken, weil ihr Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift ist.

3. Wie wird eine Meningitis diagnostiziert?

Zur Diagnose einer Meningitis (Hirnhautentzündung), wird neben der Untersuchung auf klinische Anzeichen auch im Labor der Erreger bestimmt. Es wird also getestet, welcher Erreger die Entzündung der Hirnhäute (Meningitis) ausgelöst hat.

4. Wie steckt man sich mit Meningokokken an?

Meningokokken werden per Tröpfcheninfektion (z. B. Sprechen, Husten, Küssen) übertragen. Etwa jeder zehnte Erwachsene trägt die Erreger im Nasen-Rachen-Raum, ohne selbst daran zu erkranken. So können sie die Bakterien unbemerkt an andere weitergeben. Säuglinge und Kleinkinder haben das höchste Erkrankungsrisiko. Frühzeitige Impfungen sind daher der bestmögliche Schutz, um Meningokokken-Erkrankungen vorzubeugen.

5. Wie ist ein klassischer Verlauf einer Meningitis?

Innerhalb weniger Stunden kann sich bei einer Meningitis bzw. Meningokokken-Erkrankung aus unspezifischen Symptomen ein lebensbedrohliches Krankheitsbild entwickeln. Der Krankheitsbeginn ist meist sehr plötzlich und schnell fortschreitend. (s. auch Antwort zu Symptomen)

6. Wie sieht die Prognose aus?

Meningokokken-Erkrankungen sind zum Glück selten – ca. 300 Fälle pro Jahr in Deutschland. Aufgrund der anfangs sehr unspezifischen Symptome kann die Erkrankung jedoch leider oft erst spät erkannt werden. Zur Behandlung werden Antibiotika eingesetzt.

Im schlimmsten Fall können bei einem von fünf Betroffenen Folgeschäden wie Taubheit, Lähmungen, Narben und Amputationen auftreten. Bei Kindern sind auch Entwicklungsstörungen möglich. Bis zu einer von zehn Erkrankten verstirbt trotz intensivmedizinischer Behandlung.

7. Wie sieht es mit der Impfung aus? In welchem Alter, gegen welche Meningokokken?

Insgesamt gibt es zwölf verschiedene Meningokokken-Gruppen. Impfungen sind gegen fünf der häufigsten Meningokokken-Gruppen in Deutschland möglich: A, B, C, W und Y. Am häufigsten sind mit ca. 60% Meningokokken B, gefolgt von Y, C, W, A und anderen. Die Impfungen sind in unterschiedlichen Lebensaltern möglich, teilweise auch schon in den ersten Lebensmonaten bzw. im ersten Lebensjahr. Einzeln impfen kann man gegen Meningokokken B und C. Gegen A, C, W, Y gibt es eine Kombinationsimpfung. Eltern sollten dazu am besten frühzeitig ihren Kinder- und Jugendarzt ansprechen, wann er welche Impfungen empfiehlt.

8. Warum ist die Impfung gegen Meningokokken-B-Erkrankungen noch keine Kassenleistung?

Standardmäßig empfohlen wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) bisher die Meningokokken-C-Impfung für alle Kinder möglichst früh im 2. Lebensjahr. Diese Impfung wird daher von allen Kassen als Pflichtleistung übernommen. Seit 2015 wird die Impfung gegen Meningokokken der Gruppe B von der STIKO bereits für gesundheitlich gefährdete Personen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko empfohlen. Darüber hinaus wird sie jedoch – genauso wie die ACWY-Impfung – schon von vielen Kassen freiwillig auf Anfrage erstattet. Um eine generelle Standard-Impfempfehlung auszusprechen, benötigt die STIKO umfang­reiche Daten zur impf­präventablen Krankheit und zur jeweiligen Impfung. Da die Evidenz­lage zur Meningokokken-B-Impfung bisher von der STIKO noch nicht als ausreichend bewertet wurde und eine niedrige Meningokokken-B-Krankheitslast in Deutschland vorliegt, hat die STIKO entschieden, mit der Evidenzbewertung für eine mögliche Routine­-Impfempfehlung noch zu warten. Eltern sollten sich daher am besten individuell von ihrem Kinder- und Jugendarzt beraten lassen.

9. Warum ist Meningitis meldepflichtig?

Für eine durch Meningokokken ausgelöste Meningitis oder auch Sepsis besteht eine Meldepflicht gemäß Infektionsschutzgesetz. Zweck des Gesetzes ist es, übertragbaren Krankheiten beim Menschen vorzubeugen, Infektionen frühzeitig zu erkennen und ihre Weiterverbreitung zu verhindern. Da enge Kontaktpersonen ein erhöhtes Risiko haben, sich ebenfalls mit Meningokokken anzustecken, können diese so durch das Gesundheitsamt identifiziert werden und eine antibiotische Prophylaxe und Impfung erhalten.

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