"Sport in der Schwangerschaft ist gesund", meint der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Perinatalmedizin, Prof. Karl-Theo Schneider. Neuen Erkenntnissen zufolge können Schwangere bedenkenlos Sportarten wie Joggen, Aerobic und Reiten betreiben. Experten hatten bisher angenommen, dass dies dem Kind schade. "Es gibt keinerlei Erkenntnisse, dass maßvoller Sport bei einer normalen Schwangerschaft einen Abort auslöst", betont der Leiter der Abteilung Perinatalmedizin am Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München in einem dpa-Gespräch.
Vielmehr könne durch den Sport die Ausschüttung von Endorphinen regelrecht trainiert werden. Unter anderem trügen die Glückshormone dazu bei, dass die Wehen besser ertragen werden könnten. Untersuchungen hätten ergeben, dass Sportlerinnen während der Geburt mehr Endorphine ausschütten als andere Frauen. Außerdem reduziere Sport die Gefahr von Bluthochdruck und Diabetes in der Schwangerschaft.
Schwangerschaft steigert die Leistung
Zu Beginn der Schwangerschaft seien Frauen auf Grund der hormonellen Umstellung sogar leistungsfähiger als sonst und können somit auch neu in Sportarten einsteigen. Dieser Effekt sei seinerzeit in der ehemaligen UDSSR genutzt worden - viele Sportlerinnen seien bei Wettkämpfen schwanger gewesen.
Frauen könnten theoretisch sogar bis kurz vor der Geburt joggen gehen, wenn sie sich gut dabei fühlten und die Schwangerschaft ohne Komplikationen verlaufe, erläutert der Geburtsmediziner. Seine Untersuchungen konnten die Annahme nicht bestätigen, dass die Erschütterung beim Reiten vorzeitige Wehen auslösen könne.
Allerdings sollten die Schwangeren beim Sport deutlich unter ihrer maximalen Belastbarkeit bleiben und verletzungsträchtige Sportarten meiden. "Jetzt mit dem Reiten zu beginnen, wäre wegen der Sturzgefahr nicht richtig - Reiten sollten etwa nur Frauen mit eigenem Pferd, die das Tier gut kennen." Tabu seien Tauchen sowie Touren im Hochgebirge, wo der Sauerstoffgehalt der Luft deutlich geringer ist.