Viele Frauen kennen das Problem: Ab etwa 45 Jahren entwickeln sie einen Bauch. Schuld daran sind die Wechseljahre. Der hormonelle Umbau ist ein tiefer Einschnitt in das Leben jeder Frau. Männer haben es da besser, sie müssen solche radikalen Veränderungen nicht durchleben. Vor und während der Wechseljahre übernimmt Schritt für Schritt das männliche Hormon Testosteron langsam das Kommando, der Level des weiblichen Hormons Östrogen sinkt. Diese Phase des Wandels dauert im Durchschnitt sieben Jahre. Sie geht einher mit Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, unregelmäßigen Blutungen, Schlafstörungen und einer Umverteilung des Fetts am weiblichen Körper.
Vor allem der letzte Faktor hat weitreichende Konsequenzen für die Gesundheit von Frauen. Jetzt verlieren Frauen an Muskel- und Knochenmasse, es kommt nicht nur zu einer Zunahme des Fetts, sondern auch zu einer Umverteilung – Polster an Hüfte und Gesäß schwinden, das Bauchfett nimmt zu. Die Figur wird von "Birnen-" auf "Apfelform" umgebaut. Ich habe mich in den vergangenen Jahren als Wissenschaftsredakteurin intensiv mit dem Thema befasst und kenne natürlich die Studien und Zahlen zu Bauch, Fett und Gesundheit. Frauen in Deutschland haben im Durchschnitt einen Bauchumfang von 90 Zentimetern. Und vor allem im Alter legen die Frauen deutlich an Umfang zu. Das ist sehr gefährlich. Frauen sollten nicht mehr als 80 Zentimeter haben. Denn mit jedem Zentimeter steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ2. Es gibt wohl sogar einen Zusammenhang zwischen Bauchumfang und Krebs. Offenbar löst Bauchfett Vorgänge im Körper aus, die uns krank machen. Und zwar lange, bevor der Body-Mass-Index (BMI) Übergewicht anzeigt.
Der Body-Mass-Index ist ein unbrauchbarer Wert
Der BMI, das wird immer klarer, ist ein eher unbrauchbarer Wert. Denn Fett ist nicht gleich Fett. Ob es uns schadet, hängt davon ab, wo am Körper wir es mit uns herumtragen. Vor allem das am Bauch löst wohl einen wahren Krankheits-Tsunami aus. Denn das tief in der Bauchhöhle liegende Fett wird in der Medizin inzwischen als eigenes Organ gehalten – vielleicht ist es sogar das größte menschliche Organ überhaupt. Lange wurde es unterschätzt. Es ist längst nicht so träge, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Befindet es sich am Bauch, sendet es rund um die Uhr "böse" Botenstoffe in die Blutbahn. Es ist ein endokrines Organ, das Herz und Kreislauf schädigen kann. Ja, man kann sagen: Es tötet uns langsam und lautlos von innen.
Warum?