Sprechstunde mit Eckart von Hirschhausen Wer loslässt, hat zwei Hände frei

Von Eckart von Hirschhausen
Zeit loszulassen: Eckart von Hirschhausen sagt Tschüss.
Zeit loszulassen: Eckart von Hirschhausen sagt Tschüss.
© Colourbox.de
Zehn Jahre zeigte uns Eckart von Hirschhausen regelmäßig einen humorvollen Blick auf Gesundheitsthemen. Jetzt ist es Zeit loszulassen - und sich zu bedanken.

Die Überschrift klingt schon wie ein altes chinesisches Sprichwort, wahrscheinlich hat es Konfuzius so gesagt oder konfuser, und falls nicht, kann er sich nicht mehr wehren. Es stimmt einfach und passt, denn heute möchte ich schweren Herzens loslassen und mich von Ihnen verabschieden. Dies ist meine letzte Kolumne. Praktisch seit es stern Gesund Leben gibt, durfte ich auf der letzten Seite des Heftes meinen Senf dazugeben.

Ich bin dankbar

Sagt man das heute noch? "Senf dazugeben" klingt so nach Würstchen, das isst doch keiner mehr in veganen Zeiten. Ja, es hat sich vieles geändert, nicht nur im Gesundheitsbewusstsein, gerade auch in der Presselandschaft, der es momentan so an den Kragen geht wie anderen Landschaften auch: Monokulturen, schrumpfende Erträge auf übersäuerten Böden. Abholzen, wo man hinschaut. Abbau von gewachsenen Strukturen, ohne dass jemand die Folgen der Erosion abschätzen kann. Und schuld daran sind wir alle, die wir erwarten, dass es gute Ideen umsonst im Internet gibt, statt für Zeitschriften gutes Geld zu zahlen. Aber wenn alles umsonst ist, wer bezahlt dann noch kluge Köpfe dafür, die sich auch einmal länger mit etwas beschäftigen, statt den erstbesten Gefühlsausdruck zu posten und zu bloggen? Keine Ahnung. Ich wünsche allen jetzigen und künftigen Blattmachern viel Glück und wenig Blätter vor dem Mund.

Was ich weiß: Ich bin diesem Heft und seinen Machern und Lesern unglaublich dankbar! Denn vor zehn Jahren war ich in erster Linie noch Bühnenkünstler und glaubte nicht daran, dass meine Texte und Ideen nicht nur live vor Publikum, sondern auch geschrieben funktionieren könnten. Und deshalb bin ich den Redakteuren dankbar, die mich einluden, es hier im Heft zu versuchen. Aus den Texten entstand mein Buch "Die Leber wächst mit ihren Aufgaben", das sehr viel mehr Menschen erreicht hat als erwartet, und mein Leben nahm einen anderen Lauf. Ich bin aber weiter auf Tour, und wer Lust hat, mich in echt zu erleben, sei herzlich willkommen zu meinem "Wunderheiler"-Kabarettprogramm. Denn für mich gehören Medizin und Humor zusammen, auch wenn viele Debatten um Ernährung so von Spaß befreit sind wie von Gluten und Laktose, nach dem Motto: Was ist gesünder, drei Vierkornbrötchen oder vier Dreikornbrötchen?

Lassen Sie uns Freunde bleiben

Vor Kurzem erlebte ich Reinhard Mey in einem grandiosen Konzert. Er hüpfte wie ein kleiner Junge auf die Bühne, dabei ist er 71 Jahre. Er wirkte vital, berührend, zart und kraftvoll zugleich, bei allem, was das Schicksal ihm abverlangt hat. Er sinnierte darüber, warum es nie neue chinesische Sprichwörter gibt. Vielleicht, weil man tatsächlich keine neuen Erkenntnisse braucht für das Geheimnis des Lebens, was er verkörpert: "Mache, was du liebst. Und liebe, was du machst. Verbinde dich mit Menschen, die guten Willens sind. Gib dich hin. In jedem Moment neu."

Und das verkündeten Gesundheitswissenschaftler, Weise und Spinner schon immer. Was bleibt zu sagen? Was man kapiert hat, setzt man für sich um. Und was man nicht versteht, kann man immer noch als Ratschlag an andere weitergeben - daran habe ich mich gehalten. Danke, dass ich so viel Zeichen hier setzen durfte, wir sehen uns wieder, liebe Freunde dieser Kolumne, lassen Sie uns Freunde bleiben!

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