Eine Sprecherin des Bundesverbraucherschutz-Ministeriums sagte am Donnerstagabend in Berlin, das niederländische Agrarministerium habe mitgeteilt, dass etwa 1.740 Schlachtschweine nach Nordrhein-Westfalen und je 230 nach Niedersachsen und Rheinland-Pfalz exportiert worden sind. Die Lieferungen erfolgten vom 2. Mai bis zum 26. Juni.
EU-Warnung kam Dienstag
Die EU-Kommission hatte Berlin am Dienstag gewarnt, dass 30 bis 35 Tonnen des mit dem verbotenen synthetischen Hormon Medroxy- Progesteron-Azetat (MPA) belasteten Futters an einen Schweinemäster nach Hannover geliefert worden sind, sagte die Sprecherin. Der Betrieb wurde gesperrt. Proben seien genommen worden, Ergebnisse seien ihr aber noch nicht bekannt.
Unklarheit über möglichen Verzehr
Der Sprecher des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums, Hanns-Dieter Rosinke, sagte, dass mit Ergebnissen der Untersuchungen in dieser Woche nicht mehr zu rechnen ist. Wie viel Fleisch in den Handel gelangte und wie viele Tiere noch leben, lässt sich noch nicht sagen. »Es kann sein, dass schon ein Tier verzehrt worden ist«, sagte Rosinke.
Schon 1.800 Schweine getötet
Der Sprecher des Düsseldorfer Agrarministeriums, Leo Bosten, sagte, dass im Mai und Juni bereits rund 1.800 Schweine in nordrhein- westfälischen Schlachthöfen getötet worden sind, die aus einem gesperrten niederländischen Betrieb stammten. »Die ersten Lieferungen sind sicher schon gegessen.« Bislang kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob auch in den nach NRW gelangten Chargen tatsächlich das in der Tierzucht eingesetzte Medikament enthalten war. Die letzten Chargen stammten vom 24. und 26. Juni.
Hormone sind nach Angaben der Berliner Ministeriumssprecherin in der Tiermast EU-weit verboten. Lebensmittel werden auf Hormone untersucht, Futtermittel dagegen nicht, da diese Mittel - wenn sie denn illegal angewendet werden - den Tieren gespritzt und nicht dem Futter beigemengt würden. Das Medroxy- Progesteron-Azetat wird zur hormonellen Regelung im Heimtierbereich und beim Menschen in der Anti-Babypillen-Produktion verwandt.
Erst nach vier Tagen kam die Warnung
Der niederländische Landwirtschaftsminister Laurens Brinkhorst sagte am Donnerstag im Parlament in Den Haag, ein Schweinemäster aus der niederländischen Provinz Gelderland habe am 25. Juni bis zu 35 Tonnen hormon-belastetes Schweinefutter an einen Betrieb in Nordrhein-Westfalen exportiert. Vier Tage lang wurden dort die Schweine damit gefüttert. Erst dann hat der Futterlieferant den deutschen Mäster auf die Verunreinigung aufmerksam gemacht. Der niederländische Mastbetrieb gehört nach Brinkhorsts Darstellung zu 29 Betrieben, die von den Aufsichtsbehörden überwacht werden, weil bei ihnen MPA im Schweinefutter entdeckt worden war.