Geflügelpest Belgischer Transporter möglicher Verursacher

Ein belgischer Futtermittel- Transporter steht im Verdacht, den Ausbruch der Geflügelpest in Deutschland verursacht zu haben.

Ein belgischer Futtermittel- Transporter steht im Verdacht, den Ausbruch der Geflügelpest in Deutschland verursacht zu haben. Der Transporter hatte den betroffenen Hof im niederrheinischen Schwalmtal am Tag des Ausbruchs der Seuche am 8. Mai sowie drei Tage zuvor beliefert, teilte das nordrhein-westfälische Agrarministerium am Donnerstag mit. In Berlin entbrannte indes ein Streit über die Impfung von Millionen Hühnern. Zum Schutz vor der Geflügelpest hat nach Japan nun auch Russland die Einfuhr von deutschem Geflügelfleisch vorübergehend verboten.

Legale Einreise

Der möglicherweise mit Viren infizierte Transporter sei legal nach Deutschland eingereist. Zwar gelte seit 16. April für Belgien ein Exportverbot für Lebendgeflügel, dies umfasse aber nicht Futtermittel. Die belgischen Behörden hätten inzwischen alle Tiere auf den Höfen töten lassen, die von dem Transporter beliefert wurden.

In Brüssel sollte am Donnerstagabend über deutsche Anträge entschieden werden, wenigstens Zootiere impfen und Geflügel in Ausnahmefällen transportieren zu dürfen. Die Tiere müssten sonst getötet werden, weil den Betrieben die Unterbringungsmöglichkeiten ausgingen. Bislang wurden in Nordrhein-Westfalen 84 000 Tiere getötet.

Massenimpfung abgelehnt

In Berlin lehnten Regierung und Union Massenimpfungen unabhängig von dem EU-Impfverbot ab, da es noch keine markierten Impfstoffe zur Unterscheidung von kranken Tieren gebe. Die FDP bestreitet das und fordert Massenimpfungen, um die Seuche in den Griff zu bekommen. Der FDP-Politiker Hans-Michael Goldmann forderte ein Programm "Impfen statt Töten". Er ist aber gegen einen Alleingang Deutschlands.

Für Menschen ungefährlich

Mit Verweis auf Experten bezeichneten alle Parteien die Seuche als ungefährlich für die Verbraucher. Eier und Fleisch könnten bedenkenlos gegessen werden. Die EU wollte am Donnerstag über zwei Anträge Nordrhein-Westfalens zur Geflügelseuche entscheiden. So sollen Impfungen von seltenen Zootieren zugelassen werden. Zudem drängt NRW auf eine Lockerung des Transportverbots für Küken und Masthähnchen. Die EU hatte am Montag ein Exportverbot für lebendes Geflügel, Bruteier, Kadaver und Mist verhängt. Es gilt bis zu diesem Freitag, dann will Brüssel über eine Verlängerung oder Aufhebung entscheiden.

Entschädigung

Nach den ersten Massentötungen in Nordrhein-Westfalen haben Geflügelhalter bei der Tierseuchenkasse Anträge auf Entschädigung gestellt. Bislang lägen drei Anträge vor, teilte das zuständige Landesamt am Donnerstag in Münster mit. Wegen der Geflügelpest rechnet die Landwirtschaftskammer Weser-Ems in Oldenburg im Sommer mit höheren Preisen für Eier und Masthähnchen.

Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) bat die Landwirte unterdessen um Geduld. "Wir müssen die strengen Maßnahmen systematisch fortführen", sagte sie. Sollte Deutschland auf nordrhein-westfälischen Höfen impfen lassen, müsste dafür eine Genehmigung aus Brüssel eingeholt werden. Dann drohten allerdings Handelsbeschränkungen von Drittstaaten gegen Deutschland und auch die EU.

Folge der Massentierhaltung

Der Ausbruch der Geflügelpest in Deutschland ist nach Darstellung von Tierschützern eine Folge der intensiven Massentierhaltung. Die Seuche sei der siebte große Skandal in der Landwirtschaft innerhalb der vergangenen sechs Jahre, erklärte der Europäische Tier- und Naturschutz am Donnerstag in Bonn. Die vorherrschende Art der Massentierhaltung in Deutschland und Europa müsse grundsätzlich in Frage gestellt werden.

PRODUKTE & TIPPS