Zukunft der Medizin Ohr aus dem 3D-Drucker – erste erfolgreiche Transplantation in den USA durchgeführt

Transplantation eines Ohrs aus dem Drucker
Sind Implantate aus dem 3D-Drucker die medizinische Zukunft? (Symbolbild)
© richwai777 / Getty Images
Wissenschaftler in den USA haben ein künstliches Ohr aus lebendigem Gewebe transplantiert. Die Besonderheit: Es stammt aus dem 3D-Drucker. Es ist wohl die erste erfolgreiche Transplantation dieser Art. Sie könnte zukunftsweisend sein.

Ein Mädchen wird mit einer Fehlbildung geboren: einem rechten Ohr, das klein und unförmig ist. 20 Jahre später erhält sie ein neues Ohr, hergestellt aus ihrem eigenen Gewebe, von einem 3D-Drucker gedruckt. Es ist wohl die erste Transplantation eines solchen Implantats aus lebendem Gewebe. Und ein Novum, das die Medizin revolutionieren könnte.

"Das ist so aufregend, dass ich mich manchmal ein wenig zügeln muss",  so Arturo Bonilla zur "New York Times" (NYT). Er ist der Arzt der die Operation an der 20-Jährigen in Texas durchführte. Seine Aufregung kommt nicht von ungefähr. Denn, so sagt er, wenn alles wie geplant verlaufe, werde dies die Art und Weise solcher Operationen revolutionieren. Die Transplantation fand bereits im März im Rahmen einer ersten klinischen Studie statt, bei der Implantate aus lebendem Gewebe genutzt werden, die aus dem 3D-Drucker stammen. Elf Freiwillige nehmen an der Studie teil.

Implantat aus lebendem Gewebe

Für das neue Ohr wurde der aus Mexiko stammenden Frau ein winziger Zellklumpen ihres "Original"-Ohrs entnommen. Dieses Vorgehen verringere demnach das Risiko, dass das Implantat später vom Körper abgestoßen werde. Das neue Ohr produziere laut den Wissenschaftler:innen weiter Knorpel und werde schließlich nicht nur aussehen wie ein natürliches Ohr, sondern sich auch so anfühlen. Hergestellt wurde das Implantat von einem Unternehmen für regenerative Medizin mit Sitz in New York, 3DBio Therapeutics.

Am Donnerstag machte das Unternehmen den Eingriff öffentlich, verriet aber keine technischen Details und berief sich laut "NYT" auf Eigentumsrechte. Das erschwert eine externe Beurteilung der Operation. Nach Abschluss der Studie sollen die Daten allerdings in einem medizinischen Fachblatt veröffentlicht werden. Bis dahin bleibt abzuwarten, ob unerwartete Komplikationen bei einem oder mehreren Patienten nach der Transplantation auftreten.

Das Unternehmen gibt jedoch an, dass die verwendete Technologie später möglicherweise auch für Implantate anderer Körperteile verwandt werden könne wie Bandscheiben oder Nasen. Auch zur Herstellung von rekonstruktiven Gewebe, wie zum Beispiel nach einer Lumpektomie, das ist eine chirurgische Entfernung eines Tumorknotens unter Mitnahme des umgebenden gesundem Gewebes in der Brust. 

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Gedruckte Zukunft der Medizin

Auch Adam Feinberg, er ist Professor für biomedizinische Technik und Materialwissenschaft und -technik an der Carnegie Mellon University und nicht an der Studie beteiligt, spricht gegenüber der "NYT" in Bezug auf die Transplantation von einer "großen Sache". Sie zeige, dass es bei dieser Technologie nicht mehr um ein "falls" gehe, sondern nur noch darum, "wann" sie möglich .

Das Ohr aus dem Drucker ist nur ein Beispiel für die Fortschritte, die derzeit auf dem Gebiet der Transplantationen gemacht werden. So wurde erst im Januar einem 57-Jährigen ein genetisch modifiziertes Schweineherz transplantiert. Er starb allerdings zwei Monate später. Das Unternehmen, welches das Schweineherz zur Verfügung stellte, experimentiere aber ebenfalls auch mit 3D-Druck. Im Fokus: die Lunge.

Quelle: NYT, Telegraph

tpo

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