Gewinnung in Hülle und Fülle
Aus dem menschlichen Blut lassen sich möglicherweise Stammzellen in Hülle und Fülle gewinnen. US-Forscher berichten, dass sie bestimmte weiße Blutzellen in die begehrten Stammzellen verwandelt haben. Diese Stammzellen entwickelten sich demnach im Labor anschließend in mehrere Gewebearten wie Leber- oder Nervenzellen weiter. Das berichtet das Team um Eliezer Hubermann vom Argonne National Laboratory bei Chicago (US-Staat Illinois) im Fachjournal "Proceedings" der Amerikanischen Akademie der Wissenschaften ("PNAS").
Stammzellen wurden bislang aus Knochenmark gewonnen
Die Forscher hoffen, mit derart behandelten Monozyten einmal verschiedenartige Körperzellen ersetzen zu können, die infolge einer Krankheit zerstört worden sind. Als Quelle für solche pluripotenten, also verschiedene Gewebesorten bildenden, adulten Stammzellen ist bislang vor allem das Knochenmark bekannt. Die Forscher um Huberman machten sich nun im Blut auf die Suche nach den gefragten Verwandlungsspezialisten. Aus menschlichem Blut isolierten sie dazu zunächst die Monozyten. Diese behandelten sie mit speziellen Molekülen, die die Entwicklung von Zellen beeinflussen können, so genannten Wachstumsfaktoren.
Die gewonnenen Stammzellen entwickelten sich zu anderen Zellen weiter
Nach fünf Tagen fanden sich in den Zellkulturen neben herkömmlichen Makrophagen ("Fresszellen") auch die gesuchten Stammzellen. Dies gelang auch dann, wenn die Monozyten zuvor in flüssigem Stickstoff gelagert worden waren. Demnach könnten sich auch Blutkonserven zur Gewinnung der Stammzellen eignen. Stimulierten die Wissenschaftler die Stammzellen anschließend mit weiteren Wachstumsfaktoren, entwickelten sie sich zu Nerven-, Leber-, Haut- oder Immunzellen.
Alternative zu umstrittenen embryonalen Stammzellen
Welche Aufgaben die Stammzellen aus dem Blut im Körper innehaben, ist bislang unklar. Die Forscher vermuten, dass sie die Reparatur zerstörten Gewebes erleichtern. Genau diese Funktion sollen die Stammzellen nach Hoffnung der Forscher auch in der medizinischen Therapie übernehmen. Sie könnten Immunzellen erneuern, die infolge einer Krebstherapie abgestorben sind, oder Nervengewebe ersetzen, das bei Demenzerkrankungen wie Alzheimer zugrunde geht. Neben den Knochenmarkszellen stünde mit den Blutzellen nun eine weitere Alternative zu den ethisch umstrittenen embryonalen Stammzellen zur Verfügung, schreiben die Wissenschaftler.