Spektakuläre Arm-Transplantation Patient kann Finger bewegen

Vor einem Jahr haben Mediziner einem Landwirt in einer spektakulären Operation die Arme eines Toten angenäht. Ein Häcksler hatte dem Mann seine Gliedmaßen durchtrennt. Die Ärzte sind mit der Genesung mehr als zufrieden: Mittlerweile kann der Patient immerhin die Finger der linken Hand bewegen.

Im Juli 2008 transplantierten Münchener Mediziner dem Landwirt Karl Merk zwei komplette Arme - eine medizinische Sensation. Weltweit war es die erste Transplantation dieser Art. Nun ziehen die Ärzte eine positive Zwischenbilanz: "Die Regeneration der Transplantate ist sehr erfreulich", sagt der Mediziner Hans Günther Machens. Merk könne bereits die Finger seinen linken Hand bewegen. Auch der rechte Arm sei auf einem guten Weg, wenn auch noch nicht ganz so weit. "Manchmal gab es über Nacht Fortschritte", sagt Merk selbst. "Ich bin jetzt wirklich sehr zufrieden." Die Ärzte wollen künftig auch anderen Patienten, die Arme oder Hände verloren haben, eine Transplantation ermöglichen und dafür ein Zentrum gründen, wie Machens sagt.

Finger, Hände und Unterarme waren weltweit zwar schon seit längerem erfolgreich transplantiert worden - mit der Verpflanzung von zwei kompletten Armen betraten die Münchner Mediziner jedoch Neuland. Dem spektakulären Eingriff gingen jahrelange Vorarbeiten voraus. Geübt hatten die Chirurgen an Ratten- und Hundebeinen, zuletzt an zwei menschlichen Leichen aus der Klinikanatomie.

Mehr als 40 Ärzte und Assistenten nähten Merk im Juli 2008 in einem Wettlauf gegen die Zeit die Arme eines Verstorbenen an. Auch in gekühltem Zustand behält das Gewebe des Spenders ohne Durchblutung nur wenige Stunden seine Funktionalität. Hinzu kam, dass der Spender erheblich größer als der Empfänger war, die Ärzte mussten deshalb die Knochen in der richtigen Länge abschneiden. Die Teams arbeiteten gleichzeitig an der rechten und linken Seite des Spenders und des Empfängers. Nacheinander wurden die Knochen, die Arterien, Venen, Muskeln, Nerven und Hautlappen zusammengefügt. Der hochkomplizierte Eingriff dauert über 15 Stunden. Die Verpflanzung ganzer Arme ist auch deshalb besonders schwierig, da sehr viel Haut mit übertragen wird, die eine starke Immunreaktion des Empfängers auslösen kann.

Seit damals musste Merk unzählige Stunden zur Physiotherapie, teilte die Klinik weiter mit. Nach und nach lernte er, seine neuen Arme immer besser zu nutzen. Dabei brauchte er viel Geduld, denn die Nerven mussten erst langsam in die neuen Arme einwachsen. Offenbar ging dies jedoch schneller als erwartet. Nach der Operation hatten die Ärzte erklärt, dass es eineinhalb bis zwei Jahre dauern könne, bis Merk seine Finger bewegen könne. Auch Phasen mit Abstoßungsreaktionen überstand Merk mithilfe starker Medikamente. "Inzwischen muss der Patient nur noch einmal wöchentlich ins Klinikum kommen", sagt Machens.

Seine Arme verlor Merk im September 2002 bei einem Unfall. Beim Reparieren seiner Mais-Häckselmaschine rutschte der Landwirt aus und geriet in die laufende Maschine. Reflexartig versuchte er, mit der rechten Hand den linken Arm herauszuziehen, dabei fraßen sich die rotierenden Messer in beide Arme und rissen sie fast bis zur Achselhöhle ab.

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