Anzeige
Anzeige

Coronavirus Das Wichtigste über das Testen zu Hause

Coronavirus-Schnelltest
Schnelltest aus dem Supermarkt: Bei Aldi waren die Tests schnell ausverkauft
© Bodo Schackow / DPA
Mit dem massenhaften Einsatz von Schnell- und Selbsttests möchte die Bundesregierung das Land aus dem Lockdown führen. Corona-Fälle sollen so rechtzeitig erkannt und Infektionsketten unterbrochen werden. Doch eine Frage bleibt: Wie viel Freiheit kann man sich damit erkaufen?

Testen, testen, testen: So lautet das neue Credo der Bundesregierung und von Jens Spahn. Bereits Mitte Februar kündigte der Gesundheitsminister an, jedem Bürger einen Schnelltests anbieten zu können. 500 Millionen Tests habe sich die Bundesregierung gesichert.

Ab 1. März, so das Versprechen, solle sich jeder Bürger einmal pro Woche kostenlos mit einem Antigen-Schnelltest auf das Virus testen lassen können. Das Versprechen konnte er nicht einhalten, nun sollte es diese Woche losgehen.

Doch es holpert schon wieder, denn es gibt Streit mit den Bundesländern. Spahns Versprechungen hatten Erwartungen geweckt, unter anderem, dass der Gesundheitsminister die Tests selbst beschafft. Tatsächlich sind aber die Länder und Kommunen für die Bestellung und Einrichtung von Testmöglichkeiten zuständig. Kostenlose Schnelltests sind damit noch nicht für jeden verfügbar – und das obwohl laut Herstellern 150 Millionen Antigen-Schnelltests verfügbar sind und direkt geliefert werden könnten.

Schnell noch in den Supermarkt

Während die Politik noch in der Organisation steckt, ist der Discounter Aldi vorgeprescht und hat vergangenen Samstag die ersten Schnelltests verkauft. 25 Euro kostet dort eine Fünferpackung. Auch Drogerieketten wie dm, Müller und Rossmann wollen diese Woche nachziehen und die Tests direkt im Supermarktregal oder online anbieten. Dass die Schnelltests bei Aldi bereits morgens schon ausverkauft waren, zeigt, wie stark man sich auf diese Tests verlässt. Und wie groß die Hoffnung ist, sich damit der Normalität anzunähern.

Stern Logo

Doch wie viel Freiheit kann man sich für 25 Euro erkaufen? Medienberichte und Aussagen von Politikern vermitteln das Gefühl, mit den Schnelltests käme man zügig aus dem Lockdown heraus. Doch das Gegenteil ist der Fall, wie SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagt.

In der Talkshow-Runde bei Anne Will erklärte er die aktuellen Lockerungsbestrebungen der Bundesregierung für nichtig solange die Teststrategie nicht umgesetzt ist. „Die Schlüsseltechnologie ist eine systematische Testung in Schulen, Betrieben und Testzentren.“ Doch was bringen dann Schnelltests für zuhause? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Antigen-Schnelltest und PCR-Test - Wo ist der Unterschied?

Sowohl PCR- als auch Antigen-Schnelltests dürfen nur von medizinischem Fachpersonal vorgenommen werden und sind deshalb nicht frei verkäuflich. Testen kann man sich in Testzentren, beim Arzt oder in der Apotheke. Ist das Personal geschult, können die Antigen-Schnelltests auch in Schulen und Unternehmen durchgeführt werden. Während PCR-Schnelltests schon bei einer geringen Konzentration der Viren ein positives Ergebnis anzeigen können, muss die Viruslast für dasselbe Ergebnis bei einem Antigentest um einiges höher sein. Allerdings kann man schon nach Minuten mit einem Ergebnis rechnen, ohne die Probe ins Labor schicken zu müssen.

Wo kann man sich testen lassen?

Laut einer Beschlussvorlage haben ab dieser Woche alle asymptomatischen Personen Anspruch auf einen kostenlosen Corona-Schnelltest pro Woche – entweder in einem Testzentrum, beim Hausarzt oder in der Apotheke. Ist das Personal geschult, können die Tests auch in Schulen oder Unternehmen durchgeführt werden. Die Kosten übernimmt der Bund.

Kann man sich auch zu Hause testen?

Seit Samstag bietet Aldi Schnelltests im Fünferpack für 25 Euro an. Händler wie dm, Rossmann und Müller wollen diese Woche nachziehen. Die bislang vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zugelassenen Tests für zu Hause funktionieren über einen Abstrich im unteren Nasenbereich. Es gibt aber auch Selbsttests zum Gurgeln oder Spucken. Sie sind für Laien leichter zu handhaben als die normalen Antigen-Schnelltests, bei denen ein tiefer Nasen- oder Rachenabstrich erforderlich ist.

Bin ich garantiert virenfrei?

Ein negatives Testergebnis ist keine Garantie, dass man sich nicht infiziert hat. Durchschnittlich erkennt der Test 88 Prozent der Infektionen. Allerdings muss dafür die Viruslast hoch genug sein. Außerdem ist das Ergebnis nur eine Momentaufnahme. Testet man sich beispielsweise kurz vor einem Besuch bei den Großeltern, kann es sein, dass man sich auf dem Weg dorthin noch ansteckt und die Kontaktpersonen infiziert. Hat man sich gerade erst beim Sitznachbarn in der Bahn angesteckt, ist davon auszugehen, dass der Schnelltest die Infektion noch nicht erkennt, weil die Viruslast nicht hoch genug ist. Am höchsten ist sie, wenn die ersten Symptome ausbrechen.

Wie lange ist der Test aussagekräftig?

Laut SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach ist das Testergebnis höchstens sechs Stunden lang aussagekräftig.

Das Ergebnis ist positiv, was kann ich tun?

Antigen-Schnelltests gelten als weniger zuverlässig. Fällt das Ergebnis zuhause positiv aus, muss es durch einen PCR-Test bestätigt werden. Dafür kann man telefonisch einen Termin beim Hausarzt oder einem Impfzentrum vereinbaren. Auch die Kontaktpersonen der letzten Tage sollten informiert werden. Bis zum endgültigen Testergebnis sollte man sich so gut es geht selbst isolieren.

Werden die Schnelltests die bisherigen PCR-Tests ersetzen?

Die PCR-Tests müssen in Laboren ausgewertet werden und sind Experten zufolge als verlässlicher. Schnelltests sind vor allem zeitsparend. Sie liefern in der Regel nach einigen Minuten ein Ergebnis.

Was bringen Schnelltests für zu Hause?

Die Schnelltests gelten neben der Impfung als weiteres Mittel, um Infizierte zu finden und so die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Wer sich zuhause selbst testet, sich bei einem positiven Ergebnis eigenverantwortlich in Quarantäne begibt und Kontaktpersonen benachrichtigt, kann dazu beitragen die Pandemie einzudämmen.

cl / Andrea Hentschl/dpa

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel